Johann Baptista Herrenberger, genannt Konstanzer Hans, ist Ende des 18. Jahrhunderts schon zu Lebzeiten eine Legende im Schwarzwald. Als Räuber wird er gefürchtet und bewundert, und seine Raubzüge führen ihn vom Bodensee über die nahegelegene Schweiz bis in die Rheinebene am Hochrhein. Er wurde 1759 in Oppenau als Sohn eines Flickschusters geboren, und da der Lohn des Vaters nicht reicht, um die Familie zu ernähren, muss er schon als Kind betteln gehen. Hans hasst das Betteln und deshalb lässt er sich im Alter von acht Jahren an einem Markttag in Oberkirch von seinem Freund Jakob zu einem Diebstahl überreden. Doch Hans wird auf der Flucht gefasst. Sein Vater, der alte Konstanzer, wie der Flickschuster von den Leuten genannt wird, ist über den von seinem Sohn begangenen Diebstahl sehr aufgebracht und er will ihm zeigen, wie er einmal enden wird, wenn er nicht mit dem Stehlen aufhört. Eines Morgens weckt er Hans in aller Frühe, um mit ihm nach Oppenau zu gehen, wo an diesem Tag eine Hinrichtung stattfindet. Hans soll mit eigenen Augen sehen, wie ein Dieb am Galgen endet.
Historischer Roman
Der Historische Roman entführt Leser*innen in vergangene Zeiten und lässt Geschichte lebendig werden. In dieser Kategorie stehen authentisch recherchierte Schauplätze, historische Persönlichkeiten und Ereignisse im Mittelpunkt – oft verknüpft mit fiktiven Schicksalen, die tief in den Zeitgeist der jeweiligen Epoche eintauchen.
Ob Antike, Mittelalter, Renaissance oder die Wirren des 20. Jahrhunderts – historische Romane zeigen, wie Menschen früher dachten, liebten, kämpften oder zweifelten. Dabei bieten sie nicht nur spannende Unterhaltung, sondern auch einen atmosphärischen Zugang zu Geschichte, der über bloße Fakten hinausgeht.
Ideal für alle, die sich von packenden Erzählungen und lebendigen Bildern vergangener Welten fesseln lassen möchten – sei es in opulenten Sagas, biografisch geprägten Romanen oder schicksalhaften Familiendramen mit historischem Hintergrund.
Schneesturz von Julia Heinecke
Der Fall des Königenhofs – Historischer Roman aus dem Schwarzwald
Der historische Roman Schneesturz* von Julia Heinecke stützt sich auf ein Unglück, das am 24. Februar 1844 den Königenhof im Wagnerstal nach einem Lawinenabgang unter sich begraben hat. Um eine Vorstellung von den Menschen, die später von den Schneemassen verschüttet wurden zu haben, setzt der Plot elf Jahre vor der Katastrophe an: Martin Tritschler ist der neue Besitzer des von einem Wald umgebenden Königenhofes, der ihm ein gutes Einkommen durch den Verkauf des Holzes sichern soll. Tatsächlich ist er schon nach einem Jahr schuldenfrei, doch nur, weil er mehr Bäume als erlaubt abholzt und den Hang kahlschlägt. Die Warnungen eines Nachbarn, die nicht nur dem neuen Waldgesetz gelten, sondern vor allem der damit verbundenen Gefahr, dass die abgeholzten Tannen keinen Schutz mehr bieten, hat er allesamt in den Wind geschlagen.
Unterdessen bringt Martins Ehefrau Walburga in der elften Schwangerschaft Zwillinge zur Welt und mit vierundvierzig Jahren im Jahr 1838 sogar das dreizehnte Kind, obwohl Martin der Magd Gertrudis nachstellt.
Felix Blom – Ein Gauner auf dem Weg zum Meisterdetektiv

Ein ungeliebter Rückkehrer
Kriminalkommissar Ernst Cronenberg und sein Assistent Bruno Harting sind wenig begeistert über die Freilassung von Felix Blom, der drei Jahre im Zellengefängnis Moabit in Berlin verbracht hat. Zuvor war Blom an ein ausschweifendes Leben und maßgeschneiderte Kleidung gewöhnt. Obwohl er weiterhin behauptet, zu Unrecht wegen eines nicht begangenen Einbruchs verurteilt worden zu sein, sind die Kommissare überzeugt, dass er der Täter war und den entwendeten Schwarzen Adlerorden irgendwo versteckt hat.
