Ermittlungen mit psychologischem Tiefgang
Mit Purpurdrache* startet Sven Koch eine neue Thriller-Reihe rund um die Kriminalpsychologin Alexandra Gräfin von Stietencron, die immerhin die Initialen mit Stephen King teilt. Nach dem Studium an der BKA-Akademie beginnt Alexandra zunächst ein Medizinstudium, bevor sie zur Psychologie wechselt. Im Rahmen eines landesweiten Pilotprojekts wird sie nach Lemfeld in Nordrhein-Westfalen versetzt, wo Psycholog:innen die Arbeit der Kriminalbeamten unterstützen sollen.
Noch bevor sich Alex in dem beschaulichen Ort eingelebt hat, wird eine junge Frau ermordet in einem Kornkreis aufgefunden. Die Spuren deuten auf einen Ritualmord hin – die Ermittlungen beginnen.
Trauma, Verdacht und medikamentöse Schattenseiten
Marlon Kraft, Polizeireporter bei der Neuen Westfalenpost, wurde vor drei Jahren in ein folgenschweres Geiseldrama in einem Kindergarten verwickelt. Aufgrund seiner Berichterstattung kam es zu einem Schusswechsel: Eine Kugel streifte ihn an der Schläfe, eine weitere traf den Geiselnehmer, der nun in einer forensischen Psychiatrie untergebracht ist. Marlon leidet seither unter einem Trauma und erhält ein neuartiges, noch nicht zugelassenes Medikament, das ihn stabilisieren soll – allerdings mit gefährlichen Nebenwirkungen wie Aggression und Blackouts.
Als Frauen aus Marlons Umfeld auf brutale Weise ermordet werden, rückt er zunehmend ins Zentrum der Ermittlungen. Selbst sein Freund und leitender Kommissar Marcus Scheffler kann ihn nicht mehr ausschließen. Doch Kriminalpsychologin Alexandra von Stietencron glaubt nicht an seine Schuld – sie hält ihn nicht für einen Psychopathen.
Spannung mit kleinen Schwächen
Trotz einiger dramaturgischer Mängel – etwa früh erkennbarer Hinweise auf den Täter – ist Purpurdrache* ein spannender Thriller, der bis zur letzten Seite unterhält. Sven Koch, bekannt als Journalist, Musiker und Fotograf, beweist erzählerisches Talent, auch wenn die überraschende Wendung am Ende durch zu deutliche Andeutungen abgeschwächt wird.
Figurenzeichnung ohne emotionale Bindung
Die Figuren sind detailliert gezeichnet, doch sie bleiben auf Distanz – kaum eine weckt echte Sympathie, sodass Leser:innen sich schwer mit ihnen identifizieren können. Diese emotionale Kälte trübt das Leseerlebnis ein wenig. Dennoch zeigt Koch großes Potenzial, und es bleibt spannend, wie sich die Reihe um Alex Stietencron weiterentwickeln wird.