Aus dem Leben eines Serienkillers!
Der Thriller „Frankfurt Ripper“ von Martin Olden zeichnet den Lebensweg eines Serienmörders nach. Als Kind zieht Klaus Scholz mit seiner Mutter und dem patriarchalischen Vater nach Frankfurt, wo er in der Schule von seinen Mitschülern gehänselt und provoziert wird. Er verteidigt sich, doch erntet er vom sadistischen Direktor Schläge mit dem Rohrstock und vom Vater Unverständnis. Mit dreizehn Jahren wird er von der Mutter wegen weißer Flecken auf der Bettdecke geohrfeigt, für die alles Sexuelle „Schweinkram“ ist. Kurz vor seinem 59. Geburtstag wird Klaus Scholz, der seit fünfunddreißig Jahren pflichtbewusst als Systemprogrammierer gearbeitet hat, zugunsten eines Informatikstudenten gefeuert. Einfach so abserviert zu werden, stürzt ihn in eine tiefe Krise und nervös geworden, beginnt er wieder wie als Kind zu stottern.
Zum ersten Mal in seinem Leben geht Klaus Scholz zu einer Prostituierten. Doch als die sich über ihn lustig macht, brennen bei ihm in Erinnerung an seine Schulzeit alle Sicherungen durch. Es kommt zum ersten Mord. Von nun an recherchiert er alles über frühere Serienmörder und will unbedingt in der Serienkiller-Hitliste aufsteigen. Denn nur, wenn er berühmt wird und durch seine Popularität viel Geld verdient, kann er seiner dementen Mutter, die er jede Woche im Heim besucht, einen besseren Heimplatz bieten. Obwohl er sich gerne mit dem Kiosk-Besitzer Alfred Schubert und seiner Nachbarin Diekmann, deren Enkel Patrick er sogar Nachhilfe in Mathematik erteilt, unterhält, plant er akribisch weitere Morde mit unterschiedlichsten Werkzeugen. Sämtliche Unkosten trägt er in eine Exceltabelle ein und kündigt jeden Mord über Twitter an, den er später ausführlich in seinem Blog beschreibt. Mit Gyuto-Messer, Vorschlaghammer und Schwert, wobei auf weitere Details an dieser Stelle verzichtet werden soll, mordet Klaus Schulz, der es laut BILD bis zum Jahrhunderthallen-Killer bringt.
Unter dem Pseudonym Martin Olden hat Marc Rybicki den Thriller „Frankfurt Ripper“ geschrieben. Sein Protagonist erzählt in der Ich-Form und führt quasi ein Doppelleben, denn für seine Nachbarin ist er ein Engel, die ihn nur als hilfsbereiten Menschen kennt. Der Killer ist bei seinem Postboten beliebt, sein Nachhilfeschüler liebt ihn und die Heimbesuche bei seiner Mutter sind ihm wichtig. Auf der anderen Seite geht er gefühllos und mit aller Härte gegen seine Opfer vor. Ohne dass diese sich einer Gefahr bewusst werden können, schlägt er völlig überraschend zu. Die letzte Hinrichtung stellt er sogar auf Youtube ein und befürchtet, dass es einigen „Youtube-Guckern schlecht wird“. Diese Aussage sollte übrigens auch jeder an dem Buch Interessierte ernst nehmen, denn die überaus realistische Darstellung der mit extremer Gefühlskälte ausgeführten Morde dürfte selbst für abgebrühte Naturen harter Tobak sein!
Doch trotz einiger wirklich krasser Geschehnisse greift Martin Olden ansonsten in dem mitreißenden Thriller „Frankfurt Ripper“ viele sozialkritische und politische Themen auf, wenn sich beispielsweise der Mörder mit seinen späteren Opfern unterhält. Die katastrophalen Bedingungen in den Pflegeheimen werden neben vielen weiteren Missständen angesprochen und auch die Wissensgier der Menschen nach allem Bösen. Außerdem waren die von Klaus Scholz verehrten und im Roman genannten Massenmörder reale Personen und auch das Buch „Mein Leben unter Serienmördern“ von Helen Morrison, einer forensischen Psychologin, die seit Jahrzehnten Serienmörder in den Gefängnissen besucht und untersucht, was sie zu ihren Taten antreibt, gibt es.
Frankfurt Ripper von Martin Olden
mainbook Verlag 2013
Taschenbuch
211 Seiten
ISBN 978-3-9441240-5-6