Ein rätselhafter Todesfall
Unterdessen werden Cronenberg und Harting zu einem Toten in die Charité gerufen. Dort liegt der aus Dresden stammende Julius Jacobi, der sich augenscheinlich selbst eine Kugel in den Kopf geschossen hat.
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Svendborg 1937 von Tanja Jeschke
Im Fokus des Romans Svendborg 1937* steht die Aufarbeitung der Ereignisse um die vor dem Zweiten Weltkrieg nach Dänemark emigrierten Juden. Wie Bertolt Brecht wandert auch die Familie Dinkelspiel nach Svendborg auf die dänische Insel Fünen aus, weil die Bilder in der Kunsthandlung von Oz Dinkelspiel als entartet gelten und sich die Familie in Deutschland nicht mehr sicher fühlt. Lediglich ein Bild ist ihm geblieben, das er gut versteckt im Gepäck verstaut. Im Sommer 1937 setzen sich Oz mit seiner Ehefrau Malka sowie den Kindern Ricarda, Meret und dem mongoloiden Friedrich in Flensburg in den Zug, um bei Gertrud, einer alten Freundin von Oz Mutter, unterzukommen. Doch die Familie wird nicht aus purer Nächstenliebe aufgenommen, sondern weil Oz für den „Unterschlupf bares Geld zahlen“ und sich „nicht lumpen“ lassen will.
Ein Anwalt verkauft unterdessen das Haus der Familie in Flensburg samt Inventar. Da Oz aus seiner Kinderzeit von Ferien in Dänemark noch die Sprache spricht, nehmen nur Malka und Meret Dänisch-Unterricht, Ricarda zieht es vor, weiterhin nur auf ihrem Cello zu spielen.
Stimmen der Hoffnung – Drei Frauen im Aufbruch zur Radiogeschichte

Freundschaft, Ambitionen und die Schatten der Vergangenheit
Nach dem Tod ihrer Eltern wächst Gesa Westhof bei ihrer Tante in Bielefeld auf. Im Jahr 1926 hat die 24-Jährige nur einen Wunsch: beim Südwestdeutschen Rundfunk in Frankfurt zu arbeiten. Zunächst schlägt sie sich als Servierkraft durch, wobei sie Inge Jacobs kennenlernt – eine junge Frau, die im Café mit Gesang die Gäste unterhält und Gesa als Untermieterin bei sich aufnimmt.
Inge träumt von einer Karriere als Sängerin und arbeitet als Sekretärin bei Albert Bronnen, dem Sendeleiter des Rundfunks. Über ihn hat sie Kontakt zu Margot Mikola, einer Cellistin, die sich als einzige Frau im Rundfunkorchester gegen die männlich dominierte Welt behaupten muss – nicht zuletzt, weil Dirigent Bienefeld ihr das Leben schwer macht.
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Der Würger von der Cater Street von Anne Perry
Die Protagonistin des zum Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelten Kriminalromans Der Würger von der Cater Street* Charlotte Ellison lebt in einem von ihrem Vater Edward patriarchalisch geführten Haus, das zur gehobenen Mittelschicht in London zählt. Als eine junge Frau ermordet wird, verbietet Edward, dass seine Töchter Charlotte, Sarah und Emily sowie Ehefrau Caroline davon erfahren. Doch die dreiundzwanzigjährige Charlotte liest heimlich die Zeitung. Wenig später wird ebenfalls in der Cater Street ein Hausmädchen tot aufgefunden. Dessen ungeachtet geht Emily auf einen Ball, auf dem ihr Lord George Ashworth vorgestellt wird. Fortan zählt für sie nur noch, wie sie den aus höherem Hause und gutaussehenden jungen Mann für sich gewinnen kann.
Eines Abends, Charlotte ist alleine zu Hause, kommt Dienstmädchen Lily nicht mehr zurück. Aus Sorge schickt sie Butler Maddock zur Polizei, was allerdings ihren Vater erzürnt, der es für übertrieben hält, wegen eines sicher nur durchgebrannten Dienstmädchens die Polizei zu informieren.
Wo das Licht herkommt von Clementine Skorpil
Weil Philippine nicht mit dem Tierquäler Seppl verheiratet werden will, flüchtet sie aus der elterlichen Wohnung und kommt ausgehungert in Wien an. Sie freundet sich mit der erst vierzehnjährigen Grete an, wird vergewaltigt und hasst alle Freier. Ihre beste Freundin Grete überlebt das Kindbett nicht, was für Philippine ein schwerer Verlust ist. Verzweifelt bemüht sie sich um das Wohl des kleinen Jakob, das Einzige, was von Grete geblieben ist. Ihre Möglichkeiten sind begrenzt: Entweder sie geht ins Kloster, Hurenhaus, auf die Straße oder zieht Hosen an.
Philippine entscheidet sich für Rom, nennt sich fortan Philipp Moosleitner und darf, da sie sich den „Lehren des Äskulap verschrieben“ hat, als Mann Medizin studieren. Später verlässt sie Rom und nimmt im portugiesischen Coimbra als Philipp ein Studium der Kartografie auf.
Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele: Ein historischer Roman zwischen Wissenschaft und Inquisition

Zwischen Sezierung und Verbot
Paracelsus wohnt mit seinem besten Freund Caspar in einer Studentenunterkunft in Basel. Mit der Erlaubnis des noch amtierenden Bischofs sezieren die beiden Leichen, um der unsterblichen Seele auf die Spur zu kommen. Doch dann teilt ihm Jacob Göttisheim, der Dekan der medizinischen Fakultät, mit, dass der neue Fürstbischof Philipp von Gundelsheim ihre Studien verbieten wird. Dieser sieht darin eine „ketzerische Arbeit“, zumal chirurgische Eingriffe den Badern vorbehalten sind.
Der Medizinstudent Martin Clauberg unterstützt den neuen Bischof und prophezeit, dass dieser den jüdischen Dekan Jacob Göttisheim vertreiben werde. Daraufhin gerät Paracelsus mit seinem Widersacher in einen heftigen Streit und wird schließlich von Steffan von Bärenfels bewusstlos geschlagen.
Die Stille der Frauen von Pat Barker
Die Bewohner von Lyrnessos bangen um ihr Leben, als sie von den Griechen angegriffen werden. Königin Briseis, einst mit vierzehn Jahren verheiratet und inzwischen neunzehn Jahre alt, muss mitansehen, wie der mächtige Achill alle Männer tötet, darunter auch ihre Brüder. Die siegreichen Männer plündern den Palast, und während sich die einen mit Wein betrinken, vergewaltigen die anderen reihenweise die Sklavinnen. Später werden die Angehörigen der königlichen und adeligen Familien von den Griechen auf ein Schiff getrieben und bei Ankunft im vor Troja gelegenen Heerlager wird über ihr weiteres Schicksal entschieden.
Als Belohnung für seine Tapferkeit und die vielen getöteten Männer wird Briseis als Ehrengeschenk für Achill auserkoren. Von einer Königin zur Sklavin degradiert, muss sie von nun an ihren neuen Herrn und seine Hauptleute bedienen. Wann immer es ihr möglich ist, verbringt sie die Abende in der Hütte der Frauen mit Iphis, die Achill seinem besten Freund und Stellvertreter Patroklos geschenkt hat.
Zwischen Wahnsinn und Wahrheit: Frank Tallis’ Teuflischer Walzer

Ein grausamer Fund in Wien
In einer verfallenen Klavierfabrik in Wien wird ein toter Mann entdeckt, dessen Gesicht durch Säure bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Der Leichnam sitzt auf einem Stuhl, vor ihm stehen drei weitere Stühle, die Inspektor Oskar Rheinhardt und seinem Assistenten Haussmann den Verdacht eines abgehaltenen Ehrengerichts nahelegen. Die Obduktion ergibt, dass der Mann durch einen Kopfschuss getötet wurde. Zudem weist er Peitschenhiebe am Rücken und Schwimmhäute zwischen den Zehen auf.
Um die Identität des Ermordeten zu klären, bittet Rheinhardt seinen Freund, den Psychiater Maxim Liebermann, ihn als medizinischen Berater zu unterstützen. Die beiden verbindet eine gemeinsame Leidenschaft für das Singen und Klavierspielen.
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