Gabun von Meinrad Braun

GabunErst vor zwei Wochen wurde Bernd Jesper von seiner Freundin Lea aus ihrer Wohnung geworfen. Seitdem übernachtet der Biologiestudent, der eigentlich noch promovieren wollte, in seinem Subaru. Da er finanziell in der Klemme steckt, hat er einen Job als Sortierer auf einem Schrottplatz in Berlin angenommen. Eines Tages macht ihm sein Kollege Gustav Wessing ein verlockendes Angebot: Er könnte für ein Jahr mit ihm nach „Gabun“ in Afrika kommen. Das Camp, in dem reiche Gäste direkt im Urwald die Tiere in freier Wildnis erleben können, befände sich noch im Aufbau. Als Biologe, mit Spezialgebiet Primaten, wäre er bestens für die Betreuung der Touristen geeignet.

Nach dem Verkauf seines Subaru fliegt Bernd nach Libreville und wird vom Buschpiloten Lars Olsen weiter zum Camp gebracht, wo ihn Robert Fox in einer Lodge willkommen heißt. Für die Gäste, zunächst nur ein Ehepaar und eine Ärztin, soll er ein Übernachtungscamp aufbauen. Vor Ort angekommen, muss er selbst allerdings zu seinem Erschrecken mit dem farbigen Farouk in einer Hütte nächtigen, in der lediglich Zweige zu einer Matratze aufgeschichtet sind. Am darauffolgenden Tag kommen Gustav Wessing und Robert Fox mit den Gästen nach, die sich erfreut darüber zeigen, endlich Gorillas fotografieren zu können. Als neue Gäste stoßen Knud De Vries, ein Diamantenhändler, sowie Alexander Saffkin zu ihnen.

Während sich Bernd nachts erleichtert, begegnet ihm ein Waldschrat, der einen grässlichen und stinkenden Affenschädel zurücklässt. Die abergläubische, zum Camp gehörende Felicité rät ihm dringend, diesen Fetisch zu behalten. Zudem vertraut sie ihm an, dass im Camp etwas vor sich ginge, denn Olsen, Wessing und de Vries wären gemeinsam als Söldner im Kongo eingesetzt gewesen. Plötzlich verschwindet Saffkin und niemand sollte wegen der bevorstehenden polizeilichen Untersuchungen das Camp verlassen. Da tritt de Vries mit der Bitte an Bernd heran, für ihn einen Botendienst zu übernehmen: Wertvolle Rohdiamanten soll er für ihn in Sicherheit bringen. Doch die Flucht verläuft anders als geplant, und mit dem Mut der Verzweiflung beginnt für Bernd ein Abenteuer, das er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte.

Indem sich Meinrad Braun für die Ich-Erzählung seines Protagonisten entschieden hat, ermöglichte ihm diese Form, die selbstironischen Gedankengänge von Bernd Jesper auf geniale Weise herauszuarbeiten. Mit herrlich sarkastischen Umschreibungen machen diese den Reiz des Plots aus, da sie den Leser ohne Unterbrechung zum Schmunzeln veranlassen. So zogen Bernd und Felicité beispielsweise wie Hänsel und Gretel aus, um „das Fürchten zu lernen“, denn sie machten unter anderem unschöne Bekanntschaften mit verschiedensten Ameisen, Bremsen und Blutegeln. Besonders Bernd, der im Roman nicht als Held brilliert, machte sich zuvor keine Gedanken darüber, dass im Urwald nur der überleben kann, der bereit ist zu töten.

Kritische Anmerkungen macht der Autor zu Kindersoldaten und zum Plastikmüll, der den Stoffwechsel der Unterwasserpflanzen im Meer blockiert. Außergewöhnlich viele Informationen gibt Meinrad Braun zu diversen Ameisenarten und ihren Duftstoffen, den Pheromonen, zu Termiten und macht interessante Ausführungen zur Erdgeschichte. Den gabunischen Politiker Omar Bongo, auch wenn er bereits im Jahr 2009 verstorben ist, hat es tätsächlich gegeben ebenso wie das erwähnte Halluzinogen Ibogain, das Heroin- und Kokainsüchtigen bei der Suchtbewältigung verabreicht wird. Wer gerne mit auf ein Abenteuer quer durch den afrikanischen Dschungel mitgenommen werden möchte, wird von dem durchweg in einem amüsanten Sprachstil gehaltenen Roman Gabun* nicht enttäuscht!

Gabun von Meinrad Braun

Gabun
Emons Verlag 2013
Broschur
462 Seiten
ISBN 978-3-9545-1137-2

Bildquelle: Emons Verlag


Teile diesen Beitrag