Nordstrøm – Die Jagd von Claudia Rimkus

Der ehemalige Polizist Dr. Erik Nordstrøm hat vor drei Jahren eine Agentur für Mord- und Vermisstenfälle in Binz auf Rügen gegründet. Zu seinen Mitarbeitern zählt er Renate Müller, Christiane Wittig, Adam Nowak und Nico Dietz. Aktuell bewirbt sich Dr. Sara Sachs als Juristin bei ihm, die er sofort in seinen neuen Fall einbezieht: Beide sind unterwegs zur Wohnung des von seiner Klientin Wernicke verschwunden gemeldeten Neffen Jan Kolling, wo sie eine den Tod symbolisierende Rune entdecken. Währenddessen beschäftigen sich Hauptkommissar Hans Bock von der Polizei Stralsund sowie Oberkommissarin Britta Kayser aus dem Kommissariat Bergen mit einer Leiche, die am Kieler Ufer mit einem Pfeil im Herzen aufgefunden wurde. Ob es zwischen dem Toten und dem vermisst gemeldeten Neffen einen Zusammenhang gibt?

Mit einem Boot nähern sich Erik und Sara dem abgesperrten Fund- oder Tatort vom Wasser her, was ihnen zudem eine bessere Sicht als der Spurensicherung ermöglicht. Tatsächlich entdecken sie eine Tüte und dirigieren so den Polizeikollegen Alexis Petrou per Telefon dorthin. Zum Schreck befindet sich in der Tüte der schon bei der Obduktion vermisste Penis des Toten, der kein minderer als der Landtagsabgeordnete Rolf Vonhagen ist. Am meisten beunruhigt Erik, dass auch bei der Leiche eine Rune entdeckt wird, was ihn an einen Serientäter erinnert.

Zurück im Büro wartet mit Frau Vonhagen bereits eine neue Klientin. Sie weiß zu berichten, dass sich ihr Ehemann jedes Jahr eine kleine Auszeit auf Bornholm gönnt. Um die Spur aufzunehmen, reisen Erik und Sara mit einer Cessna auf die dänische Insel und sehen sich in dem von Vonhagen gemieteten Ferienhaus um. Noch bevor die dänische Polizei eintrifft, sichern sie Daten vom Notbook auf einen Stick. Die weiteren Recherchen führen die Ermittler zu einem Jahre zurückliegenden Vergewaltigungsfall und sie besuchen das Opfer Thorid Jespersen in Ystad. Von ihr bekommen sie einen Hinweis zu einem Reporter, doch wird dieser noch vor dem Zustandekommen eines Treffens überfallen. Sara sieht nur noch in einem Undercover-Einsatz ein Weiterkommen, doch selbst einen vierten Toten können sie so nicht verhindern. Noch rätseln sie über die Verbindung zwischen den Toten, bevor ein Drohbrief alles auf den Kopf stellt und Erik in akuter Lebensgefahr schwebt.

Der spannende Ostsee-Krimi Nordstrøm – Die Jagd* beginnt mit einer Szene, in der ein gefangen gehaltener Mann verängstigt darauf wartet, was mit ihm weiter geschehen wird. Immer wieder streut Claudia Rimkus Kapitel in den Plot, die Auskunft darüber geben, dass er schon als Kind von seinem Stiefvater verprügelt und eingeschlossen wurde, während dieser sich an seinem jüngeren Bruder verging, und nun befürchten muss zu verdursten. Zudem weiß er nicht, was seine Peiniger von ihm wollen. Neben diesen Einschüben gibt es weitere Kapitel einer Gruppe von Männern, die sich die Jäger nennen. Es wird deutlich, dass sie nicht nur Jan Kolling gefangen halten, sondern auch die jeweils zu Tode Gekommenen durch einen Wald gehetzt, bevor sie diese mit einem Schuss von einer Armbrust tödlich ins Herz getroffen haben. Trotzdem halten sie sich nach eigener Aussage nicht für eiskalte Mörder, sondern für Richter und Vollstrecker.

Der Psychologe Erik Nordstrøm verfügt „über ein weitverzweigtes Netzwerk an Unterstützern und Informationsquellen“ und trauert seit fast drei Jahren um seine Ehefrau Julia, die spurlos verschwunden ist und von der er nicht einmal weiß, ob sie noch lebt. Seitdem kümmert sich seine Tante Vera de Boer, auf deren Grundstück er seine Agentur aufbauen durfte, um seine kleine Tochter Marie. Dass seine ehemalige Kollegin Britta vom Kommissariat Bergen ein Auge auf ihn geworfen hat, ist seiner neuen Mitarbeiterin Sara längst klar. Von Anfang an zeichnet sie sich durch ein helles Köpfchen und gute Kombinationsgabe aus, womit sie sich unentbehrlich macht. Interessant ist ein Querverweis auf ein Café, in das schon Kommissar Wallander aus der Krimireihe von Henning Mankell einkehrte sowie auf das auf dem Dänholm gelegene Café del Mar, in das der Protagonist des Ostseekrimis Nordstrøm – Die Jagd* noch einen Fuß setzen konnte, das aber mittlerweile dauerhaft geschlossen ist. Wie die Autorin in ihrer Danksagung schreibt, hat sie noch Material für mindestens fünf weitere Krimis dieser Reihe, worauf sich ihre Leser schon jetzt freuen dürfen!