Parasiten von Marina Heib

ParasitenIn dem Thriller „Parasiten“ von Marina Heib ist Christian Beyer der Chef der Soko, einer Sondereinheit, die zum Zweck der Jagd nach Serienkillern gegründet wurde. Die auf ungewöhnliche Weise zugerichtete Leiche von Henning Petersen, eines jungen Volontärs der Hamburger Morgenpost, gibt nicht nur ihm Rätsel auf. Wenn er an einem brisanten Fall gearbeitet hätte, müsste sein Kollege Walter Raumsauer davon gehört haben, was aber augenscheinlich nicht der Fall war. Zusammen mit seinen Kollegen Eberhard Koch, einem Spezialisten in der Spurensicherung, Daniel Meyer-Grüne, der sich als ehemaliger Hacker unverzichtbar gemacht hat, Volker Jung, einem Verhörspezialisten und Pete Altmann, einem Sprachgenie, führen ihn die Ermittlungen zum Lover des Ermordeten: Danylo Savchenko.

Psychologie-Dozentin Anna Maybach ist mit Kommissar Beyer liiert. Sie liebt klassische Musik und hat erst kürzlich ein Konzert besucht. Danylo Savchenko sollte mit Sofia Suworow auftreten, die er schon seit seinen Kindheitstagen aus Moskau kennt. Doch Danylo erscheint nicht zum Auftritt und Anna erinnert sich, wie verstört Sofia alleine auf der Bühne stand. Den ermittelnden Beamten wird schnell klar, dass hier ein Zusammenhang bestehen muss. Sofia reagiert auf Fragen ausweichend und kurz angebunden, obwohl Verletzungen in ihrem Gesicht darauf hindeuten, dass sie schon unangenehmen Besuch gehabt haben muss. Ihr wurde mit der Entführung ihrer jüngeren Schwester Alina gedroht, wenn sie nicht eine Kassette herausrücken würde. Aus Angst um ihre Schwester fliegt sie in ihre Heimat, nach Moldawien. Doch Alina ist längst verschwunden und in den Händen einer Schlepperbande, die Frauen zur Prostitution zwingt. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an ihren Cousin Vadim und ahnt nicht, dass sie einen Kampf mit skrupellosen Männern aufnimmt.

Christian Beyer und seinen Kollegen wird langsam klar, dass sie das Netz viel weiter auswerfen müssen. Persönlichkeiten von Rang und Namen scheinen in den Fall verwickelt zu sein und die ärmliche Situation in Moldawien spielt ihnen dabei glücklich in die Hände. Sie schrecken vor nichts zurück und verfolgen ihre Ziele mit äußerster Brutalität. Doch zu seiner großen Enttäuschung findet Beyer kaum jemanden, der ihm glaubt und ihn bei seinen Ermittlungen unterstützt. Das Karussell dreht sich und Namen wie Puri, die im Zusammenhang mit Drogenhandel und Rotlicht-Milieu stehen, wecken unangenehme Erinnerungen.

Mit „Parasiten“ hat der gleich lautende Titel des Thrillers von Marina Heib weniger zu tun, als der Leser vermuten könnte, obwohl die Autorin schon im Prolog damit zu schocken weiß. Vielmehr geht es bei diesem äußerst anspruchsvollen Thriller um Schlepperbanden, die mit der Prostitution längst einträglichere Geschäfte als früher mit illegalen Waffen oder Drogen machen. Sehr bewegend zeichnet Marina Heib den Weg nach, dem die jungen Frauen zu Tausenden zum Opfer fallen. Die Rekrutierungsmethoden und die Mittel, mit denen die Frauen gefügig gemacht werden, gehen dem Leser sehr nahe und er kann sich gut in die Situationen der Missbrauchten hineindenken, aber auch in die der Familienmitglieder in Moldawien, die von ihrem Gehalt nicht mal ihre Familie ernähren können. Marina Heib ist es auf ganz eindrucksvolle Weise gelungen, dem Leser Einblicke in eine Welt zu gewähren, die seiner Vorstellungskraft nur schwer zugänglich ist. Der Thriller „Parasiten“ ist von Anfang bis Ende spannend und schafft es sogar noch, diese Spannung am Ende zu steigern, wenn die Fäden zusammen laufen.

Parasiten von Marina Heib

Parasiten
Piper Verlag 2011
Taschenbuch
336 Seiten
ISBN 978-3-492-27300-8

Bildquelle: Piper Verlag
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