Eiffels Schuld von Stefan Haenni

Das größte Eisenbahnunglück der Schweiz!

Eiffels SchuldAm 14. Juni 1891 wurde die Schweiz vom größten Eisenbahnunglück in der Geschichte heimgesucht. Annähernd zweihundert Passagiere wurden teils schwer verletzt, dreiundsiebzig fanden den Tod. Zu den Überlebenden zählte Ida Gutzwiller Gysin, die ihrem Sohn Willi siebzig Jahre später ein Geheimnis anvertraut: Ein Jahr vor dem Unglück verlobt sich die Achtzehnjährige mit Wilhelm Münch, der plötzlich spurlos verschwindet. Selbst ein vom Vater engagierter Privatdetektiv kann den jungen Mann nicht aufspüren. Da Ida ein Kind erwartet, gibt sie den Avancen von Karl Gutzwiller nach und heiratet ihn. Mit dem inzwischen geborenen Sohn Willi auf dem Arm will das Ehepaar einen Ausflug nach Münchenstein bei Basel zu einem Bezirkssängerfest machen. Noch ahnt niemand, dass der Zug sein Ziel nicht erreichen wird.

Im Jahr 1879 bewirbt sich der junge Ingenieur Maurice Koechlin in Paris bei Alexandre Gustave Eiffel. Schnell werden sich die beiden Ingenieure einig und Koechlin erhält einen ersten Auftrag. Für eine große Statue, die auf einer Insel vor New York aufgestellt werden soll, darf er die Eisenkonstruktion planen. Seine nächste Planung ist für einen dreihundert Meter hohen Turm in Paris. Unterdessen hat Eiffel für den geplanten Panamakanal den Bau von Schleusen zugesichert, was ihn jedoch angesichts seines insolvent gewordenen Auftraggebers vor große Probleme stellt.

Stefan Haenni hat in seinem Roman „Eiffels Schuld“ rekonstruiert, wie es zum größten Eisenbahnunglück in der Schweiz kommen konnte. Wichtige Quellen waren für ihn neben diversen Zeitungen, Archiven und Erzählungen die Neue Zürcher Zeitung. Wegen des am Unglückstag enormen Passagieraufkommens mussten weitere Waggons und eine zweite Lokomotive angehängt werden, was zu einer für heutige Verhältnisse fast schon lächerlichen Verspätung von nur fünf Minuten führte. Als der Zug über die Brücke der Hochwasser führenden Birs fahren wollte, kam es zum Einsturz. Die eintreffenden Rettungskräfte waren von Gaffern umgeben und sahen sich angesichts der Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes kaum imstande zu helfen. Viele Opfer kamen in den Fluten der Birs um, die vom Blut der gequetschten Menschen und ihrer abgetrennten Gliedmaßen getränkt war. Die Helfer selbst trugen Verletzungen davon, einen kostete es das Leben.

Der aufschlussreiche Roman „Eiffels Schuld“ weckt das Interesse des Lesers von Anfang an. Kaum einem der vielen Besucher des Eiffelturms dürfte der Umstand bekannt sein, dass Erfinder und Erbauer sein Mitarbeiter Maurice Koechlin war, der als neuer Direktor den Betrieb seines einstigen Chefs weitergeführt hat. Im Plot erinnert der Autor auch an die Kollision des Passagierschiffes Utopia mit einem britischen Kriegsschiff im Jahr 1891 im Hafen von Gibraltar sowie an heutzutage kaum noch anzutreffende Handwerksburschen, die sich auf die Walz begaben, wenn ihr Ziel die Meisterprüfung war. Ein gut recherchiertes und spannend umgesetztes Werk mit geschichtlichen Begebenheiten der Zeit.

Eiffels Schuld von Stefan Haenni

Eiffels Schuld
Gmeiner Verlag 2023
Taschenbuch
256 Seiten
ISBN 978-3-8392-0477-1

Bildquelle: Gmeiner Verlag

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