Bad Business. Deal mit dem Tod von Lucie Flebbe

Bad Business. Deal mit dem TodUm eines Tages die Leitung der Rehakliniken von Georg Blumental (Schorsch) übernehmen zu können, empfiehlt Geschäftsführer van Hoorn dessen Stellvertreterin Mikaela Jentsch (Mieke) ein Führungskräftetraining, um für diese Position befähigt zu sein. Von Schorsch enttäuscht, mit dem sie vier Jahre zusammengearbeitet hat, stellt sie ihn zur Rede. Doch der behauptet, sie als seine Nachfolgerin vorgeschlagen zu haben. Mieke bleibt nichts anderes übrig und macht sich mit ihrer Designergarderobe auf zum verordneten Training. In einer Ranch soll sie zur Führungskraft ausgebildet werden? Das muss ein Scherz sein! Prompt macht sich Moritz Blümel (Mo) auch über ihre Stöckelschuhe lustig, die nicht unpassender bei der Schulung mit seinen Pferden sein können, an denen Mieke ihr Durchsetzungsvermögen messen soll.

Als Schorsch von seiner Sekretärin vermisst wird, entdeckt Mieke ihn mit einem Messer im Bauch vor dem Klinikparkplatz. Von van Hoorn wird ihr offiziell die kommissarische Leitung übertragen, der ihr aber auch unmissverständlich klar macht, dass er keine Modernisierung der zwölf Rehakliniken wünscht und Mieke diese stattdessen potenziellen Investoren als attraktives Kaufobjekt schmackhaft machen soll. Dass über zweitausend Angestellte von einem Verkauf betroffen wären, realisiert Mieke sofort.

Aber erst Susanne Berthold (Sanna), Personalratsvorsitzende des Rehazentrums im Ruhrtal, überzeugt Mieke, von einem Verkauf abzusehen, denn nur solange die Kliniken in öffentlicher Hand bleiben, geht es nicht nur um Gewinne, sondern um die bestmögliche Betreuung der Patienten. Würden die Kliniken auf Wunsch von van Hoorn an den Träger des Lindenhospitals verkauft, deren Geschäftsführerin Dr. Sybille Sauer (Bille) ist, ginge es allen Angestellten wesentlich schlechter, resümiert Sanna, die als Betriebsrätin seit Jahren gegen das „Sklaventreiberunternehmen“ kämpft.

Da bei Schorsch keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung festgestellt wurden, geht Kriminalkommissar Pascal Sommer von der Kripo Bochum von einem Suizid aus. Als van Hoorn jedoch gewahr wird, dass sich Mieke den Interessen ihres Arbeitgebers widersetzt, stellt er sie vom Dienst frei und lässt eine fristlose Kündigung prüfen. Mo, der zunächst vergeblich auf Mieke zum nächsten Termin wartet und dann in Erfahrung bringt, dass sie einen Autounfall hatte, wird hellhörig: Kann der Unfall nur mit einem Zufall erklärt werden, nachdem ihr Vorgänger schon zu Tode kam?

Lucie Flebbe hat ihren Kriminalroman „Bad Business – Deal mit dem Tod“ in eine Reihe von Handlungssträngen unterteilt, deren Kapitel jeweils als Überschrift den Namen tragen, aus dessen Perspektive das Geschehen erzählt wird. Indem die Autorin vom Konjunktiv Gebrauch gemacht hat, konnte sie die Gedanken der Personen mit einbringen, was dann zu Ausdrücken wie „scheißegal“, „arschlecken“ oder Titel für Personen wie „Heuschreckenkönigin“ oder „Möchtegern-Cowboy“ führte. Eigene Handlungsstränge finden sich beispielsweise in Bezug auf die drogenabhängige Ärztin Alexandra Danilowa, die aus Afghanistan stammende Pflegerin Marva Kosh, die um die Rückführung ihrer Schwester und Tochter kämpft, Marvas Integrationshelferin Frederike Kerstendorff sowie die für eine Hilfsorganisation eintretende Ocean O’Donn, die mit der lesbischen Dr. Sybille Sauer (Bille) zusammenlebt und von der frühzeitig bekannt ist, dass sie Opfer einer Vergewaltigung wurde.

Schon dadurch wird deutlich, dass sich der Leser auf unterschiedlichste Handlungspersonen konzentrieren muss, die mal mit vollem Namen, mal nur mit dem Spitznamen genannt werden, einem steten Wechsel unterliegen und deren Verbindungen erst nach und nach verständlich werden. Mit Moritz Blümel (Mo) hat die Autorin einen weiteren Protagonisten geschaffen, der sich um Freundin Lana und seinen Sohn sorgt und der eine erstaunliche Wandlung innerhalb des Plots durchläuft, während Kommissar Pascal Sommer durch Bequemlichkeit und Unfähigkeit glänzt.

Mit der Wahl des brisanten Themas um die Rentabilität von Krankenhäusern und Rehakliniken hat es sich Lucie Flebbe nicht einfach gemacht. Aber selbst diese Herausforderung, kombiniert mit weiteren Todesopfern und Miekes wiederholter Todesangst, meistert sie hervorragend und veranlasst den Leser immer wieder aufs Neue zum Schmunzeln. Der Kriminalroman „Bad Business – Deal mit dem Tod“ überzeugt auf der ganzen Linie, hält bis zum Ende Überraschungen bereit, punktet mit sehr treffenden sinnbildlichen Vergleichen sowie einer heißen Sexszene und ist einfach großes Kino!

Bad Business. Deal mit dem Tod von Lucie Flebbe

Bad Business. Deal mit dem Tod
Grafit Verlag 2024
Broschur
432 Seiten
ISBN 978-3-98659-018-5

Bildquelle: Amazon


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