Neusiedler Tod von Bernadette Németh

Neusiedler TodLaura Reiter, die als Journalistin für eine medizinische Fachzeitschrift in Wien arbeitet, erhält überraschend eine Kündigung und entschließt sich dazu, einen Reiseführer über das Burgenland zu schreiben. Da ihre ehemalige Freundin Ariane Breyer in Fertőrákos ein Haus direkt am Neusiedlersee hat, kann Laura vorübergehend bei ihr wohnen. Während sie einen Vogel im Schilf beobachtet, fällt ihr ein stinkender Geruch auf, geht dem nach und entdeckt Teile einer Leiche. Sie benachrichtigt die ungarische Polizei, die wiederum die Kollegen aus Österreich alarmiert, da der Leichenfundort direkt an der österreichisch-ungarischen Grenze liegt. Die Kommissare Herbert Wasser und Robert Riedl nehmen Laura für ihre Aussage mit zur Polizeiinspektion in Apetlon.

Während Laura von dem Chilizüchter Attila Meggyes Informationen für ihren Reiseführer einholt, vertraut er ihr an, dass er auch Avocados anbaut und sich mit der Kosmetikerin Eszter Szöllősi verloben will. Trotz der Arbeit geht ihr der Leichenfund nicht aus dem Kopf. Laura will selbst in der Sache ermitteln, da ihr die Kriminologen zu unfähig erscheinen. Von ihrem ehemaligen Freund Markus erfährt sie bei einem Telefonat, wo die Leiche untersucht wird. Als Putzfrau verkleidet belauscht Laura ein Gespräch der Gerichtsmediziner, woraufhin sie einen Tätowierer aufsucht, der ihr weitere Hinweise gibt. Schließlich wird die Leiche als Eszter Szöllősi identifiziert und der Verdacht fällt sofort auf Attila, der jedoch ein handfestes Alibi hat.

Bernadette Németh beginnt ihren Kriminalroman mit dem Leichenfund, um danach mit einem Rückblick auf das Geschehen von vor drei Monaten fortzufahren. Der Plot zieht sich ab dieser Stelle in die Länge, da die Ermittlungen zunächst nicht weitergeführt werden. Stattdessen macht der Leser Bekanntschaft mit Attila und seiner Freundin Eszter Szöllősi, die sich sehr für ein neues Projekt des studierten Biologen Guido Schromm interessiert. Für sein Projekt hat er die Seehütte von Stefan Mach gemietet, der Betonskulpturen herstellt und einen Bildhauerworkshop leitet, für den sich Ariane angemeldet hat.

Bei diesen Ausführungen hat der Leser das Gefühl, dass der eigentliche Kriminalroman zur Nebensache geworden ist, denn die Autorin hat äußerst wissenschaftliche Ausführungen zum Botulinumtoxin und Botox sowie zu den Folgen einer Überdüngung zusammengetragen, bei der anaerobe Bakterien Ammoniumion zum giftigen Ammonium umwandeln. Weiterhin informiert sie über die historischen Veränderungen der Landschaft, über Tiere, insbesondere das Flugverhalten von Vögeln, das Wetter, Pflanzen und Kristalle. Nicht zu vergessen die ohne Zweifel interessanten Ausführungen zum Schilf und dem Neusiedler See, der wegen plötzlich auftretender Stürme für die Schifffahrt gefährlich werden kann und dessen größtes Mineralwasservorkommen Europas tatsächlich im Jahr 1955 unter dem See entdeckt wurde und den stetig anwachsenden Schilfgürtel um den See seit Eröffnung des Einserkanals.

Die zusammengetragenen Informationen über das Burgenland sind ohne Zweifel interessant und Bernadette Németh war es offensichtlich ein Anliegen, diese den Lesern ihres Kriminalromans „Neusiedler Tod“ ebenso zugänglich zu machen wie denen, die schon ihren Reiseführer kennen, der das Gebiet rund um den See zum Thema hat. Es wird auch nicht in Abrede gestellt, dass die Autorin einen flüssigen Schreibstil hat, doch kommt die Spannung auf allzu leichten Sohlen daher und bricht erst nach einem zu langen Intervall mit brachialer Gewalt auf den Leser ein, der mit der in höchster Lebensgefahr befindlichen Laura angstvoll zittert.

Neusiedler Tod von Bernadette Németh

Neusiedler Tod
Gmeiner Verlag 2024
Taschenbuch
263 Seiten
ISBN 978-3-8392-0633-1

Bildquelle: Gmeiner Verlag
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