Spannung am Gardasee – Sibilla Bellinis Kriminalroman „Süßer Tod am Lago di Garda“

Buchcover des Kriminalromans Süßer Tod am Lago di Garda

Burn-out, Tapetenwechsel und ein tödlicher Auftakt

Nach einem beruflich bedingten Burn-out und ihrem Ausstieg als Profilerin zieht Ricarda Antonini mit ihrer dreizehnjährigen Tochter Mia von Mailand in das Ferienhaus ihrer Eltern am Gardasee. Beim Besuch im Bistro der alten Maria – einer Bekannten von früher – begegnen sie dem von Mia verehrten Autor Marco Fillini. Beim Ravioliessen erfahren die beiden von einem Mord an einer jungen Frau in der vorangegangenen Nacht.

Ricardas Bruder Andrea Antonini, der wie sie eine polizeiliche Laufbahn eingeschlagen hat, bittet sie daraufhin um Unterstützung bei den Ermittlungen. Zunächst lehnt sie ab, lässt sich jedoch von Andreas Argument überzeugen: Mit ihrer Hilfe würde sie ihren verstorbenen, hochangesehenen Vater, einst Regional-Kommandant, stolz machen.

Ein Tatort mit Erinnerungen

Am Tatort angekommen – erwartet von Andrea und dessen Assistent Nicolò Ferrara – werden in Ricarda Erinnerungen wach: Ein ähnlicher, ungelöster Mord in Mailand wurde vor wenigen Wochen zu den Akten gelegt. Das Opfer liegt erneut drapiert unter einem Denkmal; es fehlen drei Finger, das Handgelenk ist gebrochen, der Mund zugenäht. Die Tote stammt nicht aus der Region. Für Ricarda steht fest: Das kann kein Zufall sein. Sie fragt sich, ob es sich um einen Trittbrettfahrer handelt – oder um einen Serienmörder.

Um sich den Ermittlungen widmen zu können, muss Ricarda Mia bei Nachbarin und ehemaliger Klassenkameradin Bianca Castello sowie deren Neffen Cesare lassen. Eine eher ungünstige Wahl, denn Bianca galt bereits in der Schulzeit als rechthaberisch und wenig beliebt.

Weitere Morde, schwache Spuren und falsche Fährten

Trotz intensiver Bemühungen von Ricarda, dem Commissario und dem hinzugestoßenen Ex-Kollegen Antonio aus Mailand, geschieht ein weiterer Mord mit identischem Tatmuster. Hoffnung schöpfen die Ermittler, als sich Greta meldet – eine junge Frau, deren Freundin nach einem Besuch der Discoteca Hollywood Clubbing verschwunden ist. Nun richten sich die Verhöre auf Greta und Klubbesitzerin Signora Adolfo. Doch der Täter bleibt den Ermittlern stets einen Schritt voraus.

Perspektivwechsel & psychologische Tiefe

Besonders eindrucksvoll sind die sogenannten „Zwischenspiele“: Kapitel, in denen eine leidende Figur mal als Kind, mal als Jugendlicher in Ich-Form berichtet. Schon bald wird deutlich, dass es sich um die Kindheit des späteren Täters handelt. In späteren Abschnitten offenbart er seine Gedanken zu den aktuellen Ereignissen – ein raffiniertes stilistisches Mittel.

Das Verhältnis zwischen Ricarda und Andrea ist geprägt von liebevoller Frotzelei – ein Zeichen für ihre enge Geschwisterbindung.

Fakten und literarische Verweise

Im Nachwort weist die Autorin darauf hin, dass sämtliche beschriebenen Orte und Denkmäler tatsächlich existieren und die dazugehörigen historischen Hinweise korrekt sind. Erwähnt werden etwa:

  • Johann Wolfgang von Goethes Italienreise (1786–1788),
  • der kergisischstämmige Menschenfresser Nikolai Schumaghalijew,
  • sowie der österreichische Prostituiertenmörder Helfried Berger.

Bellini versteht es meisterhaft, ihre Leser auf falsche Fährten zu locken. Gerade wenn man glaubt, die Lösung zu kennen, wird man – wie die Protagonistin selbst – eines Besseren belehrt. Spannung entsteht nicht zuletzt dadurch, dass sowohl Ricardas Leben als auch das ihrer Tochter auf dem Spiel stehen.

Ein kluges Finale mit Appetithappen auf die Fortsetzung

Der Epilog überzeugt durch seine Tiefe und liefert einen zusätzlichen „Nachschlag“, der Lust auf die angekündigte Fortsetzung macht.

Süßer Tod am Lago di Garda von Sibilla Bellini

Buchcover des Kriminalromans Süßer Tod am Lago di Garda von Sibilla Bellini
Gmeiner Verlag 2025
Taschenbuch
384 Seiten
ISBN 978-3-8392-0907-3

Bildquelle: Gmeiner Verlag

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