Drei Frauen, drei Schicksale – und ein mörderischer Pakt

Buchcover des Kriminalromans Melancholische Mörderinnen

Eine Reise ins Ungewisse

Jorinde war Reiseleiterin, bevor sie den Magier Nepomuk kennenlernte, für den sie ihren Job aufgab. Als sie eines Tages vom Einkauf zurückkommt und für ihren Ehemann ein Steak zubereiten will – so, wie er es liebt –, erwischt sie ihn mit seiner Geliebten im Bett. Entschlossen schmeißt sie ihn aus ihrer Wohnung, zumal dies nicht die erste Kränkung ist, die sie von dem mittlerweile arbeitslosen Zauberer einstecken muss. Immer sollte sie die Schuld für alles tragen. Endlich kommt sie zu der Einsicht, jahrelang kontrolliert und manipuliert worden zu sein. Ihr Weg in die Freiheit führt sie mit Zug und Schiff in die ägyptische Stadt Dahab, wo sie in einer Tauchschule einen Job in der Buchhaltung findet.

Verrat und Flucht

Seit Käru im Baugeschäft von Bettis Vater Fuß fassen konnte, war Olivia für ihn nur noch seine Geliebte. Doch da sie für ihn auch während seiner Ehe mit Betti die Geheimkonten führte, über die er heimlich Geld vom Firmenkonto abzweigte, blieb Olivia nicht untätig und schaffte auch für sich ein schönes Sümmchen beiseite. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich, dass Käru obendrein seine junge Sekretärin geschwängert hatte. So fährt Olivia eines Tages einfach an ihrem Büro in Zürich vorbei und bucht einen Last-Minute-Flug nach Sharm el-Sheikh in Ägypten.

Erinnerung und Rache

Maral sitzt in einem Café in Bern und blättert in einem Magazin, in dem sie Emma, ihr ehemaliges Kindermädchen, erkennt – inzwischen Universitätsprofessorin in Birmingham. Maral erinnert sich genau, wie Mamou, ihr Ehemann und Vater ihrer drei Kinder, vor zwanzig Jahren von einem Tag auf den anderen wegen einer neuen Frau Schluss machte. Kurz darauf explodierte das Auto mit ihren Kindern und dem Fahrer. Sie musste es vom Fenster aus mitansehen – allerdings auch, dass Emma das Fahrzeug kurz nach dem Einstieg wieder verlassen hatte. Der reiche Geschäftsmann Mamou wollte daraufhin für ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr aufkommen und schickte sie kurzerhand per Flug aus Ägypten in die Schweiz, nachdem er längst die Scheidung eingereicht hatte.

Ein Pakt in Dahab

Maral fliegt zunächst nach Birmingham und folgt darauf einer ersten Spur nach Kairo. In Dahab bezieht sie – wie Jorinde und Olivia – ein Gastzimmer. Schnell verschwören sich die drei Frauen zu einem Pakt: Maral ist auf der Suche nach dem Auftraggeber, der ihre Kinder und den Fahrer auf dem Gewissen hat. Olivia sinnt auf Rache für das, was Käru ihr angetan hat. Und Jorinde vergeht vor Angst, da ihr Nepomuk mehrmals unmissverständlich klargemacht hat, sie zu töten, falls sie ihn verlässt. Das Ziel der drei Frauen ist klar: Sie wollen ihre ehemals geliebten Männer aus dem Weg schaffen.

Gesellschaftskritik und Atmosphäre

Silvia Zwahlen beginnt ihren Kriminalroman Melancholische Mörderinnen mit den Ereignissen in Kairo vor zwanzig Jahren, bei denen Marals Kinder getötet wurden. Emma trat daraufhin als Backpack-Touristin getarnt die Flucht nach Dahab an und begann später in London ein neues Leben. Bis auf die von Jorinde in der Ich-Perspektive berichteten Handlungen sind alle übrigen Kapitel aus Sicht der jeweiligen Protagonistinnen im Erzählstil verfasst. Kritisch beleuchtet Zwahlen die gesellschaftlichen Unterschiede in Kairo, das sie – abgesehen von den für Reiche geschaffenen Oasen – mit einer Jauchegrube vergleicht.

Authentizität und Detailreichtum

Wie ihre drei Protagonistinnen stammt auch Silvia Zwahlen aus dem Kanton Bern in der Schweiz. Da sie selbst als Reiseleiterin arbeitete und später in vielen Metropolen der Welt lebte, überrascht es nicht, dass sie viele der im Plot erwähnten Orte detailliert beschreiben kann. Die Handlungsabläufe wirken durch Einschübe – etwa den Ruf des Muezzins zum Abendgebet oder Dromedare, die durch den Ort laufen – sehr realistisch. Die Autorin kennt typische Speisen, die Wüstentäler und weiß, was beim Landeanflug zu sehen ist. Ob sie selbst im Mövenpick Resort in Sharm el-Sheikh übernachtete oder in Hammamet eine Dachterrassenwohnung bezog, bleibt Spekulation.

Spannung ohne Ermittler

Von den ersten Seiten an gelingt es Zwahlen, ihre Leserinnen und Leser zu fesseln – obwohl der Plot über weite Strecken noch keinen klassischen Krimi vermuten lässt. Auch kommt im gesamten Handlungsverlauf kein Kriminalbeamter zum Einsatz, was der zunehmenden Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Glaubt man als Leser, den Ausgang der subtilen Verschwörung vorherzusehen, wird man schnell eines Besseren belehrt: Schlag auf Schlag sorgen Wendungen für jede Menge Überraschungen.

Melancholische Mörderinnen von Silvia Zwahlen

Buchcover des Kriminalromans Melancholische Mörderinnen
Neptun Verlag 2025
Klappenbroschur
320 Seiten
ISBN 978-3-85820-408-0

Bildquelle: Neptun Verlag

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