Warte auf mich am Meer von Amy Neff

Warte auf mich am MeerJoseph und Evelyn teilen ihren Kindern Thomas, Violet und Jane im Juni 2001 etwas Wichtiges mit: Evelyn ist an einer schweren Form von Parkinson erkrankt, die sehr bald eine Demenz nach sich ziehen wird. Deshalb haben sie den Entschluss gefasst, gemeinsam in genau einem Jahr aus dem Leben zu scheiden, da Joseph es nicht ertragen will, ohne seine geliebte Evelyn weiterzuleben. Geschockt nehmen die Kinder die Nachricht auf. Da Evelyn ihr Leben lang von einem Auftritt mit dem Boston Symphony Orchestra geträumt hat, bittet sie Jane, deren Freund jahrelang beim Boston Globe gearbeitet hat, er möge seine Beziehungen nutzen und ihr den Traum ermöglichen. Allerdings müsste Jane sie für Mozarts Klavierkonzert, das für zwei Klaviere geschrieben wurde, begleiten.

Amy Neff fällt in ihrem Roman Warte auf mich am Meer*, der von Wibke Kuhn aus dem Amerikanischen übersetzt wurde, direkt mit der Tür ins Haus, indem sie ihre Leser mit einer schockierenden Nachricht konfrontiert.

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Erbgut von Bettina Scheiflinger

ErbgutBettina Scheiflinger stellt in ihrem Debütroman Erbgut* drei scheinbar voneinander unabhängige Familien vor, deren Verflechtungen sich dem Leser erst im weiteren Handlungsverlauf, und selbst dann nur bruchstückhaft offenbaren. So wird die Ich-Erzählerin in verschiedenen Stadien ihres Lebens vorgestellt. Diese berichtet von ihrer älteren Schwester Anna, ihren beiden Wohnungen in Wien und der Schweiz, einer Liebe und der Sorge, dass sie die Gene ihrer an Krebs erkrankten Mutter geerbt haben könnte.

In einer anderen Familie steht Johanna im Vordergrund, die nach ihren Kindern Frieda und Inge während eines Bombenalarms im Krieg Arno zur Welt bringt. Ihr Ehemann Franz ist im britischen Gefangenenlager und als er heimkommt, ist er dem Jungen fremd. Dieser lernt ihn nur als gewalttätigen Vater kennen. Als Erwachsener zieht es Arno nach Beendigung seiner Ausbildung in die Welt.

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Hotel Weitblick von Renate Silberer

Hotel WeitblickDer ledige Dr. Marius Tankwart hat es bis zu seinem fünfzigsten Lebensjahr weit gebracht. Nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium und seiner Promotion zählt er zu den besten Consultern in Österreich. Bevor er in drei Tagen zu einer Reise mit neuem Lebensziel nach Mexiko aufbricht, leitet er noch ein Auswahlverfahren, bei dem der nächste Geschäftsführer für eine Werbeagentur gesucht wird. Mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln reisen vier Kandidaten an: Horst Wienacher, deren Partnerin verärgert ist, weil er ausgerechnet an ihrem Jahrestag nicht bei ihr ist; Franz Seidlinger, der nicht versteht, warum sich seine Frau Sonja darüber beschwert, dass er an den Wochenenden so häufig weg ist, zumal ihre und der beiden Kinder Wünsche beträchtliche Summen verschlingen; Helmut Griegler, der viel Zeit im Fitnessstudio verbringt und gerne von sich als Marathonläufer spricht; schließlich als einzige Frau Annette Stumpner, die im ungünstigsten Moment unter Panikattacken leidet.

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Im Augenblick der Freiheit von Burghard Schlicht

Im Augenblick der FreiheitRebecca ist bekannt, dass sie 1972 in Jamaika als Lucy geboren wurde. Doch von ihrer leiblichen Mutter, die sich den Hippies zugehörig fühlte, wurde sie sofort nach der Geburt weggegeben. So ist sie bei mormonischen Adoptiveltern aufgewachsen. Um mehr über ihre Mutter Jenny in Erfahrung zu bringen, besucht sie kurz nach dem Einsturz der Twin Towers Gottfried, den damaligen Geliebten ihrer Mutter, in seiner Augenarztpraxis. Sie berichtet ihm, Gegenstände nicht mehr zu erkennen, „flackernde Ringe“ und „farbige Nebel“ sowie bunte Schreckensbilder zu sehen. Da sich jedoch keine medizinische Ursache finden lässt, überweist er Rebecca in eine psychosomatische Klinik, aus der sie jedoch flieht.

