Zwischen Recht und Rache: Carolin Gerbers gefährlicher Plan

Buchcover des Kriminalromans Morden für Einsteiger

Wenn Gerechtigkeit zur Privatsache wird

Der achtunddreißigjährigen Rechtsanwaltsfachangestellten Carolin Gerber reicht es. Seit Jahren macht ihr das kriminelle Verhalten mancher Mitmenschen zu schaffen. Sie will sich nicht länger damit abfinden, dass Täter durch juristische Schlupflöcher, geschickte Verteidiger oder milde Richter ungestraft davonkommen. Die Diskrepanz zwischen Recht und Gerechtigkeit veranlasst sie dazu, eine Liste mit Namen von zehn Personen zu erstellen, die ihrer Meinung nach einen Platz „unter der Grasnarbe“ verdient hätten.

Die Nummer eins: Kalle, der Schwager

Mit Abstand an erster Stelle auf Carolins Liste steht ihr Schwager Kalle, dem gelegentlich die Hand ausrutscht. Hinterher rechtfertigt er sich mit fadenscheinigen Erklärungen, die Carolins Schwester Melli stets das Gefühl geben, selbst Schuld an seinem Ausraster zu sein. Carolin hätte Kalle wegen seiner Gewaltausbrüche längst angezeigt, doch Melli will das nicht – schließlich sei er der Vater ihrer Kinder. Deshalb hat Carolin den Wunsch ihrer Schwester zähneknirschend respektiert. Allerdings hat sie ihr nicht versprochen, Kalle nicht eines Tages ins Jenseits zu befördern.

Ein letzter Versuch – und eine neue Erkenntnis

Carolin will sich ein letztes Mal davon überzeugen, ob Kalle sein Verhalten geändert hat. Sie besucht ihre Schwester, die sie mit einer aufgeplatzten Unterlippe empfängt. Auf Nachfrage behauptet Melli, es sei ein Missgeschick gewesen und „nicht so schlimm“. Für Carolin ist klar: Das Missgeschick heißt Kalle. Doch Melli hat Angst, sich von ihm zu trennen, denn er hat ihr gedroht, sie und die Kinder umzubringen, sollte sie ihn verlassen. Weiterhin tatenlos zusehen will Carolin nun auf keinen Fall mehr. Auf dem Heimweg fährt sie zufällig an der Baustelle vorbei, auf der Kalle als Polier arbeitet – nur zur Orientierung, denn für ihre weiteren Pläne kann jede zusätzliche Information nützlich sein.

Wenn höhere Mächte mitmischen

Doch das Morden ist gar nicht so einfach, wie es theoretisch den Anschein hat. In Claudia Rimkus’ Roman Morden für Einsteiger* werden die Pläne der Protagonistin zur Umsetzung ihrer Vorhaben immer wieder durch eine höhere Macht durchkreuzt. Diese befördert den jeweils nächsten Kandidaten – oder die einzige Kandidatin – vorzeitig ins Jenseits, noch bevor Carolin überhaupt zuschlagen kann. Das führt zu skurrilen, spannenden und teils absurden Situationen. So kann Carolin ohne eigenes Zutun einen Delinquenten nach dem anderen von ihrer Liste streichen – immer in der Hoffnung, doch noch selbst zum Zuge zu kommen. Dabei spielt die Autorin gekonnt mit den Erwartungen der Leser und lässt ihre Protagonistin zwischen Selbstjustiz und moralischem Dilemma taumeln.

Mehr als ein Regionalkrimi

Der Kriminalroman ist in Hannover angesiedelt, wobei die Handlungsorte realistisch und mit einem Augenzwinkern dargestellt werden. Für Leser aus der Region bietet das Buch zahlreiche Wiedererkennungsmomente, für alle anderen einen authentischen Einblick in das Leben zwischen Maschsee und Eilenriede. Doch Morden für Einsteiger* ist mehr als ein klassischer Regionalkrimi – er wirft die Frage auf, was Gerechtigkeit wirklich bedeutet. Die Geschichte ist durchzogen von bissigen Kommentaren, pointierten Dialogen und einem feinen Gespür für die Absurditäten des Alltags. Claudia Rimkus liefert mit ihrem Werk einen ebenso humorvollen wie nachdenklich stimmenden Kriminalroman, der tief in die Grauzonen unserer Gesellschaft eintaucht.

Morden für Einsteiger von Claudia Rimkus

Buchcover des Kriminalromans Morden für Einsteiger
CW Niemeyer Buchverlage 2025
Klappenbroschur
336 Seiten
ISBN 978-3-8271-9214-1

Bildquelle: Thalia

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