Codex 632 von J.R. Dos Santos

Wer war Christoph Kolumbus wirklich?

Codex 632. Wer war Christoph Kolumbus wirklich?Der an der Universität in Lissabon lehrende Historiker Tomás Noronha wird von Nelson Moliarti nach New York gerufen. Dort erklärt ihm der Vorsitzende einer Stiftung, dass der erst vor wenigen Tagen verstorbene Professor Martinho Toscano bereits an einer Forschungsarbeit über die Entdeckung Brasiliens gearbeitet hat. Allerdings sind seine Notizen verschlüsselt. Als Codespezialist soll Tomás Noronha das Geheimnis lüften und zu diesem Zweck nach Rio de Janeiro fliegen, wo er in der Brasilianischen Nationalbibliothek mit seiner Arbeit beginnen soll. Vor Ort erhält er Unterlagen mit Notizen, die er nicht entschlüsseln kann.

Zwischenzeitlich kehrt Tomás zurück nach Lissabon, wo er eine Einladung der reizvollen Lena Lindholm zum Essen annimmt. Da die Studentin seine Vorlesung über Hieroglyphen besuchte, will er ihr die unverständlichen Notizen zeigen. Doch der verheiratete Tomás erliegt ihrem Charme und sieht fortan seine Ehe bedroht. Da sein Auftraggeber Nelson Moliarti Ergebnisse sehen will, drängt er, die Witwe von Martinho Toscano aufzusuchen, die im Besitz weiterer Unterlagen ist. Tomás gegenüber erwähnt sie, dass die Lösung in ihrem Safe liegt, von dem sie jedoch nicht den Code kennt. Erst nach vielen Versuchen und weiteren Recherchen, die Tomás bis nach Jerusalem führen, kann er den Safe öffnen und findet einen Verweis auf „Codex 632“.

J. R. Dos Santos hat als Rahmenhandlung für seine Enthüllungen, wer Christoph Kolumbus gewesen sein soll, seinen Protagonisten Tomás Noronha diesbezügliche Nachforschungen anstellen lassen. Der Autor hat mit der fiktiven Geschichte aufgezeigt, wie glaubhaft die von ihm aufgedeckten Verschwörungen, Vertuschungen oder auch vorgenommenen Fälschungen sind, wenn es selbst noch in der heutigen Zeit gelingt, einen Historiker wie Tomás zu erpressen, weil er eine am Down-Syndrom erkrankte Tochter hat, deren Heilung viel Geld verschlingt.

Als Quellen hat J. R. Dos Santos für seinen Roman „Codex 632“ tatsächlich existierende Bücher, Manuskripte und Dokumente wie Briefe oder päpstliche Bullen herangezogen, und der namensgebende Codex, von dem Teile im Buch abgedruckt sind, wird in der portugiesischen Nationalbibliothek aufbewahrt. Der Autor macht deutlich, dass die portugiesische Krone seinerzeit ein Interesse daran gehabt hat, einen Seeweg nach Indien zu finden, weil die Venezianer das Monopol auf den Gewürzhandel nach Asien besaßen. Eine von vielen Ungereimtheiten finden sich weiterhin im Erbfolgevertrag, den Prinz Johann im Jahre 1498 unterschrieben haben soll, obwohl er ein Jahr zuvor verstorben ist?

Der Autor hält es für wenig glaubwürdig, dass Christoph Kolumbus der aus Genua stammende Seidenweber Cristoforo Colombo sein soll, denn dessen Vater ist völlig verarmt verstorben und seine Gläubiger hätten sich wohl an den reichen Sohn gehalten. Zudem war der Seidenweber arm, hätte kaum eine Adelige heiraten dürfen und war dazu ungebildet. Wie konnte er dann Briefe verfassen? Die sind zudem von Christoph Kolumbus in einer Sprache verfasst, die eindeutig einem Portugiesen zugeordnet werden können. Der Autor fragt, ob es nur ein Zufall sein kann, dass Kolumbus ausgerechnet an dem Tag seine erste Reise antrat, an dem auch alle Juden Spanien verlassen mussten. Der Seefahrer kann nicht aus Genua stammen, sondern muss ein jüdischer Portugiese gewesen sein, was der „Codex 632“ beweist.

J. R. Dos Santos hat für seine Belege umfangreiche Recherchen betrieben, die sich zudem auf weitere Themen beziehen. So informiert er über die Tempelritter, Kreuzzüge und den Heiligen Gral, gibt Hintergrundinformationen zur Sprache der Blumen und zu Chiffrierverfahren. Er präzisiert die politische Lage sowie die Vertreibung der Sepharden (Juden) von der iberischen Halbinsel im 15. und 16. Jahrhundert und erläutert, was Philosophen unter subjektiver Wahrheit verstehen. Außerdem macht er dem Leser die Lehre von der Gematrie verständlich, der Ermittlung der numerischen Werte von Worten, der sich Kabbalisten bedienen, und führt ihn an die Heiligtümer von Jerusalem sowie durch seine Heimatstadt Lissabon. Ein großartiger Roman, der für wissbegierige Leser wie geschaffen ist!

Codex 632 von J.R. Dos Santos

Codex 632. Wer war Christoph Kolumbus wirklich?
Übersetzung von Viktoria Reich
Luzar Publishing 2019
Klappenbroschur
384 Seiten
ISBN 978-3-946621-06-5

Bildquelle: Luzar Publishing
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