So schwierig es ist, sich in den Roman Im Augenblick der Freiheit* einzulesen, so schwierig gestaltet sich das Verständnis der Lektüre im weiteren Verlauf. Der Autor kommt von „Höcksken auf Stöcksken“ und spricht unterschiedlichste Themen an. Der Plot wirkt wie ein Konstrukt, das den Leser verwirrt.

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Bürde & Segen von Shqipe Sylejmani

Bürde & SegenUm ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, haben Shotes Eltern den Kosovo verlassen und sind in die Schweiz gezogen. Da sie weiterhin die zurückgebliebenen Verwandten in der Heimat finanziell unterstützt haben, wuchs Shote in dem reichen Land in ärmlichen Verhältnissen auf. Mit ihrer Familie verbrachte sie früher die Ferien im Kosovo bei den Großeltern, doch als sie älter wurde, ist sie der wiederholten Bitte ihrer Großmutter, sie zu besuchen, nicht mehr nachgekommen. Als Shote die Nachricht vom Tod der Großmutter erreicht, ist es dafür zu spät und sie schämt sich. Nach der Trauerfeier überreicht ihr ein Onkel das Notizbuch ihrer Großmutter, das Orte in Albanien auflistet, die diese gerne in ihrem Leben bereist hätte. Doch dann kam der Krieg und sie hat die Reise, die ihr Ehemann ihr versprochen hat, nie antreten können.

Zurück in der Schweiz geht Shote das Notizbuch nicht mehr aus dem Kopf. Ihre Erinnerungen gehen immer wieder zu ihrer Großmutter, die jedem, der Rat brauchte, eine passende Geschichte erzählen konnte. Kann es Zufall sein, dass das Buch mit einer bis ins Kleinste geplanten Reiseroute in ihre Hände gelangte, oder ist es ein Zeichen?

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Triceratops von Stephan Roiss

TriceratopsIm Leben des namenlosen Protagonisten des Romans Triceratops* existieren glückliche Tage nur noch in der Erinnerung. Bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr war er Bettnässer, er leidet an einem stark juckenden Ekzem, das mit Cortison behandelt wird, er kaut an seinen Nägeln und in sein Schulheft malt er Monster. Seine Mutter wurde mehrmals in einer geschlossenen Anstalt aufgenommen, mit Stromschlägen malträtiert und mit Neuroleptika behandelt. Der Vater, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte und dennoch die Schule mit der Matura abschloss, hatte eigentlich studieren wollen, doch ein Unfall, so hat es die Großmutter aus Aschbach dem Protagonisten erzählt, hat ihn frühzeitig zum Vater einer kleinen Tochter gemacht. Deren Blicke gehen häufig nur ins Leere, anderen Menschen sieht sie kaum in die Augen.

Wenn die Mutter in die Klinik geht und der Vater zur Arbeit muss, wird der Junge zu seiner Aschbach-Großmutter oder zur Tante gegeben. Mit anderen Firmlingen verreist er und spricht von der zur Gruppe gehörenden Silvana als seiner zweiten großen Liebe.

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Zechentod von Sylvia Sabrowski

ZechentodAufgebracht berichtet Martina Goretzka ihrem Nachbarn Willi, seiner Schwiegermutter Kwatkowiak und dessen Enkelin, der Psychologiestudentin Liesa Kwatkowiak, dass sie ihren Ehemann Andy am Samstagabend zuletzt gesehen hat. Am nächsten Morgen war er nicht mehr da und mit ihm sind auch sein Laptop und Handy verschwunden. Da ihr Mann in letzter Zeit heimlich Telefongespräche geführt und sie in seinen Unterlagen die Telefonnummer einer Psychotherapeutin gefunden hat, vermutet Martina, dass ihn etwas bedrückt haben muss. Sohn Timo stellt bedeutungsvoll fest, dass an dem Abend, an dem sein Vater verschwunden ist, auch noch sämtliche Daten auf dessen USB-Stick gelöscht wurden.

Martina bittet Liesa ihr zu helfen, und da Timo hofft, von der Therapeutin mehr zu erfahren, setzt sich Liesa mit ihr in Verbindung. Die weiteren Recherchen ergeben, dass Andy vor seinem Verschwinden Matthias Schleheck angerufen hat, seinen früheren Steiger von der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop.

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Venus AD von Gabriele Borgmann

Venus ADDer Renaissance-Experte Dr. Alexander Seltig trifft mit Peter Neumann, dem Bürgermeister von Berlin, und der Kulturstaatsministerin Dr. Ricarda Bauer letzte Absprachen für die Ausstellungseröffnung zur Ehrung des Künstlers Lucas Cranach und seines Venus-Gemäldes. Die drei kommen überein, dass die kunstgeschichtliche Doktorandin Nele Rosenbach eine kurze Rede halten soll, in der sie den interessierten Zuhörern das Bild erklären soll. Seltig verfolgt darüber hinaus den Plan, während der Ausstellung für einen neu zu gründenden Berlin-Art-Club zu werben, mit dem er beim Bürgermeister jedoch keine Zustimmung findet. Anstelle eines Reichen-Clubs für die Kunst, sind diesem die oftmals am Hungertuch nagenden Alleinerziehenden wichtiger.

Was niemand ahnt: Nele hat sich mit dem Restaurator Dr. Valentin Schwarzkopf getroffen, der ihr verbotenerweise einen ungestörten Zugang zum berühmten Gemälde verschafft hat. Vorsichtig hat sie sich mit einem Skalpell an das Werk begeben und Unstimmigkeiten entdeckt.

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Ein anderer Morgen von Carolin Hagebölling

Ein anderer MorgenFast dreizehn Jahre ist Eva mit Peter verheiratet. Beide sind Anfang vierzig und leben mit ihren Kindern, der elfjährigen Laura und dem neun Jahre alten Jonas, in München. Eva hat eine gut bezahlte Halbtagsstelle in einer Marketingabteilung und duzt ihren Chef Carsten, der ein Tennispartner ihres Mannes ist. Als die Kinder eines Abends bei der Großmutter sind, freut sich Peter darauf, mit ihr allein zu sein und nähert sich Eva mit einer bestimmten Absicht. Doch sie stellt überrascht fest, dass sie keine Lust auf den Austausch von Zärtlichkeiten hat und eher Ekel empfindet.

Obwohl Eva einen liebevollen Ehemann hat und sich glücklich schätzen müsste, wird sie mit ihrem Leben immer unzufriedener. Gefrustet mobbt sie auf der Arbeit eine Kollegin, und aus einer Laune heraus verabreicht sie Peter eine große Menge eines Abführmittels. Während er von Krämpfen geschüttelt wird, spielt sie die Ahnungslose und behält diese Rolle bei, als Laura um ihren verschwundenen Hamster weint, obwohl ihn Eva selbst in den Garten entkommen ließ. Gegen ihre sonstigen Gepflogenheiten widerspricht sie ihrem Mann im Beisein der Kinder, womit sie ihn bewusst demütigt.

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Käsebier erobert den Kurfürstendamm von Gabriele Tergit

Käsebier erobert den KurfürstendammDie Neuauflage aus dem Jahre 2017 des bereits 1931 erschienenen Debütromans „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ von Gabriele Tergit ist mit gutem Grund in der alten Rechtschreibung gehalten, wie Nicole Henneberg in einigen Hintergrundinformationen und biografischen Angaben zur Autorin am Schluss erklärt. Der Plot ist im Jahr 1929 angesiedelt, sechs Jahre nach der Währungsreform im November 1923. Wohnraum wurde immer knapper, durch Rationalisierungen stiegen die Arbeitslosenzahlen und mit ihnen begann der Aufstieg der Nationalsozialisten. Davon schreibt Gabriele Tergit, die selbst Redakteurin war, und beginnt ihren Roman mit einer Unterhaltung in den Räumen der Berliner Rundschau.

Der Metteur (Schriftsetzer) Miehlke treibt täglich die Redakteure Miermann und Gohlisch an, nachmittags um halb fünf ihre fertigen Texte abzuliefern. Als Gohlisch eines Tages nichts einfällt, schreibt er einen wohlwollenden Artikel über den Volkssänger Georg Käsebier. Unterdessen bittet Verleger Dr. Klaus Waldschmidt den Dichter Otto Lambeck, für ihn zu schreiben. Durch Zufall begegnet dieser Willi Frächter, der ihm von dem Artikel über Käsebier erzählt.

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