Bergab geht’s tot am schnellsten von Hilke Sellnick

Bergab geht's tot am schnellstenWährend Henni, mit bürgerlichem Namen Henriette Sophie von Kerchenstein, und ihre Freundinnen Cindy und Claudia zum gemeinsamen Musizieren und Feiern bei ihrer Großmutter auf Schloss Kerchenstein verweilen, entschließen sie sich, ein Angebot zu einem Gig anzunehmen: Lauretta Linz feiert den einhundertsten Geburtstag ihres bereits seit über dreißig Jahren verstorbenen Ehemannes im Grandhotel Alpenstern in den Schweizer Bergen mit einem rauschenden Fest. Da in Hennis Kasse wegen einer Steuernachzahlung Ebbe herrscht und die Gage zu verlockend ist, machen sich die drei Frauen samt Instrumenten auf den Weg. In St. Nikolaus werden sie von Sepp Lustenberger empfangen, Skilehrer und Sohn des Bürgermeisters. Doch das in den verschneiten Bergen gelegene Hotel macht auf die Frauen einen wenig einladenden Eindruck.

Enttäuschung macht sich bei Henni, Cindy und Claudia nicht nur wegen des heruntergekommenen Hotels breit, sondern auch in Bezug auf die Köstlichkeiten, mit denen die Geburtstagsgäste verwöhnt werden und von denen sie kaum etwas abbekommen. Als ein Schneesturm ausbricht, wird plötzlich einer der Gäste vermisst. Da die Glocken einer auf einem Hügel gelegenen Kapelle unerklärlicherweise läuten, stapft Henni mit drei Begleitpersonen durch den Schnee zur Kapelle, wo sie den Vermissten am Strick baumelnd vorfinden. Noch kann die Polizei nicht verständigt werden, da der Strom ausgefallen ist und das Smartphone keinen Empfang hat. Nachdem ein Notruf abgesetzt werden konnte, kommt endlich Kommissar Huber mit einem Kollegen. Henni, die eigene Theorien aufstellt und den Mörder finden will, stellt zu spät fest, dass sie gemeinsam mit Huber in der Falle sitzt.

Der Roman „Bergab geht’s tot am schnellsten“ von Hilke Sellnick beginnt mit einem „Weibertreff“ auf dem Familienschloss der Protagonistin, wobei zu viel Belangloses ausgeführt wird. Dass Hennis Großmutter sie gerne unter der Haube sehen würde und diese keine Mittel scheut, weshalb sie auch zwei Freundinnen samt Söhnen eingeladen hat, führte kurzerhand zu einer Scheinverlobung von Henni mit Sebastian Poggenpohl, dem berühmten Tenor an der Deutschen Oper Berlin. Um sich endlich über adeligen Nachwuchs freuen zu können, wäre sie sogar zu Zugeständnissen bereit. Im weiteren Verlauf geschieht über weite Strecken wenig Interessantes: Den Gästen wird ein Abendessen serviert, man trifft sich zum Frühstück und Gedenkgottesdienst, unternimmt eine Schlittenfahrt, löscht einen in Flammen aufgehenden Weihnachtsbaum und im Zuge einer Aussprache liefern sich zwei weibliche Gäste eine unter die Gürtellinie gehende „Schlammschlacht“.

Wo Henni ist, da ist auch ihr Kartäuser Kater Walter nicht weit. Herrn Huber redet die Adelige abschätzig nur mit Unterkommissar an. Wegen seiner Korpulenz spricht die Ich-Erzählerin wiederholt von ihm als Flusspferd oder auch Hanswurst, während sein Kollege in ihren Augen ein „Jämmerling“ ist. Wirklich punkten kann der Roman „Bergab geht’s tot am schnellsten“ mit den Sprüchen, die Hilke Sellnick ihrer Protagonistin in den Mund legt. Denn auch in dem zweiten Fall ihrer Hobby-Ermittlerin sind deren Aussprüche und Gedankengänge voller Ironie, was den Reiz des Plots schlechthin ausmacht. Nur dieser Besonderheit ist es zu verdanken, dass der Leser das Interesse am Fortgang der Handlung nicht verliert. Als Henni und Huber fast schon zum Ende des Buches auf mittelalterliche Spuren stoßen, überstürzen sich die Ereignisse und belohnen den Leser mit raschen Wendungen für sein Durchhaltevermögen.

Bergab geht’s tot am schnellsten von Hilke Sellnick

Bergab geht's tot am schnellsten
Penguin Verlag 2019
Taschenbuch
416 Seiten
ISBN 978-3-328-10398-1

Bildquelle: Penguin Verlag
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