Das schönste Wort der Welt von Margaret Mazzantini

Das schönste Wort der WeltGemma ist verheiratet und lebt mit Giuliano in Rom. Vor 16 Jahren ist sie ihm unter ungewöhnlichen Umständen begegnet. Heute, mit 53 Jahren, erhält sie völlig unverhofft einen Anruf von Gojko aus Sarajevo. Gemma müsste unbedingt zu einer geplanten Kunstausstellung kommen, bei der auch Fotos von Diego gezeigt werden, dem Vater ihres Sohnes Pietro. Erinnerungen werden wach, Diego, ihre große Liebe. Wie die Zeit vergeht! Warum meldet sich Gojko erst jetzt? Sie zögert, aber schließlich kann Gojko sie doch überreden. Mit Pietro fliegt sie nach Sarajevo, ohne zu ahnen, welchen Geheimnissen sie dort auf die Spur kommen wird.

In dem Roman „Das schönste Wort der Welt“ von Margaret Mazzantini begibt sich Gemma auf die Spuren ihrer Vergangenheit und erinnert sich, wie alles vor 24 Jahren begann. Als 29-Jährige hat sie an ihrer Masterarbeit geschrieben und Gojko war in Sarajevo ihr Fremdenführer. Er hat sie mit Diego bekannt gemacht, einem 24-jährigen Fotografen aus Genua. In dieser Liebe hat sie keine Zukunft gesehen und heiratet ihren Verlobten aus Rom. Doch diese Ehe hält nicht lange und sie zieht es zu Diego zurück nach Sarajevo, wo sie in ärmlichen Verhältnissen leben. Seine Fotos bringen kaum Geld ein und Gemma weiß, dass sie sich kein Kind leisten können. Später, als Diegos Fotos gefragt sind und sie als Chefredakteurin arbeitet, soll endlich das ersehnte Kind geboren werden. Doch ein Schicksalsschlag folgt auf den nächsten und schließlich heiraten sie sogar in der Hoffnung, wenigstens ein Kind adoptieren zu können.

Der Wunsch nach einem Kind führt beide bis Kiew, wo sie das Elend in der Ukraine erschüttert. Doch bald müssen sie selbst die Entbehrungen eines Krieges erleben. In Sarajevo tobt der Krieg und es fehlt an allem, selbst an dem Lebensnotwendigsten. Ausgehungerte Menschen, Scharfschützen und erbärmliche Zustände in den Krankenhäusern gehören zum Alltag, werden zur Gewohnheit. Diego fotografiert weinende Kinder, die Toten auf den Straßen, die Hoffnungslosigkeit der Menschen. Inmitten allen Elends haben Gemma und Diego den Wunsch nach einem Kind nicht aufgegeben und treffen eine folgenschwere Entscheidung.

Margaret Mazzantini ist mit ihrem Roman „Das schönste Wort der Welt“ ein großes literarisches Werk gelungen! Sie lässt Gemma 24 Jahre ihres Lebens erzählen, der Beginn einer großen Liebe. Doch wie in „Krieg und Frieden“ oder „Doktor Shiwago“ geht es nicht nur um Liebe, sondern auch um das Elend und die Schrecken eines Krieges. Wie sich Menschen verändern und plötzlich Unschuldige töten können, wo sie vorher nicht mal auf eine Taube schießen konnten. Den Hass lernt man über Nacht!

Mit viel Liebe zum Detail versteht es die Autorin, den Leser zu fesseln. Die lebendige Erzählung von Gemma ist erschreckend authentisch. Der Leser begleitet Gemma an jeden Ort, sieht ihn vor sich. Empfindet ihre Verzweiflung und Ohnmacht. Und vor allem auch die Enttäuschung gegenüber ihrer großen Liebe Diego ist für den Leser nachvollziehbar. Gerade in diesem Punkt hat Margaret Mazzantini in „Das schönste Wort der Welt“ einfühlsam gezeigt, dass nicht immer alles so ist, wie es den Anschein hat. Es bleibt zu hoffen, dass dieses wunderbare Werk von seiner Aussage und Atmosphäre durch die Verfilmung des Ehemannes der Autorin nichts einbüßt und es ihm gelungen ist, die Gedanken und Gefühle Gemmas dem Zuschauer genauso nahe zu bringen wie der Roman.

Das schönste Wort der Welt von Margaret Mazzantini

Das schönste Wort der Welt
Übersetzung von Karin Krieger
Dumont Verlag 2011
Hardcover
704 Seiten
ISBN 978-3-8321-9536-6

Bildquelle: Dumont Verlag
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