Liebe, lebenslänglich von Ursula von Arx

Wie Eltern ihre Töchter und Söhne sehen – und umgekehrt!

Liebe, lebenslänglichWenn es darum geht Familienbande zu lösen, tun sich die meisten Menschen doch schwer. Ursula von Arx hat sich auf die Suche nach Personen gemacht, die bereitwillig Auskunft über ihre Eltern-Kind-Beziehung geben wollten. Sie hat jeweils mit einem Elternteil und deren Kind getrennt gesprochen, wobei sie gelegentlich Namensänderungen vornehmen musste. In einem Fall hat sie sogar eine Sonderbewilligung des Freistaates Bayern bekommen, um mit einem Inhaftierten ein fast vierstündige Gespräch führen zu können. Die gesammelten Ergebnisse stellt sie in ihrem Buch „Liebe, lebenslänglich“ vor.

Der 21-jährige Daniel Niepoort will in die Fußstapfen seines Vaters treten, der als Winzer in Portugal das seit 1842 im Familienbesitz befindliche Unternehmen in der Douro-Region, die seit 2001 zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, leitet. Sein Vater Dirk leitet ihn auf recht ungewöhnliche Weise, die den Sohn sogar anfangs enttäuscht zurück lässt.

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Günner Mambrallek: So isset! von Volker Kosznitzki

Günner Mambrallek: So isset!In bestem Ruhrpott-Deutsch schreibt Volker Kosznitzki Geschichten über Günner Mambrallek, der sich als bekennender Gewerkschafter den Titel eines Dipl.-Cholerikers zugelegt hat. Obwohl Günner an seinem Wohnort die Innenstadt nicht gefällt, ist er stolz auf das „Berchbaumuseum“. Verheiratet ist er mit „Lissbett“, die ihm sogar Vorschriften macht, wie er zu pinkeln hat. Vergeblich sucht er in einem Biergarten bei ein paar „Pilskes“ Entspannung, zieht sich einen Bandscheibenschaden zu, als er gegen Wildtauben vorgehen will und kommt einem Zeitschriftenwerber bei einer Urkundenfälschung auf die Schliche. Günner versteht nicht, wieso die „Verschönerung“ eines Wahlplakats Sachbeschädigung sein soll, hält nur eine Abgeordnetendiät für eine wahre Diät, wird von einer früheren Schulkollegin über „Traumfänger“ aufgeklärt und sammelt Erfahrungen als Patient im Krankenhaus.

Volker Kosznitzki gibt in dem Buch „Günner Mambrallek: So isset!“ Ruhrpott-Geschichten zum Besten, von denen einige eher zum Heulen sind, als zum Lachen.

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Annalieder von Nadine Kegele

AnnaliederHelene wollte ihrer kleinen Schwester Anna nur ihren Freund Mats vorstellen, weil sie auf beide stolz war. Sie konnte nicht ahnen, dass sie Gefallen aneinander finden. Gestern Abend und heute in der Früh hat sie nichts gegessen damit ihr Pailettenkleid gut sitzt. Eigentlich hat sie Glück nicht in Annas Haut zu stecken in ihrem weißen Kleid. „Anna sein“ und elf weitere Geschichten werden von Nadine Kegele in „Annalieder“ jeweils aus der Perspektive einer weiblichen Protagonistin erzählt.

Eine Frau greift in „Die Farbe Blut“ nach dem Duschgel und schneidet sich dabei mit dem Rasierer in die Brustwarze. Sie ist unsicher, ob sie zu ihrem praktischen Arzt oder zu ihrem Gynäkologen gehen soll. Eine andere mit einer birnenförmigen Figur wie ihr Kontrabass kann in „Nie einen Rosengarten“ Gebärfreude nicht nachvollziehen, weil sie weder Schmerzen noch Kinder mag.

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Die schlimme Zeit zwischen Aufstehen und Hinlegen von Marcus Gärtner (Hrsg.)

Die schlimme Zeit zwischen Aufstehen und HinlegenInsgesamt haben sich fünfzehn namhafte Autoren in vierzehn Geschichten Gedanken über „Die schlimme Zeit zwischen Aufstehen und Hinlegen“ gemacht, woraus eine Anthologie gleichen Titels entstanden ist. Ihre schriftstellerische Kreativität hat in einer der Geschichten zu einem Mord im Skiurlaub geführt und in einer weiteren einen Jogger eine Leiche finden lassen. Manch ein Protagonist simst lieber als zu telefonieren und ein unter Onaniezwang leidender Professor landet in einer Nervenklinik. Der Leser erfährt etwas über einen Schriftsteller, der vor zwölf Uhr mittags keine Anrufe entgegen nimmt, trotzdem aber nicht faul ist und ebenso wie seine Berufskollegen süchtig den Verkaufsrang bei Amazon beobachtet. Ein Familienvater baut für den Weltuntergang heimlich einen Bunker und ein Autor muss seinem Lektor absagen, weil er im Urlaub statt der erhofften Ruhe störende Animationsprogramme über sich ergehen lassen muss. Manche Menschen haben Probleme mit der Wiedererkennung von Gesichtern und andere können sich keine Geheimnummern merken, was im einen Fall zu Verwicklungen und im anderen zu bösen Überraschungen geführt hat.

