Mama hält mich fest, wenn ich lache von Peter Coon

Mama hält mich fest, wenn ich lacheNeben einem Brief finden sich in dem Buch „Mama hält mich fest, wenn ich lache“ zwölf Kurzgeschichten von Peter Coon: Ein Sohn zieht aus, um sich eine eigene Burg zu bauen, wobei er sich wider aller gut gemeinten Ratschläge durchsetzt. Auf ein Abenteuer versprechendes Date freut sich ein Mann und eine Frau weiß nach vielen Jahren endlich die richtige Antwort auf die Frage, wann sie zurückkommt. Neben einem Beweise sammelnden IT-Techniker werden auch sämtliche Mitarbeiter von ihrem Chef ausspioniert, ein behindertes Mädchen genießt den Spaß im Wasser und ein Flüchtling aus Somalia hätte so einiges zu erzählen, was jedoch niemand hören will.

Während eine Frau enttäuscht ist, weil sich ihre mit einem Foto-Shooting verbundenen Hoffnungen nicht erfüllen, hat für einen Mann der Einkauf im Supermarkt nicht vorhersehbare Konsequenzen. Nachdem alle Bäume starben und es keine Luft mehr zum Atmen gab, bevölkern die Bewohner einen neuen Planeten. Ein Mann trifft seine Frau wieder, die ihn verlassen hat, ein Arzt wird von seinem Sohn an einer Ampel wartend wiederholt gefragt, ob er nicht helfen kann und mittels eines „Fantasy-Namens-Generators“ erschafft sich eine Herrin neue Helden.

Mit dem Brief, den Otto Hahn an Clara Immerwahr schreibt, erinnert der Autor an die Pazifistin und Frauenrechtlerin, der als einer der ersten Frauen in Deutschland der Doktortitel in Chemie verliehen wurde und die ihrem Leben ein frühes Ende setzte, nachdem ihr Ehemann Fritz Haber eine Siegesfeier wegen des von ihm entwickelten Giftgases ausrichtete. In einer der Kurzgeschichten beleuchtet Peter Coon die Piraterie um die Meerenge von Bab al-Mandab kritisch, in einer anderen beklagt er den Missstand, dass reiche Industrienationen ihren Giftmüll für Geld in entlegenen Ländern entsorgen können, deren ärmste Bevölkerung darunter leiden muss. Eine Erzählung ist Günter Rössler gewidmet, der sich mit seinen künstlerischen Aktfotografien einen Namen gemacht hat, eine andere dem Whistleblower Edward Snowden.

Peter Coon setzt in seinen Kurzgeschichten häufig unvermittelt im Geschehen an, so dass der Leser zunächst in Gedanken die Möglichkeiten durchgeht, was wohl gemeint sein könnte. Denn grundsätzlich serviert ihm der Autor das, was er mitteilen möchte, nicht auf einem Silbertablett. Der Leser ist gezwungen, zwischen den Zeilen zu lesen, wobei die Interpretationen durchaus unterschiedlich ausfallen können. Dieser „Spielraum“ trifft ebenfalls auf reichlich benutzte Metaphern zu. Inhaltlich spielen sich zum Teil absurde Szenen ab, die schwer einzuordnen sind. Insgesamt verbreiten die Geschichten, von denen einige sehr nachdenklich stimmen, eher eine düstere Stimmung. Wenn der Leser auch einzelne Sätze oder Absätze, isoliert betrachtet, für gewöhnlich hält, so empfindet er letztlich die Zusammenführung zu einer Geschichte umso ungewöhnlicher. Insofern kann das Buch „Mama hält mich fest, wenn ich lache“ lediglich einer exzentrischen Leserschaft empfohlen werden, die eine Vorliebe für das Außergewöhnliche hat.

Mama hält mich fest, wenn ich lache von Peter Coon

Mama hält mich fest, wenn ich lache
Books on Demand 2019
Taschenbuch
144 Seiten
ISBN 978-3-7504-0173-0

Bildquelle: Amazon
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