Canaria Criminal von Daniel Verano

Daniel Verano hat seinen Kriminalroman „Canaria Criminal“ dort angesiedelt, wo die Deutschen seit Jahrzehnten gerne Urlaub machen: Felix, einer seiner Protagonisten, bewohnt einen Bungalow an der Playa Besudo, unweit der bei Touristen beliebten Playa del Inglés. Der bei La Vida arbeitende deutsche Journalist muss durch ein Fernglas mitansehen, wie der neue Parteichef Francisco Fraude nach einem Fallschirmabsprung ungebremst auf einen Felsen aufschlägt. Sofort telefoniert er mit seiner Arbeitskollegin Candela: Hält sie es für möglich, dass Klimaaktivisten hinter dem Unglück stecken könnten? Immerhin ist Fraude gegen die weitere Zuwanderung von Asylanten und wollte mit dem angekündigten Fallschirmabsprung allen beweisen, was er für sein Land zu tun bereit ist. Aus Sorge vor einem wiedererstarkenden Faschismus haben sich Demonstranten am Flugplatz Aeródromo versammelt, von wo aus Fraude starten wollte, um in den Dünen von Maspalomas zu landen.

Die beiden Inspectores Hugo Ruiz und Ana Montero von der Policía Nacional sitzen gerade beim Essen, als sie durch eine TV-Übertragung von dem Unglück erfahren. Sie rasen zum Aeródromo und stehen vor der Frage, ob es sich um einen Suizid oder Mord handelt. Bei Teresa und Manuel, den Mitarbeitern des Flugplatzes, informieren sie sich über die Sicherheitsprüfung vor einem Sprung und erfahren, dass zum einen die manuelle Mechanik hätte greifen müssen und zum anderen, völlig unabhängig davon, der Öffnungsautomat. Der Flugplatzleiter Ibarra teilt ihnen mit, dass die Überwachungssysteme leider schon seit Tagen außer Betrieb sind. Kann das ein Zufall sein? Als die Ermittler zur Ehefrau des Toten gehen, übergibt diese ihnen einen Drohbrief, in dem der Schreiber hofft, dass Fraude „wie ein Stein vom Himmel fällt“.

Im steten Wechsel schreibt Daniel Verano von der Ermittlungsarbeit der beiden Inspectores und dem Geschehen um den Journalisten Felix, der das Unglück beobachtet hat. Mit seiner Kollegin und früheren Freundin Candela fährt er zum Chefredakteur von La Vida, dem jetzigen Lebensgefährten von Candela, der sich als Klimaaktivist outet und die beiden Kollegen aus seiner Wohnung wirft. Unterbrochen werden diese beiden Handlungsstränge von Kapiteln, in denen der Täter in der Ich-Form berichtet. Immer, wenn die Ermittler glauben, ein wenig Licht ins Dunkle gebracht zu haben, müssen sie enttäuscht feststellen, dass sie schon wieder auf dem Holzweg sind.

Der Autor, der selbst einige Jahre auf Gran Canaria gelebt hat, schreibt in seinem Roman „Canaria Criminal“ vom heißen und staubigen, aus der Sahara stammenden Wind Calima und von der Umgestaltung Maspalomas, nachdem ein Großgrundbesitzer große Teile des ursprünglichen Naturgebietes im Süden der Insel verkauft hat. Baubeginn war 1962 und Millionen Urlauber erholen sich jedes Jahr an der Playa del Inglés, in San Agustín oder Maspalomas, wozu auch das mondäne Meloneras zählt. Hintergrundinformationen über das Leben des einstigen Diktators Francisco Franco und detaillierte Sicherheitserläuterungen eines Fallschirms fließen ebenfalls in den interessanten Kanarenkrimi ein, der die Ermittler wie auch den Leser immer wieder mit einer Wendung zu überraschen versteht.