Töten erlaubt von Sacha Jacqueroud

Töten erlaubtArjun, dessen Vater in Afghanistan von den Taliban ermordet wurde und der vor vier Jahren mit einem Schlauchboot in Griechenland gestrandet ist, bevor er in der Schweiz in einem Asylzentrum unterkam, vermisst seinen afghanischen Freund Lan Guo. Seinem Heimleiter Herbert Kohler traut er nicht und ergreift deshalb die Flucht. Der türkische Taxifahrer Sherif erkennt seine missliche Lage, hilft ihm und fährt ihn in die Redaktion des Berner Kuriers. Dort zeigt sich die Redakteurin Desiree Winter entsetzt darüber, dass ein Passus aus der Medienmitteilung der Bundesratssitzung plötzlich gelöscht wurde, in dem es darum ging, dass der Bund den Beamten des chinesischen Ministeriums erlaubt, in die Schweiz zu reisen, um Landsleute aufzuspüren, die sich illegal in die Schweiz abgesetzt haben. Desiree, ihre Chefredakteurin Mel und der Praktikanten Noël zählen eins und eins zusammen: Die Chinesen sollen nach einem Verhör wieder nach China gebracht werden, wo Gefangenschaft und Folter auf sie warten.

Zum Glück kann der junge Nerd Noël die gelöschte Seite wieder herstellen und bringt Desiree über eine ehemalige Kommilitonin mit Nathalie Käppeli zusammen. Dieser National-Bundesrätin missfiel bereits, dass Außenminister Schluef bereit ist, illegal eingereiste Chinesen abzuschieben, nur um das Wirtschaftsabkommen mit dem Land nicht zu gefährden und so eventuell Aufträge in Millionenhöhe zu verlieren. Dass sich ein junger Chinese namens Lan mit einem Sprung aus dem Fenster eines Mehrfamilienhauses in den Tod gestürzt haben soll, wie es in einer Meldung der Kantonspolizei heißt, und dass es dafür keine Zeugen geben soll, kann für Desiree nur bedeuten, dass der Fall zum Himmel stinkt. Sie weiß sich nicht anders zu helfen und bittet den Bundesanwalt Charly Ducret um Unterstützung, ohne zu ahnen, dass sie und auch die Fahnderin Rickli bald in tödlicher Gefahr schweben werden.

Der Journalist und Chefredakteur Sacha Jacqueroud hat mit „Töten erlaubt“ einen Kriminalroman verfasst, der zwar fiktiv ist, doch weist er ausdrücklich darauf hin, dass er durch seine Arbeit Kenntnis von brisanten Themen erlangt hat und sich eine ähnliche, wie im Plot beschriebene Geschichte, durchaus zugetragen haben könnte. Im Wechsel schreibt er von den Ermittlungen der Fahnderin Rickli und Polizeiwachtmeister Röthlisberger, den Recherchen von Desiree Winter und den abenteuerlichen Verfolgungen von Arjun mit dem Taxifahrer Sherif. Zudem legt Pfarrer Liniger ein gutes Wort für Arjun bei dessen Arbeitgeber Metzger Konrad ein, der seinem Lehrling die Fortsetzung seiner Ausbildung erlauben soll. Kurz befasst sich auch ein Kapitel mit dem erst neunzehnjährigen Lan, der zur Anhörung nach Bern gebracht wird und dem bewusst wird, dass ihm nach einer Abschiebung Gefängnis, Folter und Tod drohen.

Auf den ersten Blick fallen die nicht im Blocksatz gedruckten Buchseiten auf. Üblicherweise beginnt jedes Kapitel auf einer neuen Seite, doch ist das in einigen Fällen nicht gelungen, wodurch zwei Seiten komplett leer blieben. Dass in der Schweiz das „ß“ nur noch selten verwendet wird und man dafür „ss“ schreibt oder dass man unter einem „Apéro“ ein gesellschaftliches Beisammensein versteht, muss so hingenommen werden. Auch die Verwendung von in Deutschland nicht gebräuchlichen Begriffen wie die „Ausschaffung“ anstelle einer „Abschiebung“ sind nicht zu ändern. Doch dass neben überdurchschnittlich vielen Rechtschreibfehlern der Bundesanwalt einmal Charlie, ein anderes Mal Charly heißt, ist weniger zu verzeihen.

Ungeachtet dessen zieht der spannende Kriminalroman „Töten erlaubt“ den Leser von Anfang an in seinen Bann. Sacha Jacqueroud nimmt sich eines heißen Themas an und hebt anhand des türkischen Taxifahrers die türkischen Familienbande hervor, nach denen ein Türke stets Freunde kennt, die wiederum Freunde kennen und sich untereinander helfen. Der nachdenklich stimmende Plot wartet mit Überraschungen auf, wobei besonders eine Person, die mit dem chinesischen Botschafter unter einer Decke steckt, für Entsetzen beim Leser sorgt.

Töten erlaubt von Sacha Jacqueroud

Töten erlaubt
Neptun Verlag 2024
Klappenbroschur
320 Seiten
ISBN 978-3-85820-362-5

Bildquelle: Neptun Verlag



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