Homöopathie unter Verdacht – Ein Kriminalroman mit Tiefgang

Buchcover des Kriminalromans Nichts drin?

Ein brisantes Thema im literarischen Gewand

Der Streit zwischen den Befürwortern und vehementen Gegnern der Homöopathie ist so alt wie die Heilmethode selbst – nämlich über zweihundert Jahre. Auch heute sind viele überzeugt, dass homöopathische Mittel keine Wirkung entfalten können, da bei stark verdünnten Potenzen kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr nachweisbar ist. In ihrem Kriminalroman Nichts drin?* greift Irene Matt dieses heikle Thema auf – nicht ohne zuvor erfahrene Homöopathen zu Rate gezogen zu haben.

Zwei Todesfälle und viele offene Fragen

Hauptkommissarin Alexandra Rau und ihr Assistent Isidor Rogg von der Kripo Waldshut werden zum Scheffelhof gerufen, wo sich die Frau des Bauern Albiez auf dem Speicher erhängt hat. Am darauffolgenden Tag finden sie in Freiburg die Leiche von Dr. Markus Werner, dem Vorstandsvorsitzenden einer Bank – direkt unter seinem Bürofenster auf der Straße.

Die Ermittler sprechen zunächst mit seiner Chefsekretärin Loretta März. Doch weder sie noch die beiden anderen Vorstandskollegen können erklären, wie es zu dem Sturz kam oder ob es sich um einen Unfall oder Suizid handelt. In einem Gespräch mit Professor Beiling, der Dr. Werner wegen Depressionen behandelt hatte, erfahren sie von einer Frau, der die Bank keinen Kredit gewähren wollte. Dr. Werner soll ihr daraufhin privat mit einem Geldbetrag geholfen haben – was Loretta März bestätigt. Bei dieser Frau handelt es sich, wie die weiteren Ermittlungen ergeben, um die verstorbene Frau des Bauern Albiez.

Schuldfrage zwischen Medizin und Moral

Der Kriminalroman Nichts drin?* offenbart den Täter nicht wie üblich erst am Ende, sondern bereits in der ersten Hälfte. Doch damit ist der Fall noch lange nicht gelöst. Erst das Geständnis offenbart das volle Ausmaß: Die Schöffen und der Richter stehen vor der Frage, ob sie einen Menschen des Mordes verurteilen dürfen, der behauptet, lediglich ein homöopathisches Medikament verabreicht zu haben – das angeblich dazu führte, dass sich Dr. Werner aus suizidaler Absicht aus dem Fenster stürzte. Besonders tragisch: Seine Ehefrau erwartete ihr fünftes Kind, das sie durch eine Fehlgeburt verlor.

Rückblenden, Wendungen und ein realer Fall

Die Handlung wird durch Kapitel unterbrochen, in denen eine vom Leben enttäuschte Frau alte Familienfotos betrachtet. Ihre Enthüllung sorgt für eine überraschende Wendung. Später schildert die Autorin eine Bergwanderung des Richters mit zwei Freunden, bei der er einen Schlaganfall erleidet – ein Ereignis, das sein Denken über die Wirksamkeit homöopathischer Mittel verändert.

In diesem Zusammenhang wird der sogenannte Siriusfall erwähnt – ein realer Fall aus den Gerichtsakten. Irene Matt geht ausführlich auf die Gutachten der Verteidigung und des Staatsanwalts ein, die sich diametral gegenüberstehen.

Stilistische Stärken und kleine Schwächen

Die beiden Hauptfiguren sind authentisch gezeichnet. Besonders Isidor Rogg fällt durch seine ständigen Herkunftsbezeichnungen von Wörtern als extrovertiert auf. Der intelligente, unterhaltsame Plot und der lebhafte Schreibstil von Irene Matt lassen kleinere Unstimmigkeiten oder Fehler, die ein sorgfältigeres Lektorat hätte vermeiden können, schnell vergessen.

Nichts drin? von Irene Matt

Buchcover des Kriminalromans Nichts drin?
Verlag am Eschbach 2017
Hardcover mit Schutzumschlag
363 Seiten
ISBN 978-3-86917-553-9

Bildquelle: Verlag am Eschbach

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