Der aus Cambridge stammenden Summer Blythe hat ihr Vater zum sechsundzwanzigsten Geburtstag eine Rundreise nach Südindien geschenkt. Dort trifft sie den schon seit Monaten durch Indien tingelnden Hobbyzeichner Kit Appleby, als er ihr in einem Lokal zur Hilfe eilt. Er kann kaum glauben, wie stark seine Gefühle für die junge Frau sind und ist noch mehr erstaunt darüber, dass sie nach nur einem gemeinsamen Essen einwilligt, mit ihm nach Varkale zu reisen, wo er die Tänzer bei einem Tanzfestival zeichnen soll. Bei der Ankunft stellen beide fest, dass es keine freien Zimmer mehr gibt und Summer, die ihrerseits von den starken Gefühlen für den jungen Mann übermannt wird, geht das Wagnis ein und teilt sich mit ihm die gebuchte Strandhütte. Dass sie primitiv ist und nicht einmal über ein überdachtes Bad mit Blick auf eine Kokospalme verfügt, stört Summer nicht im Geringsten und sie genießt stattdessen die Aussicht auf den traumhaften Strand.
Wegen eines Sonnenbrandes verzichtet Summer am nächsten Tag auf die Teilnahme beim Tanzfestival, und Kit versichert ihr, in ein paar Stunden zurück zu sein. Während sie auf seine Rückkehr wartet, erreicht sie ein Anruf ihres Vaters: Der Zustand ihrer Schwester hätte sich schlagartig verschlechtert und sie müsse umgehend heimkehren, um ihrer Schwester eine ihrer Nieren zu spenden. In der Eile hinterlässt sie Kit einen Zettel und hofft, ihn noch am Flughafen zu sehen. Doch inzwischen gerät er in eine Massenkarambolage und kann nach einer Operation erst Wochen später mit einem Rollstuhl zu einem Krankenhaustelefon. Enttäuscht stellt er fest, dass Summer nicht mehr in der Strandhütte ist und bereits am Tag seines Unfalls abgereist ist.
Erst zwei Monate später verlässt er auf Krücken das Krankenhaus und findet keine Erklärung dafür, dass Summer ihm nicht ihre Kontaktdaten hinterlassen hat, wobei er nicht ahnt, dass diese verlorengingen. Summer wiederum ist betrübt, von Kit keine Nachricht zu erhalten und wird unterdessen von einem Schicksalsschlag völlig eingenommen. Noch gibt keiner die Suche nach dem anderen auf, doch dann findet Summer mit ihrem Vater in Suffolk ein neues Zuhause, und ohne ihr Wissen hat es Kit in denselben Ort gezogen, da sie ihm in Indien von dem an der englischen Ostküste gelegenen Ort vorschwärmte.
Nach der plötzlichen und unerwarteten Trennung des füreinander bestimmten Paares, so deren Überzeugung, handelt der Plot des Romans „Der Zufall eines Sommers“ von ihren zukunftsorientierten Bemühungen. Kit fliegt zunächst zurück nach London zu seinem Vater, mit dem er im Gegensatz zu der Summer gegenüber gemachten Aussage kein gutes Verhältnis hat. Er entschließt sich zur Niederlassung in Suffolk, wo er sich einen Job sucht und froh ist, dort auch ein Atelier mieten zu können. In der hilfsbereiten Sally-Ann findet er neuen Lebensmut und ist bemüht, Summer zu vergessen. Die hat nach dem Tod ihrer Schwester zunächst ihren Lebenswillen verloren und lässt sich, wenn auch nur zögerlich, von ihrem Expartner Adam trösten.
Saskia Sarginson schreibt in ihrem aus dem Englischen von Danielle und Doris Styron übersetzten, im Jahre 1993 angesiedelten Roman im Wechsel aus der Sicht ihrer beiden Protagonisten Summer und Kit. Wie ein Kokon umhüllt ihre zärtliche Liebe die ersten Kapitel in einem unnachahmlich literarischen und berührenden Schreibstil, womit die Autorin ihre Leser von Anfang an in den Bann zieht. Immer wieder verhindern Zufälle, wie sie nun einmal im Leben vorkommen können, einen glücklichen Ausgang und die Zweifel, vom anderen angelogen und betrogen worden zu sein, fressen sich immer tiefer in das Bewusstsein. Unglückliche Zufälle dominieren den Roman „Der Zufall eines Sommers“, lassen den Leser nicht mehr los und ihn mit den Protagonisten fiebern.
Der Zufall eines Sommers Saskia Sarginson
Übersetzung von Danielle Styron und Doris Styron
Knaur Verlag 2024
Taschenbuch
352 Seiten
ISBN 978-3-426-44747-5