Satirische Weihnachten mit Hans Scheibner: Ein Blick in „Wer nimmt Oma?“

Buchcover der Anthologie Wer nimmt Oma?

Familienchaos und Geschenkestress

In einer von über vierzig Gedichten und Geschichten, die sich rund um das Weihnachtsfest drehen, widmet sich Hans Scheibner in humorvoller Weise der Frage: Wer nimmt Oma? Wenn es unter ihren Kindern wieder einmal aufzuteilen gilt, bei wem sie den Heiligabend verbringen soll, ist Streit vorprogrammiert. Scheibner kritisiert in seinen Texten die Heuchelei der Menschen zu diesem sogenannten Friedensfest und die Tatsache, dass heutzutage immer teurere Geschenke gemacht werden. In einem Streitgespräch eines Ehepaares geht es darum, was mehr Freude bereitet: etwas zu bekommen oder etwas zu verschenken. Makaber wird es, wenn per Grundgesetz jedem Bürger aus Kostengründen nur noch fünfundsiebzig Lebensjahre zugestanden werden sollen.

Kirche, Konsum und Konflikte

Scheibner stellt fest, dass viele Menschen nur am Heiligabend das Bedürfnis verspüren, in die Kirche zu gehen – und dass häufig niemand weiß, wohin mit dem ganzen Verpackungsmüll. Manch einer verschenkt sein Geschenk kurzerhand weiter, ein anderer kann den Ehepartner nicht zufriedenstellen, weil das Präsent entweder zu teuer oder zu billig ist. Kinder fühlen sich erpresst, weil ihnen nur ein Geschenk winkt, wenn sie ihr Zimmer aufräumen und das Essen aufessen. Frauen wiederum empfinden eine Benachteiligung gegenüber Männern aufgrund der geringeren Rente.

Satire mit Tiefgang und Tabubruch

Mit der Bezeichnung „Satire“ ist bereits klar, um welche Art von Texten es sich in dem Buch Wer nimmt Oma?* handelt. Gläubige Christen könnten die Weihnachtssatiren als ketzerisch oder häretisch empfinden – für ihren Geschmack gibt es sicherlich eine ausreichende Anzahl passenderer Bücher auf dem Markt. Alle anderen jedoch werden ihren Spaß an den Gedichten und Geschichten haben, auch wenn nicht jeder Text gleichermaßen überzeugt.

Lachen und Weinen unterm Tannenbaum

Kaum ein Auge dürfte bei der Geschichte „Wenn möglich, bitte wenden!“ trocken bleiben, in der Frauen ein Navigationsgerät als Geschenk für ihre Männer empfohlen wird. Doch diese Geschichte wird noch übertroffen von „Ein Weihnachtsmann in Nöten“: Der Weihnachtsmann soll zunächst vom Oberengel seines Amtes enthoben werden, entkommt später nur knapp einer Verhaftung, erlebt eine Überraschung auf der Reeperbahn und feiert schließlich mit einem Türken und einem Stadtstreicher Weihnachten.

Scheibner erinnert auch mit einer traurigen Geschichte an die Zeit während des Krieges, als es kein Spielzeug gab – dafür aber Kriegsgefangene, die ein elendes Dasein fristen mussten.

Empfehlung für alle, die noch lachen können

Wer das letzte Fest überstanden hat und über die alle Jahre wieder hereinbrechende Hektik zur Weihnachtszeit noch lachen kann, dem sei das Buch mit den Weihnachtssatiren zur Eigenlektüre empfohlen. Und wer sich mit der im Buch gestellten Frage nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für seine Lieben quält, der kann getrost zu Wer nimmt Oma?* greifen!

Wer nimmt Oma? von Hans Scheibner

Buchcover der Anthologie Wer nimmt Oma?
Ellert & Richter Verlag 2012
Hardcover mit Schutzumschlag
192 Seiten
ISBN 978-3-8319-0133-3

Bildquelle: Ellert & Richter Verlag

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