Eine wahre Geschichte über Überleben, Widerstand und die Suche nach Gerechtigkeit
Kindheit im Dschungel: Leben in Freiheit und Armut
Zoya Phan gehört zum Volk der Karen, einer ethnischen Minderheit in Burma (Myanmar), und bezeichnet sich selbst als „Tochter des Dschungels“. Ihre Erinnerungen reichen zurück bis zu ihrem zweiten Lebensjahr. Gemeinsam mit ihren Geschwistern führte sie ein freies, aber entbehrungsreiches Leben: Sie jagten mit Schleudern Vögel, rösteten Käfer in der Glut und orientierten sich an Hahnenschreien statt an Uhren. Türen brauchten sie nicht – Diebstahl war im Dorf kein Thema.
Die Familie lebte in extremer Armut. Reis war das Hauptnahrungsmittel, selbst Maden im Essen waren keine Seltenheit. Geld reichte nicht einmal für Schulhefte. Trotzdem war Zoyas Kindheit von Neugier und Entdeckungsfreude geprägt.
Krieg & Widerstand: Auf der Flucht vor dem Regime
Zoyas Eltern schlossen sich dem bewaffneten Widerstand an: der Karen National Union (KNU), die sich gegen die brutale Politik des burmesischen Militärregimes stellte. Zoyas Vater, ein gebildeter und angesehener Mann, war eine bedeutende Führungsperson in der KNU.
Als die burmesische Armee näher rückte, wurde das Dorf Manerplaw evakuiert. Die Flucht nach Thailand bedeutete Trennung, Gefahr und Entwurzelung. In einfachen Hütten versuchten sie, einen neuen Alltag zu schaffen – doch der Krieg holte sie auch dort wieder ein. Verwundete, Tote, erneute Flucht. Der Vater war oft nur für kurze Besuche da, da sein Leben im Widerstand zunehmend bedroht war.
Bildung als Befreiung: Zoyas Weg zur internationalen Stimme
Trotz widriger Umstände gehörte Zoya stets zu den Besten ihrer Klasse. Der Schulweg war beschwerlich – erst per Kanu, dann zu Fuß durch den Dschungel. Ein Studium war ihr Ziel, und sie erhielt schließlich ein Stipendium. Ihr Vater hatte ihr den Namen „Zoya“ gegeben – in Anlehnung an eine russische Partisanin, die gegen die Nationalsozialisten kämpfte. Der Name wurde Programm: Zoya Phan wurde zur Kämpferin für Gerechtigkeit.
Mut zur Wahrheit: Eine Stimme gegen Unterdrückung und Ignoranz
Zoya Phan schildert in ihrer Autobiografie ehrlich und eindrucksvoll, wie sie sich gegen Traditionen auflehnte, sich bildete und zur internationalen Menschenrechtsaktivistin wurde. Ihre Erzählweise ist direkt und bildhaft – von Hygiene ohne Seife bis zu ihren ersten, naiven Erfahrungen im Westen.
Sie berichtet über Vertreibung, Gewalt, Krieg und Diskriminierung, prangert die Rolle der UNO bei Umsiedlungsprogrammen an und zeigt die Tragik von Flüchtlingsschicksalen: Frauen ohne Papiere landen oft in der Prostitution, Männer auf Baustellen als Arbeitssklaven.
Heute ist Zoya internationale Koordinatorin bei der Burma Campaign UK. Ihr Ziel: den Karen ihr Land und ihre Stimme zurückgeben.

Zoya Phan und Damien Lewis
Tochter des Dschungels
Übersetzung von Maja Ueberle-Pfaff
Knaur Verlag 2012
Hardcover mit Schutzumschlag
304 Seiten
ISBN 978-3-426-65503-0