Es bricht im Frühling ein neuer Tag an. Nachdem Luis aufgewacht ist und das Fenster geöffnet hat, raubt ihm sofort die Elster, die in seinem Garten direkt vor dem Fenster sitzt, mit ihrem „Tschakakaka“ seinen letzten Nerv. Die Elster Pica jedoch erzittert vor dem geräuschvollen Öffnen des Fensters. Während Luis erst einmal ein Glas Milch trinkt, macht sich Pica auf die Suche nach Essbarem. Als Luis seinen Rasen zum ersten Mal nach der Winterpause mäht, erschrickt ihn die Elster, die „direkt an seinem Kopf vorbeizischt“. Dabei wurde Pica doch von den vertrockneten Beeren noch nicht satt und hoffte nur, im Komposthaufen einen Wurm oder Käfer zu finden! Von dem nun erklingenden ohrenbetäubenden Rattern des Rasenmähers fühlt sie sich gestört und wird dann auch noch an ihrem Beinchen verletzt. Luis war es nämlich leid und hat seine Steinschleuder geholt.
Pica bleibt nichts anderes übrig als mit ihrer Verletzung zu flüchten. Im unbekannten Wald kann sie sich zumindest endlich den Bauch vollschlagen. Luis, der mit seiner Steinschleuder nicht nur die Elster, sondern auch die Spatzen verscheucht hat, ist nun zunehmend über die Stille in seinem Garten beunruhigt. Auf der anderen Seite denkt Pica sehnsüchtig an ihr Nest im Garten, da sie im Wald kein geeignetes Nest finden kann. Als sie einen gefährlichen Habicht entdeckt, fliegt sie ganz schnell zurück in den Garten. Luis, den mittlerweile das schlechte Gewissen plagt, schüttelt kräftig mit seiner Streichholzschachtel, die dabei das Geräusch „Tschakakaka“ macht. Er ist vor Freude ganz aus dem Häuschen, nachdem sich endlich die Elster und auch die Spatzen wieder bei ihm eingefunden haben. Zufrieden genießt er auf seiner Terrasse den schönen Abend und freut sich schon auf den nächsten Morgen, wenn er wieder sein Fenster öffnet. Und Pica? Die kuschelt nach dem aufregenden Tag glücklich in ihrem Nest und wird bestimmt besonders gut schlafen können.
Johanna Schmidt hat ihr Kinderbuch „Mein Garten! Mein Zuhause!“ in der Form gestaltet, dass auf den linken Seiten die Erlebnisse von Luis stehen und folglich auf den rechten Seiten die von der Elster Pica. Jeder meint, der Garten gehört nur ihm und fühlt sich in seinem Zuhause gestört: Für Luis ist es die Anwesenheit des Vogels mit seinem „Tschakakaka“, für Pica das geräuschvolle Öffnen seines Fensters oder das ohrenbetäubende Rattern des Rasenmähers. Aus Sicht von Pica können Menschen die Natur einfach nicht so lassen, wie sie ist. Die von Judith Vrba farbig gestalteten Illustrationen, an denen sich Kinderaugen kaum satt sehen können, kommen auf den großzügigen Buchformatseiten besonders gut zur Geltung. Den Hausbewohner Luis hat sie als älteren Herrn mit Glatze, Schnurrbart und Brille dargestellt, der bei Kindern leicht als Opa durchgehen wird.
In die Seiten eingestreut finden sich außer der Erkenntnis, dass ein Garten nicht nur den Menschen gehört und ohne Tiere recht trostlos wirkt, noch zwei Fragen an die kleinen Leser, die aufzählen können, welche weiteren Vögel sie noch kennen oder was ihre Lieblingsspeise ist. Zudem finden sich am Ende noch Informationen zum Ökosystem, weiteren Vogelarten und deren bevorzugte Speisen sowie Tipps, wie Vögeln mit einfachen Mitteln geholfen werden kann. Das informative und empfehlenswerte Buch kann Kindern ab einem Alter von fünf Jahren zur Schlafenszeit oder zum Kennenlernen des Ökosystems Garten vorgelesen werden.
Mein Garten! Mein Zuhause! von Johanna Schmidt
Achse Verlag 2024
Hardcover
32 Seiten
ISBN 978-3-903408-19-7