Illegale Downloads im Internet und die Gefahr, die von einem allzu leichtfertigen Umgang mit den persönlichen Daten in sozialen Netzwerken ausgeht, sind hochaktuelle und brisante Themen, mit denen sich der Kriminalroman „Netzkiller“ von Oliver Wolf auseinandersetzt.
Jochen Winter und seine beiden Freunde Ralf und Armin sind begeisterte Gleitschirmflieger und verbringen ein Wochenende im Nordschwarzwald in der Nähe von Freudenstadt. Von einer Art Hochebene starten sie trotz einiger starker Turbolenzen zu einem Flug, bei dem Ralf versucht, auch wieder auf dem Startplatz zu landen. Doch kommt er für eine Top-Landung viel zu hoch an den Platz heran und sein Schirm verfängt sich in einem Baum. Einige der Äste geben nach, er stürzt aus etwa drei Metern Höhe zu Boden und landet auf einer Leiche, die dort schon einige Tage gelegen haben muss.
Offensichtlich eine weitere Leiche einer Mordserie, in der landesweit ermittelt wird, stellt Kommissar Bürkle vom Landeskriminalamt fest. Inzwischen der sechste Tote, der dem Gamemaster zum Opfer gefallen ist. Das Bundeskriminalamt hatte verschiedene Hinweise erhalten, wonach mehrere Personen, meist Jugendliche, die sich auf einer Internetseite mit illegalen Downloads registriert haben, eine E-Mail mit dem Satz: „Das Spiel beginnt.“ erhalten haben. Darunter ein Link zu einem Google-Street-View-Bild, auf dem eine Person abgebildet ist, die gefunden werden soll. Wird die Person nicht innerhalb des angegebenen Zeitraums gefunden, wird sie getötet. Und es kann jeden treffen!
Sehr geschickt hat Oliver Wolf in seinem Krimi „Netzkiller“ in einer Art Prolog eine Szene aus dem letzten Teil des Buches vorweg genommen, um gleich zu Beginn Spannung zu erzeugen. Spannend wird es dann auch im Verlauf der Handlung, aber auch enttäuschend, denn der Fall wird nicht durch kluge Ermittlungsarbeit gelöst. Aus dem cleveren und raffiniert vorgehenden Gamemaster wird ein Volltrottel, der den Ermittlern die Auflösung des Falls auf dem Silbertablett serviert. Doch insgesamt ist der Roman gut gelungen, denn er ist spannend und unterhaltsam geschrieben, obwohl er auch einige kleine Schwächen und Fehler aufweist, die ein gutes Lektorat hätte beheben können. Ein Kriminalroman, der Lust macht, das Gleitschirmfliegen einmal auszuprobieren. Denn sehr detailliert und authentisch schildert der Autor die Erlebnisse des Protagonisten Jochen Winter und seiner beiden Freunde und lässt dabei keinen Zweifel darüber aufkommen, wie herrlich dieser Sport sein kann, der aber auch Gefahren in sich birgt, die man nicht unterschätzen sollte. Zu wünschen wäre, dass der Autor die Gefahren, die vom Internet ausgehen, genauso authentisch und glaubwürdig geschildert hätte. Aber leider wirken gerade diese Passagen, die ja eigentlich das Hauptthema des Romans darstellen, häufig aufgesetzt und an den Haaren herbeigezogen. Ob Oliver Wolfs Roman „Netzkiller“ letztendlich den Leser dazu veranlasst sein Surfverhalten kritischer zu betrachten oder zu ändern, ist zumindest zweifelhaft.