Riekje Johannsen ist zu ihrem Freund Martin gezogen, der bei seinem Vater als Makler arbeitet und auf Norderney ein Haus mit Ausblick auf den Weststrand besitzt. Die Vereinbarung der beiden sieht so aus, dass Riekje keine Miete zahlen muss, dafür aber den größten Teil des Lebensunterhaltes plus Nebenkosten für das Haus übernimmt. Während sie aus Anlass des 30. Geburtstages von Martin hofft, an dem Abend von ihm zum Essen ausgeführt zu werden und einen Heiratsantrag bekommt, ist sie umso enttäuschter, dass er den Abend mit seinen Freunden verbringen will. Zudem nehmen die Spannungen zu, da in der Haushaltskasse permanent Ebbe herrscht, weil Martin seit Monaten seinen Anteil nicht überwiesen hat.
Für eine Babyparty anlässlich der Schwangerschaft von Freundin Jule hat Riekje Kuchen und Cupcakes gebacken, von denen sich alle begeistert zeigen. Hebamme Nela trägt an Riekje die Bitte heran, für sie regelmäßig einen Rumgugelhupf zu backen, und tatsächlich überlegt die Hobbybäckerin Riekje, ob sie nicht zur Aufbesserung ihrer finanziellen Situation ein kleines nebenberufliches Gewerbe anmeldet, wie es auch schon Freundin Asja empfohlen hat. Ruth, die für ihr Café in der Begegnungsstätte „Möwennest“ schon länger jemanden sucht, der nach entsprechender Renovierung die dort weilenden Künstler mit leckerem Kuchen versorgt, ist von der Idee sofort begeistert. Aber Riekje fehlt das Geld für die Umsetzung und sie möchte auf keinen Fall ihre Vollzeitstelle bei der Zimmervermietung aufgeben. Auf der anderen Seite möchte Ruth das Café auch nicht nur am Wochenende öffnen.
Als Riekje wieder einmal mit Martin eine Auseinandersetzung hat, fasst sie versehentlich das heiße Backblech mit nackten Händen an und muss sofort zum Krankenhaus. Dort trifft sie auf einen sehr netten Mann mit Krücken, der sich seinen Fuß gebrochen hat. Er stellt sich als Yanis vor, und den beiden bleibt nichts anderes übrig, als sich für den Rückweg das einzige verfügbare Taxi zu teilen. Zu Hause angekommen, richtet Riekje an Martin direkt die Bitte, sie zu heiraten. Doch genau so schnell, wie sie diese Bitte geäußert hat, fasst sie nach wenigen Wochen den Entschluss zur Trennung. Überstürzt verlässt sie Martin mit einem Rollkoffer und steht vor der Frage, wo sie die Nacht verbringen soll. Da erinnert sie sich, dass Yanis von einem Campingplatz gesprochen hat.
Die Protagonisten des Romans Die Glücksbäckerei am Meer* von Emma Jacobsen vereint, dass sie beide eine gescheiterte Beziehung hinter sich haben. Während es sich Martin bei Riekje gut gehen ließ und sie bei den Hausarbeiten nicht unterstützt hat, obwohl auch sie ganztags berufstätig ist, hat Yanis mit seiner Freundin Romy eine On-off-Beziehung geführt, seit er nicht mehr der aufstrebende und gutverdienende Rechtsanwalt sein wollte. So hat er sich einen Campervan gebaut, mit dem er zunächst in Norderney gestrandet ist und mit dem er bis nach Portugal zum Surfen fahren wollte. Dass sich die beiden in dem einfach gestrickten Plot näherkommen ist nicht schwer zu erraten. Die Autorin bediente sich erfolgversprechender Klischees wie Riekjes Gefühl, Yanis schon ewig zu kennen und der, wie könnte es anders sein?, natürlich auch noch unwiderstehlich gut riecht. Dazu ist er ein Frauenversteher und verkörpert alles, was Frau sich wünscht.
Die Geschichte bietet nichts Tiefgründiges und wenig Neues. So dreht sich die Handlung immer wieder um dieselbe Frage, ob Riekje sich ihren größten Wunsch nach einem Café erfüllen kann, wenn nicht Stubentiger Obi Wan ihre Aufmerksamkeit oder die von Yanis einfordert. Wer einfach mal ein Buch ohne Weltuntergangsstimmung, aber dafür mit einer sich entwickelnden, herzerwärmenden Liebesgeschichte lesen möchte, wird von dem Roman Die Glücksbäckerei am Meer* begeistert sein.
Die Glücksbäckerei am Meer von Emma Jacobsen
Knaur Verlag 2024
Taschenbuch
320 Seiten
ISBN 978-3-426-53019-1