Die Costa Brava gehört zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Wer mit dem Auto anreist und den Rastplatz kurz vor der spanischen Grenze ansteuert, bekommt einen ersten Eindruck vom kräftigen Tramuntana, dem kalten Nordwind. Noch lockt die Küste mit malerischen Fischerdörfern, wobei die Bebauung in Lloret de Mar nur noch die einstige Silhouette entlang der mit Palmen bestückten Flaniermeile erahnen lässt. Immerhin findet der aufmerksame Beobachter zwischen den neu errichteten Hotels noch alte Häuser, um die einfach herumgebaut wurde. So überlaufen der Ort auch ist, so ist man selbst in der Hauptsaison schnell alleine, wenn man den Küstenweg in Richtung Tossa de Mar einschlägt. Er führt durch einen Wald mit Korkeichen, denen wir die meisten Korken zu verdanken haben. In guter Erinnerung wird ein Urlaub an der Costa Brava jedem bleiben, der einen Ausflug nach Girona gemacht hat. Egal, ob er dort in der Fußgängerzone ein Eis genießen durfte, was seinesgleichen sucht, oder ob er, umringt von Studenten, Siesta in einem kleinen Café vor der Universität gehalten hat. Was dieser Küstenabschnitt sonst noch zu bieten hat, beschreibt Ulrike Wiebrecht in ihrem Reiseführer „Costa Brava“.
Nach einer kurzen Einführung in die katalanischen Essgewohnheiten, zu der uns fremde Kombinationen gehören, stellt die Autorin die nördliche Küste von Llançὰ bis Roses mit je einer Auswahl an Unterkünften, Sportmöglichkeiten und weiterer erwähnenswerter Informationen vor, wie beispielsweise Figueres, dem Geburtsort und Wirkstätte von Salvador Dalí. Im mittleren Teil von L’Estartit bis Palafrugell macht sie einen Abstecher in die jüdische Geschichte von Girona. Es folgt die südliche Küste von Palamós bis Blanes, vorbei an Sant Feliu de Guíxols, mit einem in Europa einzigartigen Meeresklettergarten, Tossa de Mar, Lloret de Mar und endet schließlich mit einem Ausflug nach Barcelona. In vielen Orten ist der kubanische Lebensstil durch in früheren Zeiten nach Kuba ausgewanderte Dorfbewohner allgegenwärtig, denn die Kuba-Seefahrer haben bei ihrer Rückkehr an die Costa Brava Lieder voller Sehnsucht nach der Heimat mitgebracht, die heute bei Musikveranstaltungen in Havaneres-Gesängen daran erinnern.
Die Vorstellung der Orte wird von Geschichten mit einer geballten Ladung an Informationen zu einem Thema unterbrochen. Dabei kann es beispielsweise um die Herstellung der Anchovis gehen, die antike Ausgrabungsstätte Empúries oder eine anspruchsvolle Wanderung für Trittsichere. Die Autorin weist in Ihrem Buch darauf hin, auf welchem Küstenpfad festes Schuhwerk erforderlich ist. Sie schreibt, welche Strecke ein von Reiseübelkeit Geplagter besser meiden sollte und gibt einen besonderen Tipp, wenn man nicht einige Hundert Euro für ein Essen in einem Restaurant ausgeben will, nur weil es „mehrmals zum weltbesten Restaurant gekürt wurde“, da man im Elternhaus der Roca-Brüder das Mittagsmenü „zu einem Bruchteil“ dessen bekommt.
Lobend hervorzuheben ist der Hinweis, dass die Mitarbeiter des Verlages die Projekte von atmosfair unterstützen, indem ein kilometerabhängiger Beitrag für die verursachte Emission im klimabelastenden Flugverkehr zugunsten von Projekten in Entwicklungsländern gespendet wird. Denn diese Belastung sollte sich jeder Flugpassagier bewusst machen und abwägen, ob die relativ nah gelegene Costa Brava nicht auch mit dem Bus oder dem eigenen Auto angesteuert werden kann. Für diese Gruppe liegt dem Buch ein herausnehmbarer Faltplan bei. Rätseln kann der Leser darüber, was Ulrike Wiebrecht unter speziellen Mehlen versteht, aus denen eine von ihr vorgestellte Bäckerei Brot backt. Und für einen Reiseführer ungewöhnlich ist auch, dass er, aus welchem Grund auch immer, auf eine Sprachhilfe in Spanisch oder Katalanisch verzichtet.
Costa Brava von Ulrike Wiebrecht
DuMont Reiseverlag 2018
Klappenbroschur
120 Seiten, mit Faltplan
ISBN 978-3-7701-8318-0