Norwegen, das Fjordland von Marie Helen Banck

Norwegen, das FjordlandDie norwegische Postschifflinie Hurtigruten gibt es seit dem Jahr 1893 und mit ihnen werden nicht nur die Post und Fracht, sondern auch Einheimische und Urlauber transportiert, wobei sich Norwegen, die Heimat von Edvard Grieg und der Trolle, wachsender Beliebtheit erfreut. Von Süd nach Nord stellt das Reise-Taschenbuch „Norwegen, das Fjordland“ unter anderem mit Stavanger die reichste Stadt des Landes vor, in der die Bewohner einst ein hartes Leben fristeten. Der Leser macht Bekanntschaft mit dem zweitlängsten Fjord, dem Hardangerfjord, der als einer der schönsten gilt, und mit der Trolltunga, deren Spitze man nach vier Aufstiegsstunden robbend erreicht und die ein weltweit beliebtes Selfie Motiv abgibt. Mit dem oftmals verregneten Bergen lernt er den dort ansässigen südlichsten Hafen der Hurtigruten kennen, gefolgt vom Sognefjord mit seinen vielen Seitenarmen. Als „der schönste und faszinierendste seiner Art“ gilt der Geirangerfjord, ein Seitenarm des Storfjords, der zumindest im Sommer „hoffnungslos überlaufen“ ist.

Es schließen sich Reiseinfos von A-Z an, die beispielsweise darauf hinweisen, eine Gletscherwanderung nicht ohne Guide zu unternehmen. Es gibt einen kleinen Sprachführer und ein Kulinarisches Lexikon sowie zum Abschluss unter der Rubrik „Das Magazin“ noch einige äußerst informative, interessante und vor allem auch kritische Geschichten im Hinblick auf Aquakultur, das Leben der Norweger, Walschlachten, eine Zeitreise in die Vergangenheit, zum Thema der Wikinger und wie die Bewohner einschließlich ihres Königs „ticken“. Als Zugabe gibt es neben anderen die Geschichte eines berühmt gewordenen Kriminalfalls und einen sich noch im Bau befindlichen Tunnel für Schiffe.

Jedes Jahr verbringt Marie Helen Banck eine Zeit im Fjordland und konnte so für das Reise-Taschenbuch zusammenstellen, was den Urlauber dort erwartet: Abenteuerlustige haben die Wahl zwischen Kajak-, Mountainbike- oder Gletschertour, Wanderungen bis in hochalpines Gelände, Wildwasser-Rafting, Paragliding, während man aber auch nur die Stabkirchen bewundern, durch den längsten Autotunnel der Welt fahren oder den Tipp der Autorin befolgen kann, in einer Region, der viel zu wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, mit ganz viel Ruhe belohnt zu werden.

Marie Helen Banck macht zahlreiche Tourvorschläge, die von ihren eigenen Erfahrungen zeugen und deshalb um so detaillierter sind, nennt Übernachtungs- und Fortbewegungsmöglichkeiten mit Adressen und Preisangaben und erinnert an einen verheerenden Brand in Ålesund, an die durch ein englisches Handelsschiff im 14. Jahrhundert eingeschleppte Pest, an versunkene Schiffe mit wertvoller Fracht, zahlreiche Tuberkulosefälle Ende des 19. Jahrhunderts und den Widerstand der Norweger im zweiten Weltkrieg, die sie teilweise mit interessanten Anekdoten ausschmückt. Immer wieder thematisiert sie das ärmliche Leben der Bewohner während der vergangenen Jahrhunderte, wo besonders Frauen und Kinder bei der Entlohnung benachteiligt wurden.

Wie die Autorin zu berichten weiß, sorgen die Kreuzfahrtschiffe in den schmalen Meeresarmen für jede Menge giftigen Smog in Form von Schwefeldioxid, weswegen die norwegische Regierung ab dem Jahr 2026 ein Verbot plant, sofern die Schiffe nicht wie die Hurtigruten den neuesten Umweltstandards entsprechen. Was die Kreuzfahrer anbelangt, kommen sie ohnehin kaum in den Genuss der im Buch vorgestellten Köstlichkeiten und können auch nicht einen Abend in einer kuschelig-coolen Kneipe verbringen, wollen sie ihr Schiff nicht verpassen.

Das Reise-Taschenbuch „Norwegen, das Fjordland“ präsentiert immer wieder neben einem am Ende beigelegten Faltplan Kartenausschnitte mit groben Stadtplänen. Wenn ein abgedrucktes Foto auch an die Karibik erinnern mag, so weist Marie Helen Banck darauf hin, dass sich nur kälteunempfindliche Menschen ins Wasser trauen, und beim Anblick mancher Fotos bleibt dem Betrachter angesichts einer Person, die sich in halsbrecherischer Akrobatik auf einen Felsvorsprung wagt oder für eine spektakuläre Aufnahme auf einer Gesteinskugel posiert, fast das Herz stehen. Wer wissen möchte, welche Spur von Norwegen zu dem letzten deutschen Kaiser, zu Marilyn Monroe oder einer Star-Was-Episode führt, muss selbst das von einer Autorin mit Landeskenntnissen verfasste Buch inklusive treffend-lustiger Überschriften zur Hand nehmen.

Norwegen, das Fjordland von Marie Helen Banck

Norwegen, das Fjordland
DuMont Reiseverlag 2025
Klappenbroschur
310 Seiten
ISBN 978-3-616-00785-4

Bildquelle: DuMont Reiseverlag


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