Knochensuppe – Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden von Youngtak Kim

Nachdem Lee Uhwan gelernt hat, wie die Knochensuppe zubereitet wird und er die erforderlichen Zutaten besorgt hat, ist sein Auftrag erfüllt und er kann mit dem Boot zurück in die Zukunft reisen. Doch in letzter Sekunde entschließt er sich, hier in dieser Zeit, an diesem Ort zu leben. Dabei hat er nicht bedacht, dass seine zwölf Mitreisenden zu Tode kommen, wenn er die Luke des Bootes plötzlich öffnet. Als Uhwan in das Lokal „Busaner Knochensuppe“ zurückkehrt, sind im Fernsehen zahlreiche Tote zu sehen, die von den Wellen an den Strand gespült wurden. Erst jetzt wird ihm bewusst, was er getan hat. Um weiterhin in Busan leben zu können, braucht Uhwan eine Idendität und deshalb wendet er sich an den Immobilienmakler Park Jongdae, der die Probleme der aus der Zukunft kommenden Zuwanderer aus eigener Erfahrung kennt und ihnen dabei hilft, ein neues Leben führen zu können.

Der junge Hwayeong wurde aus der Zukunft nach Busan geschickt, um Lee Uhwan zu töten. Nachdem er sich davon überzeugen konnte, dass sich dieser nicht unter den zwölf Toten vom Strand befindet, beschließt er, die über einhundert Lokale aufzusuchen, in denen Knochensuppe angeboten wird, um Uhwan zu finden und ihn zu töten. Da er sich häufig durch Teleportation fortbewegt, werden einige Bürger und die Polizei auf ihn aufmerksam, die nach dem Jungen fahndet. Doch selbst, als Hwayeong zufällig Uhwan aufspüren kann, gelingt es ihm nicht, ihn zu töten, und mit Lee Sunhee bekommt er einen ebenbürtigen Gegenspieler.

Die zwölf an den Strand gespülten Leichen, deren Identität nicht festgestellt werden kann, stellen für die beiden Ermittler Yang Changgeun und Kang Dayeong nur eins von mehreren Problemen dar, die sie zu lösen haben. In ihrem Vernehmungsraum sitzt ein Mann, der das Gesicht von Ryu Jeonghun hat, doch seine Fingerabdrücke stimmen nicht überein, während sich in einer Klinik ein Mann befindet, dem die Gesichtshaut gestohlen wurde. Die Ermittler vermuten, dass auch der Immobilienmakler Park Jongdae nicht der ist, der er vorgibt zu sein und laden ihn zu einer Gegenüberstellung vor. Während der Vernehmung wird mit einem Laser ein Loch durch die Wand des Gebäudes geschossen, dessen Strahl Ryu Jeonghun tödlich verletzt. Da gegen Park Jongdae nichts vorliegt, müssen die Ermittler ihn auf Anordung des Teamleiters freilassen.

„Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden“ ist der zweite Teil der Science Fiction Dilogie „Knochensuppe“ von Youngtak Kim und eine Fortsetzung des ersten Romans. Um der Handlung überhaupt folgen zu können, sind Kenntnisse des bisherigen Geschehens erforderlich. Während der Vorgänger spannend wie ein Thriller endet und Neugier auf den nachfolgenden Band weckt, plätschert die Handlung im zweiten Teil zunächst nur dahin und kommt nicht wirklich in Fahrt. Die Ermittlungen von Yang Changgeun und Kang Dayeong in gleich mehreren Fällen ziehen sich durch das ständige Essen von Suppen oder Eintöpfen in die Länge. Mal wird das Essen bestellt, ein anderes Mal wird für den Verzehr ein Lokal aufgesucht. Selbst der Killer, dem es durch Teleportation möglich ist, an jedem beliebigen Ort aufzutauchen und der mittels einer Laserpistole Lee Uhwan zur Strecke bringen soll, kann nicht für Furore sorgen.

Kritisch setzt sich der Autor mit dem Thema Schönheitsoperationen auseinander, denn in Südkorea unterziehen sich immer mehr Menschen einer Operation, um ihr Aussehen zu verändern. Doch Youngtak Kim hat in seinem Roman die heutigen Möglichkeiten der plastischen Chirurgie noch weiter zugespitzt. So wird einigen Bewohnern von Busan die Gesichtshaut entfernt und anderen Personen übergezogen, die dann deren Identität annehmen. Die Organe der Opfer werden profitabel vermarktet, und normale Bürger werden durch Zuwanderer ersetzt. Der gesamte Plot erinnert durch ständige Szenenwechsel mehr an einen Film, als an einen Roman und es ist unverkennbar, dass das Metier von Youngtak Kim, der als Regisseur und Drehbuchautor arbeitet, die Filmbranche ist. Stellenweise driftet die Handlung ins Groteske ab, wenn beispielsweise ein Metzger depressiv wird, weil er die um ihre Organe beraubten Leichen fachmännisch zerlegt und in einem Kühlraum lagert, der sich in seiner Wohnung befindet. Am Ende bleibt die Erkenntnis, die wohl jedem aus dem Film „Zurück in die Zukunft“ bekannt sein dürfte, dass Ereignisse, die in der Vergangenheit verändert werden, Auswirkungen auf die Zukunft haben.