Der Wolf im dunklen Wald – Krimi zwischen Jagdgesellschaft und dunkler Vergangenheit

Eine Kommissarin zwischen Mordermittlung und Trauma

Buchcover des Kriminalromans Der Wolf im dunklen Wald

Leichenfund im Dragahner Forst

Hauptkommissarin Carla Seidel von der Polizeistation Dannenberg wird von der Polizeileitstelle Lüneburg über einen Leichenfund im Dragahner Forst informiert. Vor Ort entdeckt sie einen Mann mit frischen Stichverletzungen im Unterbauch und Brustbereich. Der Revierjäger Heiko identifiziert den Toten als Thomas Winkels. Er gibt an, die Jagd sei als Wiedersehen ehemaliger Schulfreunde geplant gewesen – organisiert von seinem Schwiegervater Maximilian von Boenning. Heiko selbst habe lediglich den praktischen Teil geleitet.

Sorge um die Tochter

Währenddessen sitzt Carlas Tochter Lana mit Fabian, Heikos Sohn, auf einem Hochsitz zur Tierbeobachtung. Carla kann Lana telefonisch nicht erreichen – nur wenige Tage vor deren achtzehntem Geburtstag, an dem ein Umgangsverbot zu ihrem Vater Sören endet. Die Kommissarin ist beunruhigt, da sie weiß, was Lana in der Vergangenheit durch ihn erleiden musste. Ihre größte Sorge ist ein heimliches Treffen der beiden.

Erste Ermittlungen und Spuren

Zusammen mit ihrem Kollegen Lars Eggers vernimmt Carla Martina von Boenning, Heikos Ehefrau, und besucht im Anschluss Bernd Zugmann, einen Geschäftspartner von Winkels. Auch Laura Siemers, eine ehemalige Angestellte mit Abfindung, wird befragt – ohne erkennbare Fortschritte.

Die kriminaltechnische Untersuchung ergibt: Der Mord wurde mit der rechten Hand verübt, vier Stiche wurden post mortem ausgeführt – ein Hinweis auf extreme Wut. Zudem hatte das Opfer kurz vor seinem Tod sexuellen Verkehr.

Zweites Opfer und neue Zusammenhänge

Vera Jensen von der Kripo Kiel meldet einen weiteren Toten: Andreas Küster, ebenfalls Teilnehmer der Jagd, war Schulfreund und Windpark-Geschäftspartner von Winkels. Zwei Todesfälle innerhalb von vier Tagen? Carla glaubt nicht an Zufall und steht unter Druck – Polizeirat Dr. Kai Wächter verlangt Ergebnisse.

Trauma, Konflikte und ein dunkles Kapitel

In Der Wolf im dunklen Wald* ermittelt Carla Seidel zum zweiten Mal. Ihre Vergangenheit mit Sören, dem Vater ihrer Tochter, verfolgt sie bis heute. Sie erinnert sich wiederholt an eine Szene, in der sie vergewaltigt und schwer verletzt wurde – ein Trauma, das eine neue Beziehung zu Rechtsmediziner Paul verhindert.

Ihr Verhältnis zu Dienststellenleiter Wächter ist zerrüttet. Im Gegensatz zu Lars und Becker empfindet sie ihn als autoritär und feindselig – einmal droht er ihr gar mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde und Suspendierung.

Gesellschaftskritik und Authentizität

Sia Piontek legt großen Wert auf den „Roman“ im Kriminalroman. Sie verwebt persönliche Schicksale und authentische Lebenssituationen mit kriminalistischer Spannung. Ein Beispiel: Nach einem langen Tag will Carla nur duschen und gerät unvermittelt in eine Geiselnahme im Frauenhaus – eine Szene, die den Bezug zur Realität unterstreicht.

Auch wenn der Mord an der fiktiven Nina im Jahr 1994 am Arendsee nur Teil der Handlung ist, greift Piontek reale Doppelmorde aus dem Jahr 1989 im Landkreis Lüchow-Dannenberg auf. Das Rundlingsmuseum in Lübeln und der Journalist Axel Hacke (SZ) sind ebenfalls reale Elemente. Die Autorin ließ sich zudem umfassend rechtsmedizinisch beraten.

Fazit und Ausblick

Wie es privat mit Carla weitergeht, bleibt offen – Sia Piontek dürfte in einem dritten Fall darauf eingehen. Der Mordfall selbst wird gelöst, allerdings für den Leser in unerwarteter Weise.

Ein gut durchdachter, facettenreicher und klug aufgebauter Kriminalroman mit Tiefgang, Realitätssinn und emotionaler Intensität.

Der Wolf im dunklen Wald von Sia Piontek

Buchcover des Kriminalromans Der Wolf im dunklen Wald
Goldmann Verlag 2025
Klappenbroschur
448 Seiten
ISBN 978-3-442-20663-6

Bildquelle: Goldmann Verlag

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