Wollwut von Leonie Kramer

WollwutAriadne Schäfer ist Inhaberin des Handarbeitsladens Wolllust im bayerischen Madlfingen und gehört zum MKHC, dem Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclub. Mit Kinderbuchautorin Pauline und Hebamme Sarah ist sie auf dem Weg zu einem Seminar in Bad Kohlgrub, wo sie im Hotel zum Hirsch ein Färbe- und Wollness-Wochenende verbringen wollen. Unterwegs stößt noch Irmingard zu ihnen, Helga und Camilla wollen nachkommen. Während die Frauen alle mit dem Häkeln eines Bikinis beschäftigt sind, überhören sie die aus der Badeabteilung des Hotels kommenden Hilferufe.

Bei Kommissar Tim Wallenstein, der gerade aus einem Urlaub zurückgekehrt ist und eine Wohnung sucht, kündigt sich sein bester Freund und ehemaliger Kollege Arne an. Tim muss ihn mit zu seiner Ferienwohnung nehmen, und die beiden genießen eine Auszeit an einem Badesee. Auf dem Rückweg erleidet Tim einen Radunfall und muss in der Notaufnahme der Unfallklinik versorgt werden, wo ihm aufgrund einer Schultergelenksprengung zu einer konservativen Therapie geraten wird. Da erreicht Tim auch schon ein Anruf seines Kollegen: In der Badeabteilung des Hotels zum Hirsch ist in einer Badewanne eine Moorleiche entdeckt worden.

Die beiden Kommissare werden vom Hoteldirektor zur Leiche geführt, wo sie zunächst auf die „Schlammgestalten“ des Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclubs stoßen, die Tim von einem früheren Mordfall bekannt sind. Erst danach wecken zwei behaarte Männerfüße, die aus der mit Farbe gefüllten Wanne hervorgucken, ihre Aufmerksamkeit. Nachdem Dr. Elvira Olowitsch Behandlungstipps an Tim bezüglich seiner Schulter weitergegeben hat, widmet sie sich der Leiche, die mit Wasser abgespritzt wird und so Fesselspuren an den Handgelenken freigibt. Jetzt, wo auch das Gesicht zu erkennen ist, gibt Irmingard vor, den Toten zu kennen. Es handele sich um den aus Madlfing stammenden Versicherungsvertreter Helmut Littmann.

Der Handarbeitsclub, der schon weiß, dass es sich bei der Farbe eindeutig um Indigo handeln kann, will täglich einen Polizeibericht fertigen und eng mit den Kommissaren zusammenarbeiten, was für Tim eher wie eine „Drohung“ klingt. Immerhin erhält er von Ariadne einen wichtigen Hinweis, die von Ausgaben wie einem Segelboot des Versicherungsvertreters zu berichten weiß, die seine finanziellen Möglichkeiten überstiegen haben. In der Folge hat Madlfingen auch noch mit einer Einbruchserie zu tun, und die SOKO kommt keinen Schritt weiter. Sollte der Handarbeitsclub ihnen voraus sein, würde dieser als Zeichen die Kirchturmglocke, die sonst nur bei schwerem Unwetter läutet, zum Dauerläuten bringen.

Auch wenn in dem Plot zwei Kommissare zu den Ermittelnden gehören, so kann Wollwut* nicht als ein klassischer Kriminalroman bezeichnet werden. Für „echte“ Ermittler wäre es schon ungewöhnlich, wenn sie sich wie Tim und Arne zuerst für ein Small-Talk mit den Damen des MKHC Zeit nehmen, die nach einem Moorbad wie „Schlammgestalten“ aussehen, bevor sie sich ihres eigentlichen Auftrages besinnen und die Leiche in Augenschein nehmen. Durch ironische Untertöne und Wortspielereien, dass sich beispielsweise in der Sauna die Gemüter schnell überhitzen, bewegt Leonie Kramer ihre Leser immer aufs Neue zum Schmunzeln. Nicht zuletzt sind auch ihre bewusst herbeigeführten Missverständnisse wie die Annahme der Ärztin, Tim könne dem männlichen Geschlecht zugetan sein, dafür verantwortlich.

Dass Tim Wallenstein nicht die hellste Leuchte auf diesem Planeten ist, wird auch dadurch deutlich, dass er nicht in der Lage ist, seine Gefühle Ariadne gegenüber zu offenbaren. Stattdessen ist er eifersüchtig auf seinen Freund Arne, der stets zum Besten gibt, was seine „Omma“ dachte oder gemacht hätte. Sinnreiche und doppeldeutige Sprüche finden sich jeweils zu Beginn eines jeden Kapitels im Roman Wollwut* von Leonie Kramer. Der Leser wird mit Informationen zum Blaufärben und einem Bergkiefern-Hochmoorbad versorgt und kann sich bei Bedarf dank der abgedruckten Häkelanleitung mit einem Bikini schmücken, wie ihn der Handarbeitsclub präsentiert.

Wollwut von Leonie Kramer

Wollwut
Blanvalet Verlag 2023
Taschenbuch
416 Seiten
ISBN 978-3-7341-1157-0

Bildquelle: Blanvalet Verlag
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