„Tote Leiche“ von Tino Hemmann – Sachsen-Krimi mit Tiefgang und gesellschaftlichem Blick

Bild zu dem Kriminalroman Tote Leiche

Ein rätselhafter Fall beginnt mit einem Kinderdiebstahl

Kaum beginnt der fünfte Fall für Kriminaloberkommissar Holger Hinrich, liegt bereits eine tote Leiche im Fokus – ein makabrer Auftakt, der neugierig macht. Der elfjährige Oliver Dreh ist aus dem Kinderheim Wiesenthal geflohen und wird in Dresden festgenommen, nachdem er eine Bratwurst gestohlen hat. Nur kurz zuvor hatte er seinem drogenabhängigen Bruder Jan zuliebe einen Laptop aus einem Auto entwendet.

Zurück im Heim, lernt Oliver seinen neuen Mitbewohner Elias kennen – einen sechsjährigen Jungen, dessen Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Elias entwickelt eine enge Bindung zu Oliver. Als die beiden sich eines Tages früher von der Schule auf den Heimweg machen, werden sie von zwei Männern in einem schwarzen Fahrzeug entführt. Die Entführer drohen: Wenn Oliver den gestohlenen Laptop nicht binnen 48 Stunden beschafft, stirbt Elias.

Brandstiftung, Entführung und ein unkonventioneller Ermittler

Während im Kinderheim der Streichelzoo durch Brandstiftung zerstört wurde, taucht Kommissar Hinrich am Tatort auf. Er befragt Oliver zu Elias’ Verschwinden – doch dieser darf mit niemandem sprechen. Aus Angst bittet er die 14-jährige Lore um Hilfe. Gemeinsam mit Maria, Elias’ zehnjähriger Schwester, entwenden sie kurzerhand den Dienstwagen von Hinrich und fahren nach Dresden.

Der Kommissar nimmt zusammen mit seinem Assistenten Engler die Verfolgung auf. In Dresden wird inzwischen die „SOKO Heim“ gebildet. Doch erst ein 87-jähriger Ex-Stasi-Kundschafter liefert den entscheidenden Hinweis in diesem ungewöhnlichen Fall.

Krimi mit Realitätsnähe, Gesellschaftskritik und Spannung

Tote Leiche überzeugt durch einen realitätsnahen Erzählstil, vielschichtige Figuren und gesellschaftliche Brisanz. Tino Hemmann spart nicht mit Kritik: Der Umgang des Staates mit ehemaligen DDR-Agenten wird ebenso thematisiert wie das Schicksal von Heimkindern oder Korruption innerhalb von Antikorruptionseinheiten – fast schon mit satirischem Unterton.

Der Roman bleibt durchgehend spannend, wirkt aber nicht überhöht: Fehlerhafte Ermittler, glaubwürdige Handlung und eine Prise Bitternis machen diesen Sachsen-Krimi zu einem echten Leseerlebnis.

Fazit: Lesenswerter Kriminalroman mit Tiefe

Tino Hemmanns Tote Leiche verbindet klassische Spannung mit fein gezeichneter Gesellschaftskritik. Ein Krimi, der nicht nur unterhält, sondern auch Denkanstöße liefert – informativ, emotional und absolut empfehlenswert.

Buchcover von Tote Leiche
Tino Hemmann
Tote Leiche
Engelsdorfer Verlag 2012
Taschenbuch
274 Seiten
ISBN 978-3-86268-573-8
Bildquelle: Engelsdorfer Verlag

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