Homophiliastica – ich schlaf mit wem ich will!

Homophiliastica – ich schlaf mit wem ich will!In der Antike war die gleichgeschlechtliche Liebe noch etwas ganz Natürliches, wenn damit auch vordergründig die Liebe eines erwachsenen Mannes zu einem Jüngling gemeint war. Im 4. bis 5. Jahrhundert hat sich die Einstellung zur Homosexualität mit der Ausbreitung des Christentums, das die Sexualität auf die Ehe beschränkte, grundlegend geändert. Gleichgeschlechtlicher sexueller Verkehr wurde mit dem Tod bestraft und in Deutschland erst 1969 legalisiert. In vielen Ländern der Erde drohen auch heute noch hohe Strafen bis hin zur Todesstrafe. Es ist in diesem Zusammenhang interessant, dass in einigen Ländern die Todesstrafe nur für Männer gilt, wogegen die gleichgeschlechtliche Liebe für Frauen legal ist. Von Bedeutung ist auch, dass sich Biologen nur schwer mit der Tatsache anfreunden konnten, dass es in der Tierwelt eine Schwulenrate gibt. Im Jahr 2006 fand in Oslo eine Ausstellung statt, die sich auf das umstrittene Buch „Biological Exuberance“ von Bruce Bagemihl stützte, wonach Giraffen, Wale, Delfine und Königspinguine Gefallen an gleichgeschlechtlichen Artgenossen haben. Die Schwulenrate soll bei Rosenkakadus 40% betragen und sogar 80% der Zwergschimpansen sollen bisexuell sein.

Das Buch „Homophiliastica“ hat sich mit 29 Einzelbeiträgen verschiedener Autoren in Kurzerzählungen oder auch Gedichten dieses Themas angenommen. Gleich zu Beginn gibt es von Elisabeth van Langen einen kurzen, aber beachtlichen Dialog und auch Recklys hat einen kurzen, doch umso eindringlicheren Beitrag darüber geschrieben, dass ein Mann nach der Vorstellung unserer Gesellschaft seine Traumfrau zu heiraten hat. Oliver Gertz wirft einen Blick in eine Zukunft, in der Sex mit einem andersgeschlechtlichen Partner nicht vorstellbar ist und Lukas Wetzel bittet um Akzeptanz für alle, die sich outen. Sibylle Sand hat ihre Gedanken in ein Märchen verpackt, Cimberly Iziengbe schreibt über Vorurteile, weil sich die Freunde eines geouteten Schwulen plötzlich Ausreden für gemeinsame Unternehmungen einfallen lassen und Manuel Magiera macht auf die Probleme Transsexueller aufmerksam und erklärt ausführlich die rechtliche Seite. Carsten Kubicki stellt sich vor, wie Gott sich heute äußern könnte und meint, dass er zu „liebe deinen Nächsten“ auffordert. Bei Niko Weiß wird einem Schwulen auf einem Rastplatz sehr übel mitgespielt, während Elke Grune den Leser sehr einfühlsam die Liebesbeziehung zweier Männer nachempfinden lässt.

Das Buch „Homophiliastica“ will deutlich machen, dass ausgegrenzt wird, wer anders ist. Ob homo- oder bisexuell veranlagt, haben die Betroffenen oft sogar Angst, sich ihren Eltern anzuvertrauen. Aus den Erzählungen und Gedichten sprechen Trauer und Verzweiflung, insbesondere auch Selbstzweifel. Unsere Gesellschaft wird angeklagt, weil sie sich keine Gedanken über unbedachte Äußerungen macht. Auf Kosten anderer kann man leicht ablästern. Vielleicht hilft das Buch, einigen Menschen die Augen für dieses sensible Thema zu öffnen und toleranter zu sein. Besonders die Werbeindustrie sollte sich hier angesprochen fühlen und nicht nur Familienidyllen propagieren. Die teils sehr schönen und nachdenklich stimmenden Texte sind gut während kurzer Zeitfenster zu lesen und an dem Lektorat könnten sich viele Verlage ein Beispiel nehmen.

Homophiliastica – ich schlaf mit wem ich will!

Homophiliastica – ich schlaf mit wem ich will!
Chaotic Revelry Verlag 2012
Broschur
144 Seiten
ISBN 978-3-9812457-8-3

Bildquelle: Chaotic Revelry Verlag
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