Tuha lebt mit ihrem Vater, der als Gaukler sein Geld verdient, und ihrem Affen Maimun in einem dicht besiedelten Stadtviertel in Kairo. Während des Frühstücks erblickt das Mädchen in der Zeitung ein altes Foto aus der Zeit der Pharaonen, auf dem ein Affe auf einer Harfe spielt. Daraus schließt sie, dass Affen schon seit Ewigkeiten gespielt und getanzt haben. Mit Maimun und ihrem Vater geht sie nach dem Frühstück durch die Gassen bis zu einem Platz mit vielen anderen Gauklern, wo sich Tuha und Maimun im Takt zur Musik bewegen, die der Vater auf dem Tamburin anschlägt. Nach einer Pause mit Pfefferminztee geht es weiter.
Eines Tages kommt der zunehmend nachdenklich werdende Vater mit einem Esel heim. Obwohl für den nächsten Feiertag sogar eine neue Nummer einstudiert wurde, nehmen sie einfach nicht genug Geld ein. Zum Entsetzen von Tuha will ihr Vater seinen Beruf aufgeben und präsentiert ihr einen Karren mit Orangen, den der Esel zieht. Maimun, so erklärt er seiner Tochter, müsste weggegeben werden, da das Geld nicht für alle reicht. Tuha ist betrübt, die sich ein Leben ohne ihren Affen gar nicht mehr vorstellen kann.
Der Vater zieht auf den Markt, wo er die Orangen verkaufen will. Seine Abwesenheit nutzt Tuha und lehrt in der Zeit Maimun das Jonglieren. Als die beiden am nächsten Tag den Vater zum Markt begleiten, sind die Zuschauer von den Kunststücken des Affen dermaßen begeistert, dass prompt alle Orangen verkauft werden. Glücklich treten alle den Heimweg an und Tuha darf Maimun behalten.
Das Kinderbuch Maimun* von Sahar Abdallah, das Larissa Bender aus dem Arabischen übersetzt hat, entführt die Kleinen in die orientalische Märchenwelt von Tausendundeiner Nacht. Die von der Autorin geschaffenen Illustrationen zeigen schon auf den ersten Seiten, dass die Häuser nicht in Mitteleuropa angesiedelt sein können, da im Hintergrund Palmen zu sehen sind. Kinder, denen die Geschichte vorgelesen wird, stellen vielleicht hier schon eine erste Frage, wenn sie diese Bäume noch nicht kennen. Als nächstes mag sie verwundern, dass ein Affe zum Haushalt gehört, was jedoch in Ägypten durchaus üblich ist. Und wenn es um das Land geht, in dem einst die Pharaonen herrschten, dürfte auch das zu Fragen führen. In ihrem Nachwort hat die Autorin darauf hingewiesen, dass im alten Ägypten ein Affe als heiliges Tier galt.
Als sich die Familie zu viert zum Markt aufmacht, kommen sie an Minaretten vorbei, die vorlesende Erwachsene den Kindern anhand der Illustration erklären können. Gleiches gilt für den „Mann aus Stein, der mit einem Speer in der Hand auf einem Pferd reitet.“ Dass es sich dabei nur um eine Statur handeln kann, begreifen auch schon die Fünfjährigen, für die das Buch gedacht ist. Sahar Abdallah hat ihre Illustrationen, die aufgrund des gewählten Großformats besonders gut zur Geltung kommen, nicht überladen und darin nicht zu viele Details untergebracht, so dass sich die Kleinen auf das Wesentliche konzentrieren können. Sie lernen so schon frühzeitig, dass Kinder in anderen Kulturen anders aufwachsen, zum Beispiel mit nur einer Zeitung als Tischtuch, wodurch vielleicht auch ihr Interesse an anderen Kulturen geweckt wird, was sicher ein Wunschziel der Autorin sein dürfte.
Maimun von Sahar Abdallah
Übersetzung von Larissa Bender
Baobab Books 2024
Hardcover
36 Seiten
ISBN 978-3-907277-27-0