Ein Fremdenlegionär im Schatten der Nachkriegszeit
Im Jahr 1955 besitzt der ehemalige Fremdenlegionär Louis Richard zwei Wohnungen in Essen – eine davon dient konspirativen Zwecken. Als er eine junge Frau namens Monika aus den Fängen ihrer brutalen Zuhälter befreit, die er krankenhausreif schlägt, erwartet er Dankbarkeit. Doch Monika reagiert verärgert: Sie weiß, dass ihre Peiniger sich rächen werden.
Tatsächlich wird sie bald Opfer brutaler Übergriffe. Louis beschließt, sie in seiner Wohnung zu beschützen. Kurz darauf erhält er von seinem Mittelsmann einen neuen Auftrag: Er soll den berüchtigten Zuhälter Roland „Mucki“ Kahrmann davon überzeugen, dass der Kokainhandel in der Nordstadt bereits „besetzt“ ist. Doch ehe Louis reagieren kann, wird er des Mordes an Monika beschuldigt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach der Behandlung seiner Schussverletzungen im Krankenhaus wird er ins Gefängnis überführt.
Geheime Mission: Der Deal mit dem CIA
Überraschend erhält Louis Besuch von John McAffrey und einem Anwalt – Mitarbeiter des CIA. Der Nachrichtendienst plant, Reinhard Gehlen zum Präsidenten des neu gegründeten BND zu ernennen, doch die Sowjets wollen dies verhindern: Gehlen gilt als Experte für strategische Fragen zur UdSSR. Der CIA vermutet einen Maulwurf in den eigenen Reihen. Louis erhält ein Angebot: Wenn er bei der Mission hilft, wird er freigelassen.
Nach kurzer Bedenkzeit willigt er ein. Seine Spurensuche führt ihn zu Victor Baptiste und Paul Durand – ehemaligen Kameraden aus einem Elitekommando, das vor zehn Jahren während des Kriegs hunderte Leben rettete. Doch kann er Paul Durand vertrauen?
Kampfgeist im Schützengraben: Die Kriegsszenen als Auftakt
Mike Steinhausen gönnt dem Leser in Geheimoperation Gehlen* keine ruhige Minute. Die ersten fünfzig Seiten schildern eindrucksvoll die brutalen Kriegserfahrungen von Sergeant Louis Richard. In einem aufgeweichten Schützengraben kämpfen er und seine Kameraden ums Überleben. Nach heftigem Beschuss soll die Versorgungslinie des Feindes durch ein riskantes Himmelfahrtskommando unterbrochen werden – ein düsterer, spannender Auftakt, der nichts für schwache Nerven ist.
Charaktertiefe und Sprachstil mit Biss
Durch diese intensive Darstellung offenbart der Autor, wie Louis tickt: kompromisslos im Kampf, aber stets auf der „richtigen“ Seite. Besonders auffällig ist seine sarkastisch-geschliffene Sprache, die den Leser immer wieder zum Schmunzeln bringt – wenn auch nur für einen Wimpernschlag, denn die nächste Wendung folgt prompt.
Auch weitere Figuren bringen Farbe in die Handlung, etwa ein ehrgeiziger Polizist mit zweifelhafter Vorstellung von Recht und Ordnung.
Kriminalfall im Rotlichtmilieu – Gesellschaftskritik inklusive
Der Kriminalroman ist tief im Rotlichtmilieu der Nachkriegszeit verankert. Authentisch und schonungslos zeichnet der Autor die damalige politische Lage – inklusive deutlicher Hinweise auf ehemalige Nazigrößen, die später in Justiz und Polizei Karriere machten. Eine mutige Auseinandersetzung mit historischen Schattenseiten.
Einziger Kritikpunkt: Das Korrektorat hätte sorgfältiger ausfallen dürfen. Inhaltlich aber überzeugt der Roman mit Spannung, Fantasie, nachvollziehbarer Handlung und fesselnder Unterhaltung auf ganzer Linie.
Geheimoperation Gehlen von Mike Steinhausen
Gmeiner Verlag 2023
Klappenbroschur
425 Seiten
ISBN 978-3-8392-0482-5