Dunkle Geschichten aus dem Ruhrgebiet von Margit Kruse

Dunkle Geschichten aus dem RuhrgebietMargit Kruse sucht am Halterner Stausee nach einem passenden Ort, um eine Leiche zu entsorgen. Nein, natürlich ist die Autorin nicht wirklich auf der Suche nach einem Versteck für eine Leiche, sondern es handelt sich dabei um eine Geschichte in ihrem Buch „Dunkle Geschichten aus dem Ruhrgebiet“. In weiteren Episoden geht es um einen verlassenen Reiterhof in Gelsenkirchen-Heßler, um das verfallene Hotel Seestern in Haltern oder das altehrwürdige Stadtbad in Krefeld, das der Schließung zum Opfer fiel. Dasselbe Schicksal ereiferte auch das Opel-Werk in Bochum und machte damit viele Opelaner arbeitslos. Margit Kruse schreibt von der Ölkrise im Jahr 1973, welche Forscher auf die Suche nach Alternativen auf den Plan rief. In Gladbeck belieferte ein Eiermann die Bürger mit „Kartoffeln, Erdbeeren und Eiern“, wie der Eiermann laut gerufen haben soll, wohingegen die Bueraner Stadtteile mit frischer Milch von einem Milchwagen versorgt wurden, vor dem ein Pony gespannt war.

Margit Kruse weiß von einem Grubenbrand im Jahr 1935 auf der Zeche Bergmannsglück in Buer-Hassel zu berichten, dem zwei Retter zum Opfer fielen, sowie von einem Absturz eines Bombers auf dieselbe Zeche während des Zweiten Weltkrieges. In Gladbeck-Zweckel gibt es mit einer verfallenen Zechensiedlung, deren Betreten mit Gefahren verbunden ist, ein trauriges Relikt aus einer Zeit, als auf vielen Zechen noch Kohle gefördert wurde, weswegen es auch eine Geschichte zu den Grubenpferden gibt, die für die Bergleute unter Tage eine große Hilfe waren. Durch eine umgekippte Fähre kam es auf dem Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen zu einem schrecklichen Unglück, und drastische Strafen erwartete Kinder in den 1950er und 1960er Jahren in einem Kindergarten in Buer-Hassel.

Im Autokino in Gelsenkirchen, so merkt die Autorin an, interessierten sich die Zuschauer weniger für die gezeigten Filme als für das Geschehen im Auto. Dreiste Diebstähle und Vandalismus nehmen auf allen Friedhöfen überhand und die Täter machen in ihrer Zerstörungswut nicht einmal Halt vor einem Kindergrab. Eine Geschichte handelt von einem Dämon namens „Smorra“. Eine andere beschreibt einen spektakulären und gruselig anmutenden Fund auf dem Schloss Hohenlimburg und in einer weiteren geht es mit einer Taschenlampe ausgerüstet auf eine Führung durch das Schloss Horst. Ein echter, allerdings schon Jahrzehnte zurückliegender Mordfall hat sich in Buer-Hassel zugetragen, der sogar in der Sendung Aktenzeichen XY…ungelöst aufgegriffen wurde, und an den Friedhof in Buer hat Margit Kruse ganz persönliche Erinnerungen.

Wie schon bei der Wiedergabe des Inhalts der Geschichten in dem Buch „Dunkle Geschichten aus dem Ruhrgebiet“ deutlich wird, handelt es sich nicht um Kurzgeschichten, die nach einer Pointe verlangen, sondern um Geschichten mit realem Hintergrund. Margit Kruse hat dafür auf eindrucksvolle Weise Hintergrundinformationen zusammengetragen, die eine aufwändige Recherche erforderlich gemacht haben. Sie hat mit Zeitzeugen gesprochen, die ihr aus erster Hand Rede und Antwort stehen konnten, und die damit natürlich eine Bereicherung für die wiedergegebenen Erlebnisse, Unglücke oder Schilderungen sind. Mit den zusammengetragenen und interessant aufgearbeiteten Daten kann die Autorin die Bewohner des Ruhrgebiets begeistern, die auf diese Weise Wissenswertes über „ihren Pott“ erfahren.

Dunkle Geschichten aus dem Ruhrgebiet von Margit Kruse

Dunkle Geschichten aus dem Ruhrgebiet
Wartberg Verlag 2018
Hardvover
80 Seiten
ISBN 978-3-8313-2979-3

Bildquelle: Wartberg Verlag
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