Elisabetta von Liv Winterberg

ElisabettaPrior Giovanni Luigi Picinardi, Leiter des Juristenkollegs, wird eines Tages im August 1665 zu Giovanni Andrea Sirani gebeten. Wie die Bewohner der Stadt Felsina, das heutige Bologna, ist er untröstlich über den vor zwei Tagen eingetretenen Tod seiner Tochter Elisabetta, die er in der Malerei unterrichtet hat. Obwohl die Verstorbene bereits beigesetzt wurde, soll ihr zu Ehren eine Feier in der Basilika abgehalten werden, wozu der Prior die oratio funebris, eine Trauerrede, halten soll. Sein Auftraggeber ahnt jedoch nicht, dass Picinardi in die junge Frau verliebt war und selbst trauert.

Erst von seiner Haushälterin erfährt der Prior von dem Gerücht, Elisabetta sei von ihrer Magd Lucia Tomolelli vergiftet worden. Als Jurist will er der Sache auf den Grund gehen und trifft sich daher häufig mit Bartolomeo Zanichelli, dem Leiter der Werkstatt im Hause Sirani, der zudem für die Trauerfeier ein Portrait der Verstorbenen malen soll. Ginevra Cantofoli, eine ihrer ehemaligen Schülerinnen, sucht den Prior auf und behauptet zu seiner Überraschung, dass Lucia nicht die Mörderin gewesen wäre. Picinardi ist auch an den Ausführungen von Graf Carlo Cesare Malvasia interessiert, der das Talent der Toten entdeckt hat und als ihr Förderer gilt. Und natürlich kommt er als Jurist auch nicht umhin, die des Mordes beschuldigte Magd Lucia mehrmals im Kerker aufzusuchen.

Der historische Roman „Elisabetta“ weicht von der bei diesem Genre gewohnten Dramatik einer sich anbahnenden oder sich weiter entwickelnden Liebesgeschichte ab, die oftmals die Rahmenhandlung bildet. Wenn der Protagonist auch verliebt war, so wird von Anfang an durch den Tod Elisabettas deutlich, dass es nicht um ein Happyend der beiden gehen kann. Liv Winterberg hat in ihrem Werk vielmehr Wert auf die Darstellung der Malerin Elisabetta gelegt, die eine große Künstlerin war und deren plötzlicher Tod die Bewohner von Bologna aufgebracht haben muss. Bis auf ganz wenige Ausnahmen haben alle in dem Roman genannten Personen gelebt, was ebenso wie die Ermittlungen des geschichtlichen Hintergrundes der mittelalterlichen Stadt viel Recherchearbeit der Autorin erfordert hat.

Obwohl Liv Winterberg ein flüssiger Schreibstil nicht abgesprochen werden kann, mangelt es dem Roman „Elisabetta“ an einem Spannungsbogen. Der Leser weiß, dass die Magd im Kerker festgehalten wird, woraus die Frage erwächst, ob ihre Schuld bewiesen, ihr Geständnis unter Folter erpresst oder ob sie freigesprochen wird. Doch wird das Geschehen immer nur aus der Perspektive des Priors erzählt, der um den Verlust seiner Liebe trauert. Mit der Einleitung der zu Tode gekommenen Elisabetta über das Halten der Trauerrede bis zur Gerichtsverhandlung wird aber noch keine Spannung aufgebaut und erzeugt beim Leser wenig Interesse am Fortgang der Ereignisse. Dagegen dürften sich allerdings Liebhaber der malerischen Künste von den Erzählungen über die Zusammensetzung der von den Malern verwendeten Farben, ihre Ausgangsstoffe und deren Herstellung, begeistert zeigen, zumal im Anhang einige der von Elisabetta erstellten und im Buch erwähnten Gemälde abgebildet sind.

Elisabetta von Liv Winterberg

Elisabetta
dtv 2016
Hardcover mit Schutzumschlag
368 Seiten
ISBN 978-3-423-28086-0

Bildquelle: dtv
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