Tote kriegen keinen Sonnenbrand von Hilke Sellnick

Tote kriegen keinen SonnenbrandHenriette Sophie von Kerchenstein, von ihren Freunden nur Henni genannt, soll eines Tages das Schloß Kerchenstein erben. Die Achtundzwanzigjährige ist mit ihrem Kater Walter von Stolzing auf dem Weg dorthin, um den Geburtstag ihrer Großmutter zu feiern. Wie in jedem Jahr machen die männlichen Gäste nacheinander Henni ihre Aufwartung, da bekannt ist, dass die Großmutter auf der Suche nach einem Heiratskandidaten für ihre Enkelin und darüber hinaus an einer Verbindung zu einem adeligen Haus gelegen ist.

Unter den Gästen ist auch Professor Friedemann Bond, der einen geeigneten Ort für Gesangsproben sucht, um am Wettbewerb der Verdistimmen in Busseto teilzunehmen. Da der Professor Spionage von seinem Erzrivalen Manuel Koschinski fürchtet, macht er eine völlige Abgeschiedenheit zur Bedingung. Conte Alessandro Mandrini, der ehemalige Liebhaber der Großmutter, bietet seine in der Toskana gelegene kleine Villa an. Sie wäre zwar etwas verfallen, weil sein Sohn ein Luxushotel aus der alten Villa machen will, aber ansonsten würde sie die besten Voraussetzungen bieten. Der Professor nimmt das Angebot an und bittet Henni, eine Pianistin, ihn in die Toskana zu begleiten. Bei dem ihr angebotenen Stundenlohn kann sie nicht widerstehen.

Bei ihrer Ankunft in der Villa werden Henni und die Sänger vom Verwalter Giuseppe Camino und seiner Ehefrau Maria, der Mamma Italia, freundlich begrüßt. Außer ihnen ist noch ihr attraktiver Neffe Bruno Sonego anwesend, der als Journalist arbeitet und Henni sofort positiv auffällt. Durch Zufall entdeckt Henni einen geheimen Gesindegang hinter einer Tapetentür, der ihr zu denken gibt, zumal sie nur zu gut weiß, dass sie Todesfälle magisch anzieht. Tatsächlich hat es jemand auf den Professor abgesehen, während dieser schläft. Zum Glück ist der Plan misslungen und der Professor hat an dem präparierten Radio keinen Stromschlag bekommen.

Henni hat den schönen Bruno in Verdacht, doch als alle nachts von einem Essen zurückkommen, bei dem auch Henni reichlich dem leckeren Chianti zugesprochen hat, findet sie ihn tot über dem Klavier gebeugt in der Villa vor. Hat sie sich das im Rausch nur eingebildet? Genau wie das Blut auf dem Boden? Es muss am Wein liegen, deshalb legt sie sich schlafen. Doch am nächsten Tag dämmert ihr, nicht geträumt zu haben. Es wird von polizeilicher Seite ermittelt, aber Henni weiß, ein Unglück kommt selten allein.

Es gibt Kriminalromane mit Kommissaren als Ermittler oder Privatdetektive, wobei die ihrer Arbeit entweder seriös nachgehen, oder wie im Fall von Miss Marple auf eher unkonventionelle Art und Weise. In dem Roman „Tote kriegen keinen Sonnenbrand“ von Hilke Sellnick betätigt sich zur Abwechslung einmal eine Pianistin als aufmerksame Beobachterin, wobei die Autorin ihre Liebe zur Musik nicht verleugnen kann. Immer wieder lässt sie Textstellen aus den Kompositionen von Giuseppe Verdi passend zum Geschehen einfließen. So steht an einer spannungsgeladenen Stelle, dass sich Verdi auf Dramatik verstand. Weiter später im Handlungsverlauf ist von Geistern der Finsternis, die beschwört werden, aus seiner Oper „Troubadour“ die Rede. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass der internationale Wettbewerb, für den sich die Handlungspersonen in die Toskana begeben, real ist. So gibt es für die Verdi-Stimmen einen Wettbewerb im Teatro alla Scala in Mailand und einen im Teatro Verdi in Busseto. Anders verhält es sich dagegen mit dem Ort Kerchenstein, der fiktiv gewählt ist.

Indem Hilke Sellnick ihre Protagonistin im Roman „Tote kriegen keinen Sonnenbrand“ in der Ich-Form berichten lässt, kann sie die wörtliche Rede, die eine Geschichte belebt, nur wenig einsetzen. Obwohl der rasante Sprachstil von Anfang an konsequent beibehalten wird, kommt der Plot nur schleppend in Fahrt, was sich jedoch ändert, als die Polizia Municipale ihre Ermittlungen aufnimmt und Henni dankbar von ihren Beobachtungen berichten kann. Ab diesem Punkt läuft die Protagonistin zur Höchstform auf. Jetzt zeigt sich auch, dass die Autorin die richtige Entscheidung getroffen hat, indem sie nicht den Erzählstil gewählt hat, denn in der Ich-Form darf eine Person äußern, gleich auf die Schnauze zu fliegen. Leser dürfen sich auf eine Fortsetzung der amüsanten Krimireihe mit der eigenwilligen und nur so vor flotten Sprüchen strotzenden Henni freuen.

Tote kriegen keinen Sonnenbrand von Hilke Sellnick

Tote kriegen keinen Sonnenbrand
Penguin Verlag 2019
Taschenbuch
416 Seiten
ISBN 978-3-328-10242-7

Bildquelle: Penguin Verlag
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