Kayabu von Eymard Toledo

Eine Geschichte aus Amazonien!

KayabuDie kleine Maná sitzt am Ufer des Urubu, einem Seitenarm des brasilianischen Amazonas, und beobachtet in diesem Jahr weniger Fische als sonst. Dafür entdeckt sie viele Baumstämme, die im Fluss treiben, und sieht einen Jungen, der ein Kanu geschickt zwischen den Baumstämmen steuert. Wenig später stellt ihre Lehrerin den Jungen als neuen Schüler mit Namen Kayabu vor. Er wird ihr Sitznachbar, und auf dem Heimweg ist sie erstaunt, wie er im Dorfladen einen Fisch gegen Kekse tauscht.

Mit der Regenzeit steigt das Wasser immer höher und die Luft wird zunehmend heißer. Um sich im Fluss abzukühlen, planschen die Kinder im Wasser. Naná muss sich an einem Boot festhalten, um nicht unterzugehen, während Kayabu und seine Geschwister schwimmen können. Er lädt Naná zu sich nach Hause ein, und wegen des hochstehenden Wassers müssen sie durch das Fenster ins Wohnzimmer klettern. Kayabu scheint nicht einmal Angst vor den scharfen Krallen seines Faultieres Taquá zu haben, wundert sich Naná, und ein Bett hat er auch nicht. Zum Schlafen reicht ihm sein Kanu. Der Junge erzählt ihr, wie sie einst aus ihrer Heimat, dem Regenwald, flüchten mussten, weil beißender Rauch aufstieg, der einem Feuer vorausgeht. Lange sind sie durch den gefahrvollen Wald geirrt und haben, am Fluss angekommen, ein Kanu aus einem Baumstamm samt Paddel geschnitzt, mit dem sie viele Monate unterwegs waren.

Kayabu will von Naná wissen, wo Geld zu finden ist, woraufhin sie ihm erklärt, dass man beispielsweise Maniok schälen und von dem dafür erhaltenen Geld eine Hängematte kaufen könnte. Während sie mit einer Angel und einem Netz zum Fischen geht, reichen Kayabu ein Pfeil und Bogen. Erstaunlicherweise ist seine Ausbeute damit sogar noch größer. Er zeigt sich darüber verwundert, dass Naná noch nie zuvor im Wald war und erklärt, aus welchen Lianen Trinkwasser gewonnen werden kann. Selbst ohne eine Uhr holt er sie jeden Morgen pünktlich mit dem Kanu zur Schule ab, da er auf Japim und Japó hört, einen Weber- und einen Krähenstirnvogel. Doch eines Morgens wartet Naná vergeblich. Kayabu ist mit seiner Familie weitergezogen und Naná hofft, ihn eines Tages wiederzusehen.

In dem lehrreichen Kinderbuch „Kayabu“, das aus dem Portugiesischen von Michael Kegler übersetzt wurde, geht es um eine Geschichte aus Amazonien. Eymard Toledo, die selbst das Gebiet bereist hat, informiert über Lebensgewohnheiten der indigenen Bevölkerung. Kindern, die das Buch schon ab einem Alter von sechs Jahren vorgelesen werden kann, wird verdeutlicht, dass die Menschen in anderen Ländern oder Kulturen ganz anders als wir leben, ohne Geld und eine Uhr auskommen können und vielleicht auch mit einem Kanu zur Schule gelangen. Zudem erfahren sie etwas über die Wurzel der Maniokpflanze und wie der essbare Maniokbrei von dem giftigen Saft getrennt werden muss, der schließlich zu Mehl verarbeitet wird.

Neben weiteren Informationen klärt die Autorin in einem Nachwort über die Gefährdung des Amazonas-Regenwaldes wegen der Rodungen zur Holzgewinnung auf und merkt an, dass ehemals bunte Schmetterlinge sich dem Grau durch Abholzung angepasst haben. Erstaunlich sind die ebenfalls von ihr geschaffenen farbenprächtigen Illustrationen, die einen verblüffend dreidimensionalen Eindruck verschaffen. Zu guter Letzt fallen bei dem mit viel Liebe gestalteten Buch die Weltkarte auf dem vorderen und die Darstellung von Südamerika mit den umgebenden Weltmeeren auf dem hinteren Klappendeckel positiv ins Auge.

Kayabu von Eymard Toledo

Kayabu
Übersetzung von Michael Kegler
Baobab Books 2024
Hardcover
32 Seiten
ISBN 978-3-907277-24-9

Bildquelle: Baobab Books

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