
Die Suche nach Thomas Bergmann
Isabell Bergmann will endlich wissen, was mit ihrem Mann Thomas passiert ist, der vor fünf Jahren während eines Urlaubs in Südfrankreich ganz plötzlich spurlos verschwand. Vermutlich hat er sich freiwillig abgesetzt und führt ein schönes Leben, während Isabell in Heidelberg ihre Tochter Marie alleine großziehen muss. Die Ungewissheit lässt ihr keine Ruhe, und sie erhofft sich von der französischen Polizei Unterstützung. Gemeinsam mit ihrer Freundin Katja macht sich die 36-Jährige auf den Weg in Richtung Süden, während ihre Eltern sich um Marie kümmern.
Ein Wiedersehen mit alten Wunden
Auf dem Polizeirevier trifft Isabell ausgerechnet auf Officier Pascal Lefèbre, der sie vor elf Jahren bitter enttäuscht hat. Notgedrungen muss sie mit ihm vorliebnehmen. Lefèbre hört sich ihre Geschichte nur deshalb an, weil er darin die Chance auf eine Wiedergutmachung sieht. Schon bald überzeugt er seinen Vorgesetzten, Capitaine Millau, dass es Parallelen zwischen dem Verschwinden von Thomas Bergmann und einem gesuchten Serienmörder geben könnte. Erst wenige Stunden zuvor hat dieser ein achtes Opfer – erneut eine junge Prostituierte – mit zahlreichen Messerstichen grausam zugerichtet.
Christophe Lamarre, als Directeur de Police direkt dem Innenministerium unterstellt, räumt der Suche nach dem Mörder höchste Priorität ein. Deshalb werden Lefèbre und seine Partnerin Cécile Khalal durch zwei weitere Ermittler verstärkt. Alles deutet darauf hin, dass Thomas Bergmann der gesuchte Täter sein könnte – und ohne es zu ahnen, bringt sich Isabell in höchste Gefahr.
Spannung zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Silke Ziegler zieht den Leser bereits im Prolog ihres Romans Tödlicher Verrat mit der Ermordung einer jungen Prostituierten in den Bann. Im Wechsel erfährt man von den Gedanken und Handlungen des Mörders, den Ermittlungen der Polizei sowie den Erlebnissen der Protagonistin. In Rückblicken schildert die Autorin Ereignisse von vor elf Jahren, die zu zahlreichen Verwicklungen führen – denn sowohl Pascal Lefèbre als auch Isabell halten stets ein entscheidendes Detail zurück. Da der Leser mehr weiß als die Ermittler, gelingt es Ziegler, die Spannung noch weiter zu steigern.
Frankreich als Bühne für Liebe und Verbrechen
Indem die Autorin den Leser auf eine atmosphärische Reise durch Südfrankreich mitnimmt, wird deutlich, wie sehr sie selbst dieses Land und seine Menschen liebt. Würde sich der Roman ausschließlich auf die Morde und die polizeiliche Ermittlungsarbeit konzentrieren, wäre er ein klassischer Thriller. Doch ein großer Teil des Plots widmet sich dem Privatleben und den Sorgen der Figuren – einschließlich einer Lovestory.
Dabei driftet Silke Ziegler stellenweise ins Triviale ab: Immer wieder liest man, dass entweder die Frau oder der Mann noch nie so starke Gefühle empfunden habe wie jetzt, oder dass sie noch nie so schön ausgesehen habe wie in diesem Augenblick. Dennoch bleibt der Roman flüssig zu lesen, büßt nichts an Spannung ein und wird nur ungern aus der Hand gelegt. Besonders Leserinnen dürfte Tödlicher Verrat ans Herz wachsen.
Tödlicher Verrat von Silke Ziegler

Monogramm Verlag 2014
Broschur
536 Seiten
ISBN 978-3-945458-12-9