Das Herz der Alraune von Cornelia Haller

Das Herz der AlrauneNachdem Luzia Gassner in Ravensburg von der Inquisition verfolgt wurde und als Hexe verbrannt werden sollte, konnte sie sich nach Montpellier absetzen. Die Fortsetzung des Romans „Seelenfeuer“ setzt an dem Punkt an, als sich die bereits als Hebamme tätige Luzia im Jahr 1492 bei Prof. Laval zur Medica ausbilden lässt. Allerdings sind auch in Montpellier nur Männer zum Studium zugelassen, so dass sich Luzia als Mann verkleidet tapfer schlägt. Obwohl sie ihr Examen bei den an dieser Universität üblichen, durch den Papst allerdings verbotenen Leichenöffnungen besteht, und Prof. Ibn Faris ihr Interesse an der Frauenheilkunde lobt, muss sie sich vor Miguel Alvarez in Acht nehmen. Nur Claude, einem guten Freund, ist es zu verdanken, dass sie im Schutz einer Reisegruppe in ihre Heimat fliehen kann. Doch auch während der gefährlichen Alpenüberquerung läuft sie Gefahr, von Mitreisenden als gebrandmarkte Hexe erkannt zu werden.

Endlich am Bodensee angekommen, weiß Luzia nicht, wie sie Johannes von der Wehr gegenübertreten soll, dem sie einst die Ehe versprochen hat. Nach wie vor fühlen sie sich zueinander hingezogen. Die Ordensfrau Schwester Ansgard und Johannes sind froh, in Luzia eine tatkräftige Hilfe im Medicus Hospital zu haben, da der Bader Achmüller die neuen medizinischen Erkenntnisse nicht teilt. Luzia merkt aber auch schnell, dass Ottilia, die Tochter des Stadtrates aus Überlingen, Johannes umgarnt und eifersüchtig ist. Für Luzia droht nicht nur von dieser Seite Gefahr, sondern auch vom Dominikanermönch Heinrich Kramer, der sie einst so grausam gefoltert hat. Als Johannes vom Stadtrat erpresst wird und um sein Leben fürchten muss, ist er froh, seine Geliebte bei Rudolf von Baden in sicheren Händen zu wissen.

Der Fokus des historischen Romans „Das Herz der Alraune“ von Cornelia Haller liegt neben der sich entwickelnden Liebesgeschichte, wie sie mit solchen Worten nur in einem Historienroman beschrieben werden kann, auf der Ende des 15. Jahrhunderts praktizierten Medizin, insbesondere, was die Geburtshilfe anbelangt. So wagen Luzia und Johannes erstmals einen Kaiserschnitt an einer mit Mohnsamen ruhiggestellten Gebärenden. Die Autorin hat in namentlich genannten Quellen recherchiert und es ist unstrittig, dass der Schlafmohn sedierende Wirkungen hat. Ob die Frauen tatsächlich, wie bei einer heute üblichen Narkose, die Operation „verschlafen“ konnten, bleibt ihnen nur zu wünschen.

Immer wieder ist vom ehemaligen Lager- und Handelshaus Gred in Überlingen die Rede, das heute die Markthalle Greth beherbergt. Der Leser erfährt in dem Roman etwas über den Johanniter-Orden und dass ein Confrater wie Johannes zwar dem Orden angehörte, doch kein Gelübde ablegen musste. Kurze Erwähnung findet auch der Jakobsweg nach Santiago de Compostela und der schon im Mittelalter bestehende Hellweg im Ruhrgebiet. Wenn der Leser auch die drohenden Gefahren für die Protagonisten früh ahnt, so hält Cornelia Haller doch auch Überraschungen für ihn bereit. So erfährt er von einem Geheimnis, dass die rachsüchtige Ottilia mit ihrem Vater verbindet und mit wem der Inquisitor Heinrich Kramer, Verfasser des Hexenhammers, im Bunde steht. Der historische Roman „Das Herz der Alraune“ ist in einem sehr flüssigen Schreibstil verfasst und bedient sich zum Aufbau eines Spannungsbogens so gemeiner Eigenschaften wie Hinterlist, Neid und Kaltblütigkeit, die dem jungen Liebesglück in den Weg gelegt werden.

Das Herz der Alraune von Cornelia Haller

Das Herz der Alraune
dtv 2015
Klappenbroschur
448 Seiten
ISBN 978-3-423-26081-7

Bildquelle: dtv
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