Das tote Herz – Ein Psychothriller über Schuld, Identität und medizinische Grenzbereiche

Buchcover des Psychothrillers Das tote Herz

Ein mörderisches Herz und die Frage nach der Identität

Die moderne Medizin macht es möglich, dass Zehntausende nach einer Transplantation mit einem fremden Herzen weiterleben. Sie wissen natürlich nicht, was für ein Mensch das war, dessen Herz nun in ihrer Brust schlägt. Insofern stellt sich die Frage, wie sie reagieren würden, wenn sie wüssten, dass dieses Herz einst einem Serienkiller gehörte. Rainer Würth hat diesen Gedanken weitergesponnen – und daraus einen fesselnden Psychothriller entwickelt.

Die Jagd nach dem Serienmörder

Die Soko „Fotograf“, unter der Leitung von Roland Bruckner und dem Polizeipsychologen Peter Stein, sucht seit drei Jahren nach einem Serienmörder. Acht Frauen hat er bereits getötet – nachdem er sie zunächst in seine Gewalt gebracht und einer psychischen Folter unterzogen hatte. In einem gläsernen Käfig hielt er sie nackt auf einem Seziertisch gefangen, beobachtete sie durch eine Spiegelwand und fotografierte sie. Einströmendes Gas versetzte die Opfer immer wieder in Bewusstlosigkeit. Schließlich legte er sie auf Bahngleise, wo sie von Zügen überrollt wurden.

Die Rettung von Solveig Jacobsen

Seit drei Wochen ist Solveig Jacobsen spurlos verschwunden, und die Ermittler fürchten, dass sie das neunte Opfer des Täters wird. Doch ein Zufall hilft: Eine Polizeistreife verfolgt ein Fahrzeug auf einer kurvenreichen Straße. Der Wagen kommt von der Straße ab, der Fahrer wird eingeklemmt und von der Feuerwehr geborgen. Während er per Hubschrauber abtransportiert wird, entdecken die Beamten im Kofferraum eine junge, traumatisierte und völlig nackte Frau – Solveig Jacobsen. Für den Fahrer, den gesuchten Serienkiller, kommt jede Hilfe zu spät. Er wird für eine Organtransplantation vorbereitet.

Ein neues Herz für Nikolas Kober

Zur gleichen Zeit befindet sich der erfolgreiche Architekt Nikolas Kober auf dem Rückflug von Chicago nach Frankfurt. Schon vor dem Abflug hat er seiner Ehefrau telefonisch mitgeteilt, dass es ihm nicht gut geht. Während des Fluges wird er bewusstlos; nach der Landung steht der Notarzt bereit. Die Diagnose: eine schwere Schädigung des Herzmuskels. Zufällig gibt es einen passenden Spender – Kober erhält „das tote Herz“ des Serienmörders.

Bereits im Krankenhaus plagen ihn beunruhigende Träume. Zu Hause bemerkt seine Frau merkwürdige Veränderungen an ihm. Nur der Polizeipsychologe äußert Bedenken: Kober lebt mit dem Herzen eines Mörders – und dieser scheint ihm ungewöhnliche Dinge „mitgeteilt“ zu haben. Als Stein Kober zusammen mit Solveig Jacobsen sieht, schrillen bei ihm alle Alarmglocken.

Stilistische Mittel und medizinische Details

Rainer Würth beginnt seinen Psychothriller mit zunächst verwirrenden, wechselnden Szenen: Der Architekt Kober erzählt in der Ich-Form von seinem erfolgreich abgeschlossenen Projekt und steigt ins Flugzeug; parallel dazu verfolgen die Beamten einen Verdächtigen, und die Ermittler der Soko reflektieren ihren Wissensstand. Aus dramaturgischen Gründen verzichtet der Autor in dieser Phase bewusst auf vollständige Sätze nach den Regeln der Grammatik.

Die Organentnahme wird detailliert beschrieben: Zwar muss ein Hirntod vorliegen, doch der Körper atmet noch und das Herz schlägt weiter – ein Umstand, der vielen potenziellen Organspendern nicht bewusst sein dürfte. Ebenso zählt der Autor auf, worauf nach einer Transplantation wegen der Abstoßungsgefahr geachtet werden muss. Sogar Blumenerde kann wegen ihrer Pilzsporen tödlich sein.

Fazit: Ein Thriller mit Tiefgang

Das tote Herz* von Rainer Würth ist ein äußerst nachdenklich stimmender Psychothriller, der seinem Genre alle Ehre macht. Er ist so spannend und eindringlich geschrieben, dass sich bei der Lektüre die Nackenhaare aufrichten – und die Schlussszene einen Kloß im Hals hinterlässt.

Das tote Herz von Rainer Würth

Buchcover des Psychothrillers Das tote Herz
Goldmann Verlag 2016
Taschenbuch
315 Seiten
ISBN 978-3-442-48450-8

Bildquelle: Goldmann Verlag

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