Und wie wir hassen! von Lydia Haider (Hrsg.)

Und wie wir hassen!Das Buch „Und wie wir hassen!“ ist eine Anthologie mit Hetzreden, die an Absurdität und Eigentümlichkeit kaum zu überbieten sind, für das die Herausgeberin Lydia Haider fünfzehn Autorinnen gewinnen konnte. In zwei Geschichten werden ohne erkennbaren Zusammenhang Dinge benannt, gegen die eine Person abgrundtiefen Hass empfindet. Jemand stellt in einem Brief an eine Jury mit Bedauern fest, dass die Erwartungen des Literaturgerichts nicht erfüllt werden können, während jemand anderes einen Brief von einer Person erhält, die sich für ein Genie hält. Eine Mutter verachtet ihren mittlerweile zwanzigjährigen Sohn zutiefst, einem Tagebuch wird all das anvertraut, was dem Schreiber missfällt, und in Gedichtform macht ein Mensch in vier Teilstücken, die sich über das Buch erstrecken, auf die Ungerechtigkeiten in dieser Welt aufmerksam.

Eine Geschichte handelt von den Erinnerungen an die Schulzeit. Eine Person schreibt über vier Zumutungen samt einem Nachschlag, eine andere klagt Wichtigtuer, Dummschwätzer, Vollpfosten und alle an, die sich in diese Liste einreihen können. In perspektivischem Wechsel wird von einer Taxifahrt erzählt, ein Vortragsreisender wird beschrieben und von einem Cevapcicifestival ist anfangs in einem der Texte die Rede. Ein Auszug daraus liest sich folgendermaßen: „glaubts ihr gibts schon so ein asmr Video mit edward scissorhands wie er 1 langsam die Haare schneidet chhhhhhhhhtsch ccchhhhhtsch chtsch chtsch u dann den Kopf abschneidet u traurig ist u das Blut rinnt das Bild langsam runter … u schaut die Schere so an och du klnes bunny ja wss is das denn!? 😮 hu?“, gefolgt von einer unverständlichen Aneinanderreihung von Wörtern.

In die größtenteils männerfeindlichen Geschichten der Anthologie „Und wie wir hassen!“ reiht sich beispielsweise die nicht ein, in der eine Person Familienforschung über die multikulturelle Verwandtschaft betreibt. Der Leser kann in diesem Text, in dem es um Juden, Nazis und Stolpersteine geht, immerhin einen Sinn erkennen. Gleiches gilt auch für die letzte Geschichte, in der das Wegsehen vieler Menschen angeklagt wird. Ansonsten dürften sich für den Großteil der Leser die Aussagen der grotesken und teils auch geschmacklosen Texte nicht erschließen, wenn es beispielsweise „die Falafel, trocken wie meine Votze“ heißt oder „Fick dein, fick dein, fick dein, fick dein – Fick deine Attitude – Fick deine Attitude – Fick deinen Egotrip – Jeder weiß, dass du ein Emo bist – Zerlege dich wie LEGO bricks…“ Welchen geistigen Nährwert haben derlei Zeilen, die besonders vor dem Hintergrund erstaunen, dass fast alle an dem Buch beteiligten Autorinnen Akademikerinnen sind und von denen nicht wenige bereits Auszeichnungen erhalten haben. Auch wer von sich behauptet, durch und durch Feministin zu sein, wird wenig von der Aussagekraft der Geschichten überzeugt sein und sich am Ende fragen, ob das Buch das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde, obwohl den Autorinnen sicher unterstellt werden darf, dass sie mit ihren Texten Kritik üben und Botschaften vermitteln wollen.

Und wie wir hassen! von Lydia Haider (Hrsg.)

Und wie wir hassen!
Verlag Kremayr & Scheriau 2020
Hardcover
160 Seiten
ISBN 978-3-218-01210-2

Bildquelle: Verlag Kremayr & Scheriau
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