Eine autobiografische Reise durch Jahreszeiten, Tourismus und Persönliches
Grado – Eine Insel mit Geschichte und Charakter
Stefan Maiwald lebt auf der 7.600 Einwohner zählenden Insel Grado, idyllisch gelegen zwischen Venedig und Triest in der Adria und über einen künstlich aufgeschütteten Autodamm erreichbar. Bereits 1954 zählte man dort zwei Millionen deutsche Urlauber – der Massentourismus hatte Einzug gehalten.
Während der „Alte Strand“ durch die Gezeiten stetig wächst, wird der Hauptstrand jährlich im November vom Hochwasser angegriffen. Um dem Sandverlust entgegenzuwirken, wird der fehlende Sand durch Abbaggerungen am Alten Strand ersetzt. Ein besonders eindrückliches Beispiel: Nach dem Hochwasser 2023 mussten 2.700 LKW-Ladungen Sand aufgebracht werden. Stolz sind die Gradeser außerdem auf die inzwischen 36-fache Auszeichnung mit der Blauen Flagge.
Jahreszeiten am Meer – Ein Rhythmus mit Ritualen
In seiner Autobiografie Mein Leben am Strand* beschreibt Maiwald den jahreszeitlichen Ablauf eines Strandbewohners:
- Im Januar wird frischer Sand aufgeschüttet.
- Zwei Monate später erhält die Strandbar einen neuen Anstrich.
- Im Frühling werden wochenlang die Badekabinen aufgebaut – und im Herbst wieder abgebaut.
- Während der Saison weisen die Bagnini den Badegästen ihre Plätze auf dem gebührenpflichtigen Strand zu.
2023 zählte die Insel noch 103 Fischer – doch Maiwald zweifelt daran, ob deren Kinder in ihre Fußstapfen treten werden.
Luft, Wellen und das Meer als Kulisse
Der Autor schildert den Wandel der Strandkultur: Damen mit Sonnenschirmen, Studien über besseren Schlaf nach Strandspaziergängen und die heilende Wirkung sauberer Seeluft auf die Atemwege.
Er erklärt die Douglas-Skala zur Wellenhöhe und berichtet vom Wetterphänomen „caligá in busa“ – ein überraschendes, unvergessliches Unwetter. Gleichzeitig merkt Maiwald kritisch an, dass die Anforderungen an Rettungsschwimmer (Bagnini) gestiegen sind, was zu personellen Engpässen führt. Die Italiener selbst scheinen das gelassen zu sehen – für sie ist das Meer mehr Aussicht als Aktivität.
Sand, Geschichte und persönliche Einblicke
Mit Neugier und Fachwissen klärt Maiwald über geologische Eigenschaften der Strände auf: Farbe durch Muschelschalen, Entstehungsgeschichte, globaler Sandbedarf – etwa für Straßenbau und Stahlbeton, wobei Dubai als Hauptabnehmer gilt.
Manche Kapitel sollte man mit einem Augenzwinkern lesen: etwa die Geschichte um das Techtelmechtel seiner Nachbarn Lara und Edo. Der Autor weist selbst darauf hin, dass Namen geändert wurden – was den Wahrheitsgehalt zumindest teilweise bestätigt.
Sprache mit Charme und Ironie
Maiwalds Sprachstil bewegt sich zwischen lockerem Alltagsjargon („Rumgebuddel“, „heimschleppen“) und gehobenen Ausdrücken („dezidiert“, „Ineffizienz“). Er äußert medienkritische Gedanken über Paparazzi als „glorifizierte Stalker“ und erinnert an prägende Ereignisse wie das Pink-Floyd-Konzert 1989 in Venedig.
Viele seiner Anekdoten sind mit ironischer Würze versehen und laden zum Schmunzeln ein – etwa die Beschreibung geiziger Menschen oder kuriose Urlaubsbeobachtungen.
Fazit: Ein Buch zum Genießen
Am Ende gibt Stefan Maiwald praktische Tipps (die er als „Tricks“ bezeichnet) und empfiehlt weitere Lektüre – darunter auch sein eigenes Werk, das definitiv zu den informativsten und unterhaltsamsten Autobiografien gehört.
Mein Leben am Strand von Stefan Maiwald
Mosaik Verlag 2025
Hardcover
304 Seiten
ISBN 978-3-442-39441-8