Jenseits von tot von Lucie Flebbe

Jenseits von totAuf einem Zechengelände entdeckt ein Obdachloser eine tote Frau mit einem übel zugerichteten Gesicht. Die in Teilzeit arbeitende Kriminalkommissarin Eddie Beelitz wird von Adrian Adamkowitsch, dem Leiter des Kriminalkommissariats Bochum, über den Leichenfund informiert. Aber das auch nur, weil die Staatsanwältin auf ihre Hinzuziehung bestand. Wie sich herausstellt, handelt es sich um die bei der Wohnungsbaugesellschaft SWBG beschäftigte und als vermisst gemeldete Sigrid Funke. Während Adrian sowohl den Obdachlosen, als auch den Klempner Karl Pflog verdächtigt, der die Tote zuletzt gesehen hat und mit ihr in Streit geriet, zieht es Eddie vor, die Pflegeeinrichtung näher unter die Lupe zu nehmen, in der Sigrid Funke einen Platz für ihre pflegebedürftige Mutter gesucht hat. Doch dort verweigert man ihr den Zutritt.

Unterstützung erhält Eddie von Zombie, alias Joseph Rheinhart, bei dem sie seit ihrer Scheidung mit ihrer Tochter und seinen beiden Kindern lebt. Er ist Besitzer einer Securityfirma und einer Boxhalle, hat eine kriminelle Vergangenheit und kennt zufällig den Mann der Pflegeeinrichtung, der Eddie abgewiesen hat. Als in einem Wohnhaus ein Brand ausbricht, ist sie schnell vor Ort. Ihr fällt im Gesicht einer Geretteten die gleiche Art der Misshandlung auf, wie sie schon die Leiche von Sigrid Funke aufwies. Als Eddie die junge Frau am nächsten Morgen darauf ansprechen will, ist sie spurlos aus dem Krankenhaus verschwunden. Unterdessen steht Zombie einem alten Feind gegenüber und kann seine Wut nur schwer unter Kontrolle bringen. Eddie möchte ihm helfen, doch kommen ihr selbst Zweifel. Immerhin ist Zombie wegen schwerer Körperverletzung vorbestraft und verschweigt ihr etwas. Selbst seine Schwester Dana, eine promovierte Neurologin und gute Freundin von Eddie, scheint etwas zu verheimlichen.

Der Kriminalroman „Jenseits von tot“ von Lucie Flebbe ist bereits der dritte Teil einer Trilogie um die ermittelnde Kommissarin Eddie und ihren Freund Zombie. Sie leben wie eine Patchworkfamilie zusammen, auch wenn sich Eddie immer noch eine eigene Wohnung als „Hintertürchen“ hält. Während außer der Staatsanwältin keiner der Kollegen Eddie für eine fähige Ermittlerin hält, steht für Zombie fest, dass sie mit ihren grünen Augen direkt ins Gehirn ihres Gegenübers sehen und Gedanken lesen kann. Ihre scharfe Kombinationsgabe hält er für Hexerei. Seine Aggressionen, unter denen er seit einer traumatischen Erfahrung als Jugendlicher leidet, hat er immer nur beim Boxen abreagiert oder in „oberflächlichen Fickbeziehungen mit Tussis“. Doch für Eddie empfindet er mehr und genau deshalb befindet er sich in einer Zwickmühle.

Lucie Flebbe hat für ihren Kriminalroman einen interessanten Perspektivenwechsel gewählt, indem die beiden Protagonisten das Geschehen jeweils aus ihrer Sicht erzählen. So fühlt der Leser mit Zombie, der sich nicht traut, sich Eddie gegenüber freiheraus zu äußern und den eine derbe Umgangssprache auszeichnet. Nichtsdestotrotz besitzt er eine soziale Ader und ist ein fürsorglicher Familienvater, was ihn sympathisch macht. Auf der anderen Seite stellt sich Eddie wiederholt die Frage, wie ernst Zombie einige Äußerungen gemeint hat. Schließlich ist da auch noch die gemeinsame Nachbarin Flo, die als Hartz IV-Bezieherin ihr erstes Kind erwartet und sich gegenüber gut gemeinter Ratschläge völlig uneinsichtig zeigt.

So ganz nebenbei hat die Autorin auf die Notwendigkeit einer Patientenverfügung hingewiesen. In der ihr eigenen Art ist es ihr wieder einmal gelungen, am laufenden Band Vergleiche heranzuziehen, die zum Schmunzeln anregen und ihresgleichen suchen. Gelegentlich amüsiert sie den Leser auch mit sarkastischen Ausführungen, wenn beispielsweise von einer „versehentlich gefundenen Lehrstelle“ die Rede ist. Oder sie bedient sich absichtlich einer Übertreibung, um eine Bedeutung hervorzuheben. Bei Lucie Flebbe fällt einem Menschen auch schon einmal ein „Felsen“ vom Herzen und eine Katze mutiert zu einem „Berufskiller“. Doch trotz der heiter stimmenden Elemente kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Einfach köstlich!

Jenseits von tot von Lucie Flebbe

Jenseits von tot
Grafit Verlag 2019
Taschenbuch
188 Seiten
ISBN 978-3-89425-591-6

Bildquelle: Grafit Verlag
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