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Viele brauchen Erfahrung, wir haben sie… von Wolfgang Sternkopf (Hrsg.)

Gedanken… 50plus!

Viele brauchen Erfahrung, wir haben sie...Das Buchprojekt „Viele brauchen Erfahrung, wir haben sie…“ ist nach einer Idee von Wolfgang Sternkopf entstanden, der das Buch auch herausgegeben hat. Die Texte zum Thema „50plus“ sollten jedoch nicht allein von Schriftstellern geschrieben werden und so wurden über die Initiative „Best Ager“ in vielen Städten des Ruhrgebiets Besucher der Job-Clubs für das Projekt gewonnen. In vier Workshops an insgesamt zwölf Abenden haben die Teilnehmer mit professioneller Hilfe der Autoren Eva von der Dunk, Brigitte Werner, Renate Queke, Ulrich Breitbach und Josef Krug Texte erarbeitet und bei einer der nächsten Zusammenkünfte vorgestellt. Der Fotograf Uwe Jesiorkowski hat dies in Bildern festgehalten und Klaus Poetsch hat einige Karikaturen zur Auflockerung der Texte beigetragen. Am Ende ist der Name Programm, denn Dr. Stefan Lob hat das Nachwort zu dem Buch verfasst.

„Gedanken… 50plus“ ist auf dem Cover von „Viele brauchen Erfahrung, wir haben sie…“ zu lesen, doch das Buch kann nicht halten, was der Titel verspricht. „Übung, Erfahrung, Fähigkeiten, Weitblick, Wissen, Menschenkenntnis, Praxis …“ sind einige der Begriffe einer Schlagwortwolke auf dem Cover und genau zu diesen Themen erwartet der Leser nun Beiträge der über Fünfzigjährigen, die solche Fähigkeiten besitzen.

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Literarische Provokation mit Tiefgang: Philip J. Dingeldeys „Koitus mit der Meerjungfrau“

Buchcover Koitus mit der Meerjungfrau

Gesellschaft am Abgrund – Geschichten, die nicht wegsehen

In seinem Buch Koitus mit der Meerjungfrau* präsentiert Philip J. Dingeldey neun Kurzgeschichten, die sich mit den Schattenseiten der Gesellschaft auseinandersetzen. Thematisiert werden unter anderem das Schicksal einer seit zehn Jahren obdachlosen Frau und eines studierten Philosophen, der von Arbeitslosengeld II lebt und bei der Tafel für Essen ansteht. Zwei Journalisten, die über ein Massaker an Dorfbewohnern in der Wüste berichten wollen, werden selbst auf brutale Weise zu Opfern. Weitere Figuren sind ein Mann, der sich Essen aus der Suppenküche holt, ein zum Tode Geweihter, der sich an eine „Vergessensmaschine“ anschließt, sowie der brave Hiob, der seinen Glauben an Gott verliert. Besonders verstörend ist die Geschichte eines Priesters, der sich im vermeintlichen Glauben an Gottes Willen auf brutalste Weise an einem Ministranten vergeht.

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Homophiliastica – ich schlaf mit wem ich will!

Homophiliastica – ich schlaf mit wem ich will!In der Antike war die gleichgeschlechtliche Liebe noch etwas ganz Natürliches, wenn damit auch vordergründig die Liebe eines erwachsenen Mannes zu einem Jüngling gemeint war. Im 4. bis 5. Jahrhundert hat sich die Einstellung zur Homosexualität mit der Ausbreitung des Christentums, das die Sexualität auf die Ehe beschränkte, grundlegend geändert. Gleichgeschlechtlicher sexueller Verkehr wurde mit dem Tod bestraft und in Deutschland erst 1969 legalisiert. In vielen Ländern der Erde drohen auch heute noch hohe Strafen bis hin zur Todesstrafe. Es ist in diesem Zusammenhang interessant, dass in einigen Ländern die Todesstrafe nur für Männer gilt, wogegen die gleichgeschlechtliche Liebe für Frauen legal ist. Von Bedeutung ist auch, dass sich Biologen nur schwer mit der Tatsache anfreunden konnten, dass es in der Tierwelt eine Schwulenrate gibt. Im Jahr 2006 fand in Oslo eine Ausstellung statt, die sich auf das umstrittene Buch „Biological Exuberance“ von Bruce Bagemihl stützte, wonach Giraffen, Wale, Delfine und Königspinguine Gefallen an gleichgeschlechtlichen Artgenossen haben. Die Schwulenrate soll bei Rosenkakadus 40% betragen und sogar 80% der Zwergschimpansen sollen bisexuell sein.

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Entflammtes Herz von Angelika Stephan

Kurzgeschichten und mehr …

Entflammtes HerzAngelika Stephan hat in einem Buch mit Kurzgeschichten und lyrischen Texten, die durch Abbildungen ihrer Gemälde noch Ergänzung finden, ihre künstlerische Vielfalt unter Beweis gestellt. Schon den Bucheinband ziert in Herzform ein Ausschnitt aus ihrem Bild „Entflammtes Herz“, wonach auch das Buch benannt ist. Die Künstlerin präsentiert einige ihrer abstrakten Kunstwerke, bei denen die orangen und blauen Töne überwiegen, teilweise dominiert auch nur eine dieser beiden Farben.

Die Kurzgeschichten könnten unterschiedlicher kaum sein. Angelika Stephan erzeugt in einigen Erzählungen schnell die nötige Spannung. In den Geschichten geht es aber auch um negative Erlebnisse beim Friseur oder Träumereien, die wie Seifenblasen platzen. Die Autorin stellt das traurige Schicksal einer Magersucht vor, präsentiert dem Leser ein trauriges Weihnachtsfest und einen zerbombten Keller während des Krieges. Eine Kurzgeschichte endet zwar mit der Freude über den Mauerfall, doch ist das Thema an sich schon eher bedrückend.

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Studenten sind auch Menschen von Helmut Rücker

Studenten sind auch Menschen„Studenten sind auch Menschen“ – und was für welche! – ist der Titel der Realsatiren aus Münster von Helmut Rücker. Zum Teil selbst Erlebtes gibt der Autor hier zum Besten, schreibt von dem Schabernack und den Streichen, die anderen Kommilitonen zugefügt wurden. Allerhand Kurioses ist da wieder aus der Versenkung geholt worden, denn der Autor ist Jahrgang 1939 und die Anekdoten ranken sich um die Jahre vor 1968.

In über dreißig Satiren geht es um den Spaß, die manch einer auf Kosten anderer hatte. Wenn gewaschene Hemden plötzlich an einer Platane baumeln, ein noch gefrorenes Huhn in der Pfanne gegart werden soll oder Wasserfontänen des Nachts in geöffneten Fenstern für Gekreische sorgen. Eine Dose Fisch sorgt in einem Café für Empörung, eine Elektrotafel mit vielen Schaltern treibt eine Professorin fast in den Wahnsinn und in einen Münzautomaten werden Geldscheine „geschmuggelt“. Findige Entdecker verwandeln die Blätter der Gunnera in einen Regenschirm, ein auf der Herdplatte zurückgelassener Vogelkäfig hat eine fristlose Kündigung seitens der Vermieterin zur Folge und ein Essensdieb im Studentenheim wird mit Rizinusöl böse bestraft.

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Gebete an den Alligator und die Klimaanlage von Johannes Witek

Gebete an den Alligator und die KlimaanlageEin Buch – siebenundachtzig Geschichten. Die meisten erreichen den Leser in einer Gedichtform, einige wenige auch als Prosa. Da erkennt ein Mann erst zu spät, was er an einer Frau hatte. Ein anderer beobachtet erst eine Frau im Theater, wie sie mit Gegenständen schmeißt. Später wird er selbst Opfer ihrer Wut.

Johannes Witek spricht in seinen Erzählungen häufig Menschen an, die sich völlig einem System untergeordnet haben. Sie merken nichts mehr, sehen nichts mehr. Die Regeln der Gesellschaftsordnung, denen sich alle zumindest dem Schein nach unterwerfen, kritisiert er scharf und wirft immer wieder die Frage nach der Sinnlosigkeit überhaupt auf. Er fragt nach den Träumen der Menschen. Stellt den Wunsch nach Frau, Kind und Skiurlaub in Kitzbühel infrage und hält diese Leute für Spießer. Johannes Witek zeigt auf, wie Schicksalsschläge den Menschen formen und wie er sich dadurch verändert. An einer Stelle behauptet er, dass der gesunde Menschenverstand ein Fehler in einer Welt ist, die nicht aus Vernünftigen besteht.

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