
Ein verschneites friesisches Dorf und zwei neugierige Kinder
Die achtjährigen Zwillinge Jonte und Jelda leben mit ihrer Mutter Julia de Fries in Tjardswarf, einem kleinen Ort im friesischen Wangerland. Ihr Vater ist Kapitän auf einem Containerschiff und kann auch das bevorstehende Weihnachtsfest wieder nicht bei ihnen sein. Endlich hat es geschneit, und die Kinder beobachten, wie Jugendliche eine alte Frau – die sie eine „Toversche“ schimpfen – mit Schneebällen bewerfen.
In Tjardswarf hält sich das Gerücht, dass es sich bei der Alten mit den schulterlangen roten Haaren und der bunten Kleidung, die hinter dem Deich eine Kate bewohnt, um eine Hexe handelt. Verdächtig erscheint zudem, dass sie sich mit Tieren unterhält. Obwohl die Kinder wissen, dass es keine Hexen gibt, haben sie Angst vor Feline Kramer. Nur zögerlich nähern sie sich der Frau, die von einem Schneeball an der Nase getroffen wurde.
Feline Kramer und ihre tierischen Gefährten
Wie Jonte und Jelda von Feline erfahren, ist deren Ehemann verstorben. Zu ihrer Nichte und ihrem Neffen hat sie seit einer Krebserkrankung keinen Kontakt mehr, sodass sie seither allein lebt. Ihre einzigen Freunde sind der Fuchs Anton, der Igel Fritz und das Reh Rudolph, um die sie sich liebevoll kümmert und die sie mit Futter versorgt.
Über Feline lernen die Zwillinge auch den eigenwilligen Postboten Hajo Wulkjemann kennen, der wie ein Weihnachtsmann aussieht – weshalb viele Kinder ihn auch für einen solchen halten. Wie Feline lebt auch er zurückgezogen und hofft, dass seine Tochter Gabi zumindest in diesem Jahr endlich wieder über Weihnachten zu Besuch kommt. Deshalb hat er Felines Einladung ausgeschlagen, um alles für den ersehnten Besuch vorzubereiten.
Ein Schatz, ein Geheimnis und eine Entdeckung
Als Hajo erfährt, dass Jonte und Jelda im Schuppen und auf dem Dachboden der Kate nach einem möglichen Schatz stöbern wollen, ist er alles andere als begeistert. Er möchte unbedingt vorher selbst Zugang zu den alten Sachen haben, die von seiner Tante Stine stammen könnten.
In der Nacht hört Feline verdächtige Geräusche in ihrer Wohnung. Auf dem Weg nach Horumersiel begegnet sie einem jungen Mann, der ihr bekannt vorkommt. Hajos Bemerkung, ob sie denn nie in den Papieren nach den früheren Eigentümern der Kate geschaut habe, lässt ihr keine Ruhe. Beim Durchsehen der Unterlagen muss sie die Luft anhalten – ihr wird klar, dass Hajo ihr etwas verheimlicht.
Lokalkolorit und liebevolle Details
Regine Kölpin hat ihren Roman Mehr Lametta für Oma* im fiktiven Ort Tjardswarf angesiedelt, wobei das reale Wangerland und der darin gelegene Ort Horumersiel tatsächlich existieren. Um möglichst authentisch zu schreiben, hat sie kurze plattdeutsche Sätze in den Plot eingeflochten, die jedoch keine Verständigungsschwierigkeiten bereiten.
Die Autorin kontrastiert das dörfliche Leben mit dem Großstadtalltag anhand eines Besuchs von Hajo in Hamburg. Dort muss er seinen Kaffee im Gehen trinken – ganz anders als in seinem Dorf, wo man ihn „schlicht und einfach an einem Tisch“ genießt.
Amüsante Elemente wie das abgebrochene Bein eines Stutenkerls, das angeklebt werden muss, weil die Zwillinge Feline – die längst zur Oma-Ersatzfigur geworden ist – zum Nikolaus beschenken wollen, verleihen der Geschichte Leichtigkeit. Auch die Erinnerung an ein Wählscheibentelefon, das Jonte und Jelda völlig fremd ist, sorgt für charmante Momente.
Ein Roman voller Wärme und weihnachtlicher Magie
Der Leser wird von der im Advent beginnenden Geschichte zunehmend in den Bann gezogen. Spätestens ab dem Moment, in dem klar wird, dass Hajo ein Geheimnis verbirgt, wächst die Neugier auf den weiteren Handlungsverlauf. Besonders delikat ist dabei, dass Hajo glaubt, Feline ahne nichts – während sie längst eins und eins zusammengezählt hat.
Der herzerwärmende Roman Mehr Lametta für Oma* verbreitet mit knisterndem Kaminfeuer eine gemütliche Stimmung und rührt am Ende zu Tränen. Doch so viel sei verraten: Nicht aus Trauer – denn bei allen Familien ist zum Heiligabend das „Glück to Huus“!
Mehr Lametta für Oma von Regine Kölpin

Knaur Verlag 2025
Taschenbuch
288 Seiten
ISBN 978-3-426-56068-6