
Ein neuer Fall für Freya und Carole
Freya hat gemeinsam mit ihrer Tante Carole Lockwood das Antiquitätengeschäft „Crockleford Antiques“ übernommen, das zuvor dem ermordeten Arthur Crockleford gehörte. Es befindet sich in Little Meddington in der Grafschaft Suffolk. Die neu eingestellte Sky Stevens, ein Computergenie, konnte die Umsätze deutlich steigern. Nachdem sie sich jedoch nach einer Handgreiflichkeit von ihrem Freund Aaron getrennt hat, darf sie fortan bei Freya und Carole wohnen.
Ein bei einem Einbruch ins Museum entwendetes Gemälde, das von Arthur gestiftet wurde, scheint die Polizei nicht zu interessieren. Diese konzentriert sich ausschließlich auf die Aufklärung des Mordes an dem tot aufgefundenen Mann. Für Freya und Carole steht jedoch fest: Das ist ihr erster gemeinsamer Fall.
Spurensuche auf hoher See
Im Zusammenhang mit einer Antikenkreuzfahrt auf der MV Goldstar wird wiederholt von einer Vase aus der Ming-Zeit gesprochen. Freya sollte ursprünglich an dieser Kreuzfahrt teilnehmen, erhielt jedoch ein Schreiben, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass sie dort nicht gebraucht werde. Entschlossen, dennoch an Bord zu gelangen, gelingt es ihr durch einen Anruf bei der Reederei, gemeinsam mit Carole am nächsten Tag in Zypern zuzusteigen – obwohl das Schiff bereits von Griechenland mit Ziel Jordanien abgelegt hat.
Verdächtige Passagiere und ein Undercover-Ermittler
Da die Kunstkenner Ben Wells und Chris Prince eigentlich unter den Passagieren sein sollten, vermutet Freya, dass Ben der Tote aus dem Museum sein könnte. Auf der Überfahrt begegnet sie dem Undercover-Ermittler Phil vom FBI, der offiziell als nautischer Offizier namens Phillip Ward reist. Er weiß, dass wertvolle Antiken aus Ägypten hinausgeschmuggelt werden sollen und ist zu diesem Zweck mit Sloane im Back-up verbunden.
Ein Gerücht macht die Runde: Während der Antikenkreuzfahrt soll ein neuer Sammler gewählt werden – ein sagenumwobener Antiquitätendieb. Phil ist dem alten Sammler bereits seit zwanzig Jahren auf der Spur.
Rückblende und Hintergrundrecherche
C. L. Miller beginnt ihren Kriminalroman Mord an Backbord* mit einem Treffen zwischen Arthur Crockleford und seinem Freund Phil ein Jahr zuvor. In diesem Gespräch geht es darum, dass bei der Antikenkreuzfahrt im Herbst der neue und der alte Sammler aufeinandertreffen sollen. Arthur, der offenbar ahnte, dass er in Lebensgefahr schwebt, zog das FBI in der Person von Phil hinzu. Damit verhinderte er, dass Freya womöglich als seine Mörderin verurteilt worden wäre.
Fakten, Fiktion und Lokalkolorit
Little Meddington existiert zwar nicht, wohl aber das Lowestoft Maritime Museum und das im Jahr 1682 gesunkene Schiff HMS Gloucester, das 2007 entdeckt wurde. Auch die Angaben zur Schmuckfirma Joseff of Hollywood, gegründet von Eugene Joseff, sind korrekt recherchiert – dessen Schmuck wurde von zahlreichen Filmstars getragen.
An Lokalkolorit mangelt es dem Plot nicht: Das Kreuzfahrtschiff macht an verschiedenen Stationen Halt, die C. L. Miller möglicherweise selbst besucht hat. Ob sie jemals eine Kreuzfahrt unternommen hat, bleibt offen. Ihre Protagonisten hätten bei der detaillierten Darstellung des Ankommens an Bord zumindest über die Anwendung der Rettungswesten informiert werden müssen.
Verwicklungen ohne Spannung
Dass Luk Drummond, der Kurator der Bordgalerie, plötzlich zusammenbricht und möglicherweise vergiftet wurde, wirft Fragen auf. Auch der Einfluss der Eventmanagerin Laura Scott bleibt zunächst undurchschaubar. Hinzu kommt, dass die neu eingestellte Sky von ihrem Freund Aaron ausspioniert wird – dieser wurde im Darknet auf die bevorstehenden Ereignisse der Antikenkreuzfahrt aufmerksam und nutzt Sky, um Freya und Carole zu überwachen. All diese Elemente tragen jedoch wenig dazu bei, echte Spannung zu erzeugen.
Fazit: Kunst statt Krimi
Die Autorin mag eine Liebhaberin von Antiquitäten sein – ihre Mutter war Expertin auf diesem Gebiet und verfasste über 120 Bücher dazu. Doch der kunstlastige Plot verhindert einen klaren Spannungsbogen, wie er für einen Kriminalroman nötig wäre. Für Leser mit Interesse an Kunstschätzen ist das aus dem Englischen von Leena Flegler übersetzte Buch sicherlich eine Bereicherung. Andere hingegen könnten sich durch die wiederkehrenden Motive – ein gestohlenes Schwert, ein Gemälde mit brennendem Schiff und eine Ming-Vase – eher durch den Plot hindurchquälen.
Mord an Backbord von C.L. Miller

Übersetzung von Leena Flegler
Blanvalet Verlag 2025
Klappenbroschur
384 Seiten
ISBN 978-3-7645-0855-5

