Die Macht der Wölfe von Horst Eckert

Die Macht der WölfeVincent Veih, Kommissariatsleiter der Kripo Düsseldorf, ist mit der somalesischen Inspektionsleiterin Melia Adan liiert, worin ihr gemeinsamer Chef Kriminaldirektor Engel durchaus ein Problem sieht, wenn er bald in Pension geht und die junge Frau seine Nachfolge antreten soll. Doch zunächst wollen die beiden einen Wochenendurlaub in Berlin verbringen und freuen sich auf gemeinsame Stunden. Zu Veihs Ärger klingelt sein Handy: Seine Stellvertreterin Anna Winkler teilt ihm mit, dass Leichenteile in einem beschädigten Müllsack auf einer Baustelle gefunden wurden. Fast zeitgleich erhält Melia einen Anruf von ihrem Vater Andreas Götz: Bundeskanzlerin Ute Frings-Fassbinder erwartet beide umgehend. Bei dem Besuch erklärt sie ihnen, dass sie von ihrem Staatssekretär Tristan Bovert erpresst wird. Neben Zuwanderungsstopp und mehr Kompetenz für den Geheimdienst verlangt er auch eine Privatisierung des Strafvollzugs. Er besitzt Aufzeichnungen ihrer früheren Gesprächstherapie, womit er sie in der Hand hätte. Da Melia ihn aus ihrer Zeit beim Verfassungsschutz kennt, bittet die Kanzlerin sie um ihre Unterstützung.

Während Melia noch bei der Kanzlerin weilt, schaltet Veih den Fernseher an und hört in einer von Christoph Urban moderierten Sendung, wie dieser für privatwirtschaftlich gebaute und betriebene JVAs wirbt. Als Veih nach Melias Rückkehr erfährt, dass die Kanzlerin diese Privatisierungen vorantreiben soll, wird ein Zusammenhang deutlich. Da Melias Hilfe weiterhin in Berlin gebraucht wird, reist Veih alleine nach Düsseldorf. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich bei dem Toten um den ehemaligen und erst kürzlich freigekommenen Häftling Dennis Schubert handelt. Bei Durchsicht seiner Akte ist Veih alarmiert, da er die beiden Komplizen des Raubüberfalls, die zur Verurteilung von Schubert geführt haben, kennt: Der beliebte Fernsehmoderator Christoph Urban und Ole Naumann, RAF-Gründungsmitglied und ehemaliger Rechtsanwalt, der sich später der rechten Szene anschloss. Dank seiner Mutter Brigitte Veih, die zur RAF gehörte und inzwischen als Fotografin tätig ist, kommen die Ermittler demjenigen, der die Leichenteile auf der Baustelle abgeladen hat, auf die Spur.

Horst Eckert ist mit „Die Macht der Wölfe“ ein vielschichtiger Thriller gelungen, in dem der Milliardär Hartmut Osterkamp die Fäden für sein Vorhaben zieht, eine neue rechts-konservative Sammlungsbewegung mit einem Spitzenkandidaten für die nächste Bundestagswahl aufzubauen. Die amtierende Bundeskanzlerin, die im Gegensatz zum erwähnten realen Christian Lindner nicht Angela Merkel ist, soll nach seinem Vorhaben keine Woche mehr im Amt bleiben, „denn die Zeit der Wölfe steht an“. Die fiktive Ute Frings-Fassbinder wird in dem Plot als eine Person charakterisiert, die auch schon mal aus der Haut fährt, wenn sie beispielsweise von ihrem Feind als einem „Arschgesicht“ spricht.

In kurzen Kapiteln gibt der Autor die Ereignisse um Vincent Veih, der zu seiner Mutter Brigitte ein gespaltenes Verhältnis hat, da sie ihm bisher die Identität seines Vaters verschwiegen hat, wieder. Wegen seiner Affäre zu der schwarzen Melia Adan fürchtet er den Verlust seines Jobs, wenn sie seine Vorgesetzte wird. Melia selbst kann ihrem Vater Andreas Götz nicht so recht trauen und fragt sich, was er im Schilde führt. Immer wieder finden seine Unternehmungen sowie die von Ole Naumann, dessen Sohn Leif als Praktikant bei Christoph Urban beschäftigt ist und der sich anfangs noch sehr selbstsicher gibt, zunehmend aber in Gewissenskonflikte gerät, im weiteren Verlauf der Handlung eine Fortsetzung.

Äußerst interessante Ausführungen macht Horst Eckert zum Nachweis von Blut „bis zu einer Verdünnung von einem halben Promille“ mittels Luminol in einem abgedunkelten Raum. Und auch der großzügige Business-Bereich, das „Executive Terminal“, in das sich der Milliardär Osterkamp begibt, existiert seit Sommer 2006 am Düsseldorfer Flughafen. Der Autor macht in seinem zunehmend spannender werdenden politischen Thriller „Die Macht der Wölfe“ deutlich, wie lang deren Arm reichen und wie groß ihre Macht sein kann. Zudem brilliert er wieder einmal mit einer Menge Überraschungen und hält seine Leser bis zur letzten Seite in Atem.

Die Macht der Wölfe von Horst Eckert

Die Macht der Wölfe
Heyne Verlag 2023
Klappenbroschur
480 Seiten
ISBN 978-3-453-44175-0

Bildquelle: Heyne Verlag


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