In dem Kurzgeschichtenband Ohne Befund* von Lou Bihl finden sich zehn „Geschichten aus dem Gesundheits-Wesen“. In der ersten geht es um eine Ärztin mit Kinderwunsch, die eine neue Lebensperspektive erfahren hat. Es folgt der Text über eine alleinerziehende Chirurgin, die lange mit einer ihrer Patientinnen diskutiert hat, ohne zu ahnen, was der eigentliche Grund für deren gewünschte Korrekturen an ihrem Körper ist. Weiter geht es mit einer von ihrem Ehemann getrenntlebenden Mikrobiologin, die ihn nach einem Motorradunfall auf der Intensivstation aufsucht und feststellen muss, wie wenig sie ihren Mann kannte. Einer Oberärztin wird von einer anonymen Person eine Flasche Champagner geschenkt. Doch das allein ist noch nicht genug der Ehre, denn als sie obendrein die französische Originalausgabe La Peste* von Albert Camus erhält und schließlich noch eine begehrte Theaterkarte, ist das Rätsel um den Verehrer, ob Patient oder Kollege, groß, bis dieser sich zu erkennen gibt.
Kurzgeschichten
Bin in Rente, ich muss gar nichts!
Die Anthologie Bin in Rente, ich muss gar nichts!* vereint heitere Geschichten, wobei schon die erste mit dem Vorurteil aufräumt, Rentner hätten stets genug Zeit und langweilen sich sogar mitunter: Einer Frau macht die Großtante ihres Mannes, die neuerdings Rentnerin ist, einen Strich durch ihre Rechnung. Karl hat das Pech, dass sich seine allzu besorgten Freunde, die er gar nicht braucht, um ihn kümmern wollen, während eine Kundin im Schuhgeschäft eine unliebsame Bekanntschaft mit den Sicherheitskräften macht. Neu-Rentner, so die Erfahrung eines Mannes, sind in Wirklichkeit zum Lesen für den Sportteil einer Tageszeitung geschaffen, und für Mona sieht es an ihrem letzten Arbeitstag schlecht aus, denn nichts läuft, wie es sollte, bis… Das kann an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden!
Einem Chef bleibt bei seiner Lobrede für eine ausscheidende Kollegin eine Peinlichkeit nicht erspart. In der Anschaffung eines Aquariums sieht ein Rentner die Lösung für seinen Zeitvertreib, bevor er die Einsicht gewinnt, dass es doch nicht das Richtige war.
Ruhrgebiet – Taubengurren und Kohlenhaufen von Margit Kruse
Geschichten und Anekdoten!
In ihrem Buch Ruhrgebiet – Taubengurren und Kohlenhaufen* gibt Margit Kruse zwölf Geschichten und Anekdoten zum Besten, die allesamt im Ruhrgebiet angesiedelt sind. Da geht es um die Vorbereitungen für Karins Konfirmation, die mit dem Nähen eines Kleides, das so gar nicht nach ihrem Geschmack war, schon lange vor dem Ereignis einsetzten und mit der völligen Erschöpfung der Mutter endeten. Petra freute sich auf die Kirchenfreizeit mit Sabine und dachte gar nicht daran, auf ein bedeutend jüngeres Mädchen aufzupassen, denn ihr lag mehr daran, die ersten Lungenzüge auszuprobieren. Während in einer Geschichte Matthias seinen Vater nicht aus der Kneipe vom Frühschoppen wegbekommt, obwohl die Mutter zu Hause vergeblich mit dem Mittagessen wartet, findet in einer anderen die Liebe von Paul zu Lydia ein trauriges Ende. Und das nur, weil er nicht der „richtigen“ Konfession angehörte. Obwohl Lydia volljährig ist, hat sie nicht die Kraft, gegen die Eltern aufzubegehren.
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Und wie wir hassen! von Lydia Haider (Hrsg.)
Das Buch Und wie wir hassen!* ist eine Anthologie mit Hetzreden, die an Absurdität und Eigentümlichkeit kaum zu überbieten sind, für das die Herausgeberin Lydia Haider fünfzehn Autorinnen gewinnen konnte. In zwei Geschichten werden ohne erkennbaren Zusammenhang Dinge benannt, gegen die eine Person abgrundtiefen Hass empfindet. Jemand stellt in einem Brief an eine Jury mit Bedauern fest, dass die Erwartungen des Literaturgerichts nicht erfüllt werden können, während jemand anderes einen Brief von einer Person erhält, die sich für ein Genie hält. Eine Mutter verachtet ihren mittlerweile zwanzigjährigen Sohn zutiefst, einem Tagebuch wird all das anvertraut, was dem Schreiber missfällt, und in Gedichtform macht ein Mensch in vier Teilstücken, die sich über das Buch erstrecken, auf die Ungerechtigkeiten in dieser Welt aufmerksam.
Eine Geschichte handelt von den Erinnerungen an die Schulzeit. Eine Person schreibt über vier Zumutungen samt einem Nachschlag, eine andere klagt Wichtigtuer, Dummschwätzer, Vollpfosten und alle an, die sich in diese Liste einreihen können.
Nachts ist jeder ein Feind von Bruno Schrep
Wahre Geschichten!
Bruno Schrep stellt in seinem Buch Nachts ist jeder ein Feind* siebzehn wahre Geschichten vor, allesamt erlittene Schicksale. Zunächst beschreibt er den Lebensweg eines jungen Obdachlosen, der nie eine Chance hatte. Wie dieser hat auch eine „schwarz“ arbeitende Pflegekraft, die Tag und Nacht eine alte Frau versorgt, rumänische Wurzeln. Rund um die Uhr werden auch, einer Intensivstation ähnlich, Pflegebedürftige von einem Pflegebetrieb in einem Mehrfamilienhaus versorgt, was allerdings den Unmut der übrigen Wohnungseigentümer heraufbeschwört. In einem anderen Fall haben die Söhne ihrer in einem Heim untergebrachten Mutter auf ihre Beschwerde hin das unmenschliche Verhalten einer Altenpflegerin mit einer versteckten Kamera dokumentiert.
Der Autor schildert anhand eines konkreten Beispiels, dass jeder in einer Notwehrsituation das Recht hat, sich zu wehren, selbst dann, wenn er den Angreifer töten muss. Wie in dieser Geschichte reichen auch in dem Fall, bei dem das Leben eines kleinen Jungen jäh beim Einkauf in einem Supermarkt zerstört wird, wenige Sekunden aus, um alles zu verändern.
Mama hält mich fest, wenn ich lache von Peter Coon
Neben einem Brief finden sich in dem Buch Mama hält mich fest, wenn ich lache* zwölf Kurzgeschichten von Peter Coon: Ein Sohn zieht aus, um sich eine eigene Burg zu bauen, wobei er sich wider aller gut gemeinten Ratschläge durchsetzt. Auf ein Abenteuer versprechendes Date freut sich ein Mann und eine Frau weiß nach vielen Jahren endlich die richtige Antwort auf die Frage, wann sie zurückkommt. Neben einem Beweise sammelnden IT-Techniker werden auch sämtliche Mitarbeiter von ihrem Chef ausspioniert, ein behindertes Mädchen genießt den Spaß im Wasser und ein Flüchtling aus Somalia hätte so einiges zu erzählen, was jedoch niemand hören will.
Während eine Frau enttäuscht ist, weil sich ihre mit einem Foto-Shooting verbundenen Hoffnungen nicht erfüllen, hat für einen Mann der Einkauf im Supermarkt nicht vorhersehbare Konsequenzen. Nachdem alle Bäume starben und es keine Luft mehr zum Atmen gab, bevölkern die Bewohner einen neuen Planeten. Ein Mann trifft seine Frau wieder, die ihn verlassen hat, ein Arzt wird von seinem Sohn an einer Ampel wartend wiederholt gefragt, ob er nicht helfen kann und mittels eines „Fantasy-Namens-Generators“ erschafft sich eine Herrin neue Helden.
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Dunkle Geschichten aus dem Ruhrgebiet von Margit Kruse
Margit Kruse sucht am Halterner Stausee nach einem passenden Ort, um eine Leiche zu entsorgen. Nein, natürlich ist die Autorin nicht wirklich auf der Suche nach einem Versteck für eine Leiche, sondern es handelt sich dabei um eine Geschichte in ihrem Buch Dunkle Geschichten aus dem Ruhrgebiet*. In weiteren Episoden geht es um einen verlassenen Reiterhof in Gelsenkirchen-Heßler, um das verfallene Hotel Seestern in Haltern oder das altehrwürdige Stadtbad in Krefeld, das der Schließung zum Opfer fiel. Dasselbe Schicksal ereiferte auch das Opel-Werk in Bochum und machte damit viele Opelaner arbeitslos. Margit Kruse schreibt von der Ölkrise im Jahr 1973, welche Forscher auf die Suche nach Alternativen auf den Plan rief. In Gladbeck belieferte ein Eiermann die Bürger mit „Kartoffeln, Erdbeeren und Eiern“, wie der Eiermann laut gerufen haben soll, wohingegen die Bueraner Stadtteile mit frischer Milch von einem Milchwagen versorgt wurden, vor dem ein Pony gespannt war.
Margit Kruse weiß von einem Grubenbrand im Jahr 1935 auf der Zeche Bergmannsglück in Buer-Hassel zu berichten, dem zwei Retter zum Opfer fielen, sowie von einem Absturz eines Bombers auf dieselbe Zeche während des Zweiten Weltkrieges.
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Carl Tohrberg von Ferdinand von Schirach
Die erste Kurzgeschichte in dem Buch Carl Tohrberg* von Ferdinand von Schirach erzählt von einem Bäcker, der sogar Konditormeister ist. Seine Spezialität ist die Kreation einer Schwarzwälder Kirschtorte. Als er eines Tages früher als geplant nach Hause kommt, fühlt er sich von seiner Frau hintergangen und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Amtsrichter Seybold steht im Mittelpunkt einer weiteren Geschichte. Er führt ein streng geregeltes Leben, alles läuft nach Plan und seine Urlaube verbringt er alle Jahre in demselben Hotel. Als er nach seiner Pensionierung einmal nach Venedig fährt, bereut er das, denn nichts ist so, wie er es erwartet hat und wie es sein sollte. Da er selbstverständlich auch in seiner Freizeit für Ordnung sorgt, hat er es einmal übertrieben und alles läuft aus dem Ruder.
In der letzten Geschichte berichtet ein Ich-Erzähler von Carl Tohrberg, den er bereits aus Kindheitstagen kennt. Er erinnert sich an verschiedene Stationen aus dem Leben von Carl, so auch, dass dessen Eltern das künstlerische Talent ihres Sohnes nicht erkannt haben, beziehungsweise nicht erkennen wollten.
Mutterherz von Karoline Adler (Hrsg.)
Geschichten für die beste Frau der Welt!
In der Anthologie Mutterherz*, für die Karoline Adler ganz unterschiedliche Geschichten zusammengestellt hat, geht es in erster Linie um den Stellenwert von Müttern, ihren Alltag, ihre Sorgen oder einfach um Erinnerungen ihrer längst erwachsen gewordenen Kinder an ihre Mutter. So erinnert sich ein Sohn in liebevollen Gedanken an seine verstorbene Mutter, während ein anderer zwar permanent den Muttertag vergessen hat, sich aber seiner Mutter trotzdem zu Dank verpflichtet fühlt. Eine Geschichte hat die Geschenke zum Muttertag zum Thema, wobei es vor der Übergabe durchaus zu einem Malheur kommen kann.
Während eine Tochter wissen will, wie schlimm der Geburtsschmerz ist, plant eine andere den neunzigsten Geburtstag ihrer Mutter, eine weitere ist mit dem Hausputz wegen des angekündigten Besuches ihrer Mutter beschäftigt, und eine Frau ist über die Reaktion ihrer Mutter erstaunt, als beide mit einem Messer bedroht werden. Ende des 19. Jahrhunderts bekommt eine Frau ihr elftes Kind, allerdings unter ganz anderen Umständen als eine Frau, die ungezwungen von der Geburt ihres ersten Kindes berichtet.
Sommer. Jetzt! – Sonnige Geschichten von Dora Heldt
Das Buch Sommer. Jetzt!* von Dora Heldt vereint fünf Kurzgeschichten, denen jeweils eine Kolumne folgt. In der ersten Geschichte, die den Titel „Seepferdchen“ trägt, können Charlotte und ihre Schwägerin Inge ihre Ehemänner Heinz und Walter dazu überreden, dem zehnjährigen Enkel ihrer Freundin das Schwimmen beizubringen. In „Der perfekte Sommer“ erinnert sich eine Ich-Erzählerin an Strandtage, die sie als Kind auf Sylt erlebt hat. Eine Überraschung erlebt Daniela mit ihrer Familie, als sie ihrer Cousine Ela zum vierzigsten Geburtstag gratulieren will, denn „Ela heißt jetzt Manu“.
Dieselbe Ela aus der letzten Geschichte unternimmt in der folgenden mit ihrer Cousine Daniela eine Mittelmeerkreuzfahrt, die diese bei einem Kreuzworträtsel gewonnen hat. Doch die „Königin der Meere“ erlebt schon bei der Ankunft am Flughafen in Barcelona eine herbe Enttäuschung. Genau damit muss auch eine Frau in der letzten Geschichte „Helgoland oder Der Anfang vom Ende“ leben, die ihrem Ehemann zum Geburtstag einmal etwas ganz Besonderes schenken will, denn ihre Beziehung ist genauso langweilig geworden wie jedes Jahr das gleiche Geschenk